- 07.12.2023, 13:47:00
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„kulturMontag“: Bradley Coopers umstrittener „Maestro“, Behind-the-scenes der EU-Kulturpolitik, KI am Volkstheater
Danach: „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“ – am 11. Dezember ab 22.30 Uhr in ORF 2
Utl.: Danach: „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“ – am
11. Dezember ab 22.30 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am
11. Dezember 2023 präsentiert eine breite Themenpalette: So befasst
sich die Sendung u. a. mit dem für „Jewfacing“ kritisierten neuen
Film „Maestro“ von Hollywood-Star Bradley Cooper über Leonard
Bernstein, weiters wirft das Magazin anlässlich der Wahl zum
EU-Parlament im nächsten Jahr einen Blick hinter die Kulissen der
europäischen Kulturpolitik und bringt außerdem erste Eindrücke der
neuen Volkstheater-Produktion „Die Inkommensurablen“, bei deren
Umsetzung Künstliche Intelligenz verwendet wird. Anschließend steht
Barbara Weissenbecks neue Dokumentation „Vienna in Hollywood –
Pioniere der Filmmusik“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.
Genialer Musiker und Bonvivant – Bradley Coopers kritisiertes Biopic
über Leonard Bernstein
Er gilt als eines der größten Musikgenies des 20. Jahrhunderts, war
ein Ausnahmedirigent, Pianist und genialer Komponist – u. a. des
Welthits „West Side Story“; er liebte Marlboros, Ballantine’s Scotch
– und seine chilenische Frau Felicia, mit der er drei Kinder hatte.
Er liebte aber auch Männer wie seinen Studenten Tom Cothran, für den
er die Familie verließ. Der psychisch labile Künstler – gleichzeitig
ein barocker Bonvivant – erlebte Phasen von exzessiver Lebensgier,
die sich mit Zeiten der Angst vor künstlerischem Versagen
abwechselten. Sein mit Mitte 20 diagnostiziertes Lungenemphysem und
den recht bald prognostizierten Tod überlebte er bis zum Alter von
72. Hollywood-Star Bradley Cooper zeichnet nun das außergewöhnliche
Leben Bernsteins in seinem Biopic „Maestro“ nach. Der Film, bei dem
Cooper nicht nur Regie und Drehbuch verantwortet, sondern auch gleich
in die Hauptrolle schlüpfte, wurde bei den Filmfestspielen in Venedig
uraufgeführt und löste heftige Kontroversen aus. Der Vorwurf lautete
„Jewfacing“, denn Cooper stelle den legendären US-Musiker mit
übertriebener Nase dar und bediene damit jüdische Stereotype. Cooper
rechtfertigte sich mit der Begründung, Bernstein in diesem
emotionalen Drama möglichst ähnlich sehen zu wollen. Der
„kulturMontag“ trifft RSO-Wien-Chefin Marin Alsop, deren Mentor
Leonard Bernstein war, und spricht mit ihr über den Film und den
herausragenden Künstler.
In Vielfalt geeint? Die europäische Idee und Kulturpolitik
Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte des Friedens und des
Wohlstands. Doch in den vergangenen Jahren scheinen die
Herausforderungen die Staatengemeinschaft zu überfordern. Nur noch 26
Prozent der EU-Bürger:innen und 19 Prozent der Menschen in Österreich
sind davon überzeugt, dass die Dinge in die richtige Richtung laufen.
Von der Schuldenkrise bis zur Migrationsfrage ringt Europa im
globalen Wettbewerb um eine geopolitisch starke Stimme. Nächsten Juni
wählen die 27 Mitgliedsstaaten der EU wieder ihre Abgeordneten zum
Europäischen Parlament. Deren Volksvertreter:innen haben
weitreichende Befugnisse, etwa die Mitwirkung an der Gesetzgebung in
der EU oder demokratische Kontrollrechte in Bezug auf
EU-Institutionen. Was die Kultur betrifft haben die Repräsentantinnen
und Repräsentanten beim EU-Kulturminister:innenrat einen europäischen
Fairness-Prozess zur Verbesserung der sozialen Bedingungen von
Künstler:innen angeregt. Hintergrund der Debatte sind die jüngsten
Empfehlungen einer EU-Expertengruppe, die einen EU-Rahmen für
Arbeitsbedingungen im Kulturbereich, Fair Pay als Kriterium in
nationalen sowie EU-Kulturförderprogrammen und die Stärkung der
europäischen Zusammenarbeit einfordern. Doch wie funktioniert die
Kulturpolitik der EU eigentlich, welche Aufgaben verfolgt sie, was
wird gefördert und welche Maßnahmen werden getroffen? Der
„kulturMontag“ mit einer Bestandsaufnahme.
