- 23.11.2023, 13:09:29
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Volkshilfe-Umfrage: Viel Zukunftsangst und große Sorge um Leistbarkeit des Wohnens
Kein Zukunftsversprechen an die junge Generation mehr
Die Volkshilfe entwickelt ihre sozialpolitischen Konzepte und Forderungen auf der Basis interner und externer Forschungsergebnisse, aus den Erfahrungen der täglichen Arbeit mit Betroffenen und aus ihrem Sozialbarometer. Dabei werden regelmäßig repräsentative, österreichweite Befragungen durchgeführt, um genaue Informationen über die soziale Lage der Bevölkerung zu erhalten. Für den Präsidenten der Volkshilfe Österreich Ewald Sacher „enthält der aktuelle Sozialbarometer einige brisante Ergebnisse. Der hohe Anteil der Menschen mit Zukunftsängsten, die Sorge um die Leistbarkeit des Wohnens, aber auch das Gefühl, von der Regierung bei der Teuerung allein gelassen zu werden, zeigen eine große sozialpolitische Herausforderung. Unserer Gesellschaft kommt das Zukunftsversprechen an die jungen Leute abhanden, stattdessen regiert die Angst, nicht mehr über die Runden zu kommen.“
Knapp die Hälfte der Menschen hat Zukunftsangst
In der aktuellen Befragung kommt eine weite Verbreitung von Zukunftsangst zum Ausdruck. Beinahe die Hälfte der Befragten, besonders Frauen (46,5%) gibt an, dass sie Angst in Bezug auf die Zukunft haben. Die Zukunftsangst steigt mit zunehmendem Alter (bis 29 Jahre 34,7%; 30-59 Jahre 42,1%; ab 60 Jahre 58,1%).
Große Sorgen um Leistbarkeit des Wohnens
Die Sorge, sich das Wohnen nicht mehr leisten zu können, äußern ebenfalls verstärkt Frauen (44,3%; Männer 35,6%) sowie Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen (Pflichtschulabschluss 43,8%; Lehre/BMS 43,7%; Matura/Hochschule 31,7%) und sie steigt, je geringer das Einkommen ist (bis €1.500 68,8%; €1.501-€2.500 50,3%; €2.501-€3.500 47,6%; ab €3.501 34%). In der Einkommensgruppe bis €1.500 haben bereits mehr als zwei Drittel der Befragten Sorgen, sich das Wohnen nicht mehr leisten zu können. Die negativen Folgen der Teuerung spüren sozial benachteiligte Gruppen am stärksten.  Für den Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger „zeigt die repräsentative Umfrage deutlich, welche Sorgen das lange Nicht-handeln der Regierung im Mietbereich ausgelöst hat. Erst 2024 wird die Begrenzung von Mieterhöhungen auf maximal 5% greifen. Da sind aber immer noch sehr deutliche Erhöhungen möglich, die auf einem jetzt schon sehr hohen Mietpreis aufsetzen.
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Daher fordert die Volkshilfe
- eine wirksame Preisregulierung für den gesamten privaten Mietsektor
 - Erhöhung der öffentliche Wohnbauförderung durch schrittweise Anhebung von derzeit 0,4% des BIP auf 1% des BIP 
 
Höheres Engagement der Regierung gegen die Teuerung dringend erforderlich
Im Einklang mit den weit verbreiteten Zukunftsängsten und finanziellen Sorgen stuft nur eine kleine Minderheit (12%) der Befragten die Maßnahmen der aktuellen Regierung zur Abfederung der negativen Folgen der Teuerung als ausreichend ein. Eine große Mehrheit von 84% der Österreicher*innen sieht sie dagegen als unzureichend.„Die aktuell immer noch hohe Inflationsrate von 5,4% bewirkt, dass das Preisniveau, ausgehend von einem sehr hohen Sockel, weiter steigt. Die Situation von armutsbetroffenen Menschen und Niedrigverdiener*innen bleibt ohne strukturelle Maßnahmen weiter extrem angespannt
“, so Präsident Ewald Sacher.   
