- 05.12.2023, 11:58:13
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TV-Premiere für „Menschen & Mächte“-Doku „Die Akte Noricum – Österreichs geheime Waffengeschäfte“
Am 6. Dezember um 22.30 Uhr in ORF 2
Utl.: Am 6. Dezember um 22.30 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Eine Kanone „Made in Austria“, mehrere mysteriöse
Todesfälle und ganz viel Geld: Das sind die Zutaten für eine der
brisantesten politischen Affären der 1980er Jahre, der sich der ORF
mit einer exklusiven „Menschen & Mächte“-Dokumentation von Georg
Ransmayr und Gregor Stuhlpfarrer am Mittwoch, dem 6. Dezember 2023,
um 22.30 Uhr in ORF 2 nähert. Im Zentrum des Skandals: Die
Waffenschmiede Noricum, eine Tochterfirma der staatlichen Voest
Alpine. Sie exportiert – trotz Österreichs Neutralität – Waffen an
kriegsführende Länder. Mit Wissen hochrangiger Politiker, etwa der
Regierungschefs Bruno Kreisky und Fred Sinowatz sowie weiterer
Minister. Um die Geschäfte nicht zu gefährden, sagten Politiker und
Voest-Manager über Jahre in aller Öffentlichkeit die Unwahrheit. Bis
die Beteuerungen nicht mehr aufrechtzuerhalten waren.
Einer der wichtigsten Zeitzeugen des Noricum-Skandals – der damalige
Innenminister Karl Blecha – macht nun seinen Frieden mit der
Vergangenheit. Er sagt, dass Herbert Amry, Österreichs Botschafter in
Griechenland, seinen Informationen nach von einer CIA-Splittergruppe
ermordet worden sein dürfte. Jahrzehntelang hatte Blecha darauf
beharrt, dass Amry an einem Herzinfarkt gestorben sei. Blechas
Aussagen werfen „ein völlig neues Licht auf die Noricum-Affäre“, sagt
der Historiker Thomas Riegler. Botschafter Herbert Amry starb im Juli
1985 auf einem Botschaftsempfang in Athen. Davor hatte er Kenntnis
über einen illegalen Waffen-Deal zwischen Österreich und dem damals
kriegsführenden Iran erlangt. Er wollte sein Wissen dazu nutzen, um
den Deal zu stoppen. Doch Amry starb – und der Deal lief bis 1987
weiter.
Daran änderte auch der Umstand nichts, dass die „Basta“-Journalisten
Burkhart List und Otto Grüner die GHN-45-Kanonen in einem
jugoslawischen Militärhafen im August 1985 fotografieren konnten.
„Das ist die Ausgangsstation für die Aufdeckung des größten Skandals
der Republik“, sagt Burkhart List im ORF-Interview. Für „Die Akte
Noricum – Österreichs geheime Waffengeschäfte“ hat der ORF im heute
zu Kroatien gehörenden Hafen von Ploče (vormals: Kardeljevo)
umfangreiche Dreharbeiten durchführen können. Und einen weiteren
Geheimnisträger interviewt: Gaan Eisenburger, jenen Mann, der
weltweit nach Abnehmern für die Noricum-Kanonen gesucht hat. Im
ORF-Interview sagt er über die damaligen Geschäfte: „Der Herr
Bundeskanzler Sinowatz kam zu uns und hat gesagt, Ihr müsst dem Iran
Kanonen liefern."
„Die Akte Noricum – Österreichs geheime Waffengeschäfte“ zeigt, dass
mit Hilfe milliardenschwerer Waffenexporte Österreichs Nahost-Politik
akzentuiert wurde. So deponierten Bruno Kreisky und sein
Innenminister Erwin Lanc beim Noricum-Deal mit dem Irak einen Wunsch
bei Saddam Hussein: Iraks Staatschef sollte seine Unterstützung für
den Terroristen Abu Nidal aufgeben. Nach dem Irak 1982 wird ab 1985
auch der Iran mit den Noricum-Kanonen beliefert. Dieses Geschäft ist
noch brisanter, denn seit der Revolution 1979 gilt der Iran als
Erzfeind des Westens.
1989 beginnt der Prozess gegen die Voest-Manager, 1993 müssen sich
die Politiker vor Gericht verantworten. Eine Aufarbeitung der
politischen Verantwortung samt Schuldeingeständnis blieb trotzdem
aus: „Man wollte nicht ausdiskutieren, dass man diese Waffengesetze
verletzt hat, wie man halt in Österreich selten auf den Grund von
irgendetwas gehen will“, sagt Anneliese Rohrer, langjährige
Innenpolitik-Journalistin bei der Tageszeitung „Die Presse“, im
ORF-Interview. Karl Blecha räumt nun ein, die illegalen Geschäfte aus
Staatsräson und Parteidisziplin verteidigt zu haben. Seine Aussagen
geben dem Noricum-Skandal eine neue Wendung.
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