Vorhang auf für die KI – „Die Inkommensurablen“ im Volkstheater
Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden zunehmend auch in
der Theaterwelt eingesetzt. Vor allem in der Bühnentechnik eröffnen
sich mit den neuen Errungenschaften nie dagewesene Möglichkeiten.
Diese zeigt das Wiener Volkstheater mit ihrer aktuellen Produktion:
Das deutsche Künstlerkollektiv rund um Nils Voges, Bruder des
amtierenden Volkstheater-Direktors, hat sich den mehrfach
preisgekrönten Roman „Die Inkommensurablen“ der österreichischen
Autorin Raphaela Edelbauer vorgenommen. Die Geschichte, die in Wien
am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt, wurde für die Bühne
adaptiert und dabei die Künstliche Intelligenz eingebunden. „Live
Animation Cinema“ nennen das Kollektiv ihr Genre-Format, eine
Mischung aus klassischem Theater, Hörspiel, Performance und Video. Es
ist eine optisch opulente Zeitreise, die das Publikum durch
Prachtpalais sowie queere Unterweltlokale führt und die Stimmung im
Wien der zerfallenden Habsburger-Monarchie spürbar macht. Der
„kulturMontag“ bietet erste Einblicke in das ungewöhnliche Projekt
und hat mit dem Künstlerkollektiv sputnic sowie Hauptdarstellerin
Gerti Drassl gesprochen.
Neue Dokumentation „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“
(23.15 Uhr)
Österreich ist weltweit als Musikland bekannt. Dabei denken die
meisten an die weltberühmten Klänge von Mozart, Beethoven, Strauss
und anderer berühmter Klassik-Komponisten. Kaum jemand verbindet
damit aber Filmmusik. Dabei mischt auch in diesem Genre Österreich
auf Weltklasse-Niveau mit. Der oft betonte Unterschied zwischen so
genannter E- und U-Musik für die großen Lichtspieltempel der Zeit –
er hält so nicht. Österreichs Pioniere der Filmmusik erhielten eine
klassische Ausbildung und schufen symphonische Werke, bevor sie nach
Hollywood aufbrachen und dort Ruhm erlangten.
Barbara Weissenbeck spannt in ihrem Film den Bogen von den Anfängen
der musikalischen Begleitung von Stummfilmen über die 1933
komponierte Filmmusik zu „King Kong“ durch den Österreicher Max
Steiner bis hin zur Krise der Filmmusik-Industrie in den 1990er
Jahren. Steiner, als „Vater der Filmmusik“ bezeichnet, brach 1929
nach Hollywood auf, komponierte an die 200 Soundtracks, wurde für 24
Oscars nominiert und gewann drei davon. Aber auch andere Giganten des
Genres kommen zu Ehren, die wegen ihrer jüdischen Herkunft ins Exil
gehen mussten: Erich Wolfgang Korngold, Hanns Eisler, Schüler von
Arnold Schönberg oder Erich Zeisl.
Barbara Weissenbeck schildert in ihrer Doku auch, wie Filmmusik zu
einem „kriegswichtigen“ Instrument wurde, dies- wie jenseits des
Atlantiks. So entstand mit der Wien Film und der Synchronhalle 1938
das drittgrößte Filmstudio in Nazi-Deutschland, in der sämtliche
Propagandafilme des NS-Regimes musikalisch vertont wurden. Die damals
geschaffene Synchron-Bühne ist heute, Jahrzehnte später, eines der
meistgebuchten Studios für die Produktion zeitgenössischer
Hollywood-Musik.
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