Überwältigende Zustimmung zu langfristiger Absicherung von Menschen mit geringem Einkommen
Mehr als drei Viertel der Befragten (79%) würden anstelle der bisherigen Unterstützung in Form von Einmalzahlungen eine dauerhafte und langfristige Absicherung von Menschen mit geringem Einkommen befürworten. Diese Einschätzung wird von einer deutlichen Mehrheit unabhängig vom Geschlecht und quer durch alle Altersgruppen geteilt. Am stärksten unterstützen Menschen, die in ländlichen Gebieten sowie in klein- oder mittelgroßen Städten leben. Für Direktor Erich Fenninger bestätigen die Ergebnisse die Einschätzung der Volkshilfe Österreich. „Leider wurde von der Regierung zu oft auf Einmalzahlungen gesetzt, langfristige und nachhaltige Maßnahmen fehlen immer noch.
Daher fordert die Volkshilfe erneut
- eine grundlegende Reform der Sozialhilfe. Es braucht fixe Untergrenzen und die Anhebung auf ein armutsfestes Niveau
 - die Einführung einer Kindergrundsicherung, damit Armut nicht weitervererbt wird
 - Anhebung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf 70 Prozent
 
Deutliche Mehrheit befürwortet die Einführung von Steuern auf große Vermögen
Bei nahezu drei Viertel der Befragten (73%) zeigt sich eine positive Haltung zur Einführung einer Steuer auf große Vermögen. Sie sehen darin einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit. Die hohe Zustimmung zeigt sich quer durch alle Altersgruppen.
 „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass Menschen, die große Vermögen besitzen, gerecht besteuert werden. Das sehen mehr als 7 von 10 Menschen in Österreich so
“, stellt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich fest.  
Die beiden Volkshilfe Sozialarbeiter*innen aus Oberösterreich und Kärnten, Nadine Bliem und Stephanie Kurath berichten aus ihrem Arbeitsalltag: „Früher waren es meist multiple Krisen von Menschen, Arbeitslosigkeit, Krankheiten oder psychische Probleme, die sie dazu zwangen, Hilfe und Unterstützung bei der Volkshilfe zu suchen. Heute ist es so, dass die enormen Teuerungen beim Wohnen und der Energie viele Menschen zur Verzweiflung bringen, die bisher gut über die Runden gekommen sind. Ein wichtiger Fokus in unserer Arbeit ist die Hilfe für armutsbetroffene Kinder
.“  
Kein Zukunftsversprechen mehr
Für mehr Optimismus und weniger Angst ist es nötig, als Gesellschaft wieder ein Klima der sozialen Sicherheit zu schaffen, dass niemand zurücklässt. Und Erwerbseinkommen, mit denen der Aufbau eines eigenständigen Lebens möglich ist. Dieses Zukunftsversprechen löst unsere Gesellschaft im Moment nicht ein.
Alle Ergebnisse des Sozialbarometer auf www.volkshilfe.at 
Neue Spendenkampagne gegen Kinderarmut
Kinderarmut in Österreich ist immer noch traurige Realität für jedes 5. Kind in unserem Land. Daher startet die Volkshilfe eine neue multi-mediale Kampagne, die Bewusstsein für das Thema schafft und direkte Hilfe für die Betroffenen ermöglicht. Wir bedanken uns bei allen Spender*innen und unseren langjährigen Unterstützer*innen aus dem Unternehmensbereich, die den Erfolg unserer Kampagne ermöglichen:
Wiener Städtische Versicherungsverein,
MAGENTA T-Mobile Austria, Bank Austria AG Member of UniCredit Group
und 4GAMECHANGERS.
Für Rückfragen:
Erwin Berger, T 0676 83 402 215, E-Mail: erwin.berger@volkshilfe.at
Hinweise zur Studie
Für den Volkshilfe Sozialbarometer führt SORA mehrmals jährlich eine repräsentative Befragung zu aktuellen sozialpolitischen Themen durch. Die vorliegende Studie zum Thema „Zukunftsangst" beruht auf 1.006 face-to-face Interviews österreichweit mit Personen ab 15 Jahren (Feldzeit von 3.8. bis 29.8.2023). Die Daten wurden gewichtet nach Alter, Geschlecht, Region, Wohnortgröße, Bildung, Personen im Haushalt und Berufstätigkeit. Somit entstehen aus diesen Daten repräsentative Aussagen über die österreichische Bevölkerung. Die maximale Schwankungsbreite für die dargestellten Ergebnisse liegt bei +/- 3,1%.
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 Leiter Kommunikation Volkshilfe Österreich
 +43 676 83 402 215
 erwin.berger@volkshilfe.at
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