• 10.10.2023, 14:04:41
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Welttag der psychischen Gesundheit - Wie geht es unseren Kindern und Jugendlichen?

Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) zum Welttag zur psychischen Gesundheit 2023

Wien (OTS) - 

Am 10.10.2023 findet der Welttag der psychischen Gesundheit statt. Dies nehmen wir als Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) zum Anlass, um auf die Herausforderungen in der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung in Österreich hinzuweisen. Wie nationale Studien und internationale Meta-Analysen zeigen konnten, kam es seit Beginn der CoVid-19 Pandemie zu einer Zunahme von depressiven Symptomen, Angstsymptomen, Essstörungen, Suizidgedanken und Suizidversuchen bei Jugendlichen. Dies führte sowohl zu einer verstärkten Inanspruchnahme im klinischen kinder- und jugendpsychiatrischen Alltag an den Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie als auch in den niedergelassenen Praxen. Besonders herausfordernd stellt sich dabei der Umgang mit einer Zunahme an Akutvorstellungen aufgrund von Suizidversuchen und akuten Suizidgedanken dar.  Univ. Prof. Dr. Isabel Böge benennt: „Wir haben zwar noch nicht eine Zunahme an vollendeten Suiziden in dieser Altersgruppe, aber die Not unserer Jugendlichen, die sich in der deutlichen Zunahme der suizidalen Gedanken und Suizidversuche widerspiegelt ist mehr als bedenklich und bedarf dringend passender präventiver Gegenmaßnahmen.“ Dabei ist die CoVid-19 Pandemie bei Jugendlichen zunehmend in der Hintergrund getreten, sie beschäftigen sich mit anderen Krisen wie der Klimakrise, dem Auseinanderdriften der Schere zwischen arm und reich und dem Krieg in der Ukraine.  

Es muss festgehalten werden, dass seit Beginn der CoVid-19 Pandemie seitens der politisch Verantwortlichen kaum neuen Ressourcen im Bereich der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen wurden, auch der Ausbau der ambulanten Angebote verläuft in vielen Bundesländern schleppend. So muss darauf hingewiesen werden, dass es etwa im gesamten Burgenland keine kinder- und jugendpsychiatrische Klinik gibt, ebenso gibt es dort keine niedergelassenen Kassenfachärzt:innen. Dennoch wurden seitens der Politik neue Anforderungen an die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung gestellt - etwa im Rahmen des Maßnahmenvollzugsanpassungsgesetz. In dessen nun schlagend werdender Umsetzung wird gefordert, dass forensische Patient:innen zunehmend in Unterbringungsbereichen der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung versorgt werden sollen. Hierzu ist zu bemerken, dass österreichweit nur 65 Unterbringungsbetten zur Verfügung stehen, die bereits jetzt mit der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die sich selbst oder andere akut gefährden, am Anschlag sind.

Während auf diese und auf andere Herausforderung seitens der ÖGKJP in den vergangenen Monaten mehrfach hingewiesen wurde, haben sich in der Realität der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung keine Änderung ergeben. Dazu Univ. Prof. Dr. Paul Plener, Präsident der ÖGKJP: „Wir weisen seit Beginn der Pandemie auf die gestiegenen Belastungen hin. Das ist mehr als drei Jahre her. Wenn wir damals begonnen hätten, die geforderten Veränderungen umzusetzen, wären wir jetzt schon viel weiter. Es ist höchste Zeit, dass die Herausforderungen, die in unserem Bereich der Versorgung bestehen auch von politischer Seite endlich ernst genommen werden und konkrete Maßnahmen folgen.“ Daher fordern wir anlässlich des Welttags der psychischen Gesundheit Verbesserungen auf mehreren Ebenen, um in der Zukunft eine Verbesserung dieser Versorgungslage zu erreichen:

  • Ausbildungsinitiative zur Fachärzt:innengewinnung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin: flächendeckende finanzielle Unterstützung der Zusatzausbildung im Bereich der psychotherapeutischen Medizin und Unterstützung der Länder bei der Schaffung neuer Ausbildungskapazitäten.
  • Ausbau kinder- und jugendpsychiatrischer stationärer Kapazitäten zur Erreichung der Bettenmessziffer, die im Strukturplan Gesundheit Österreich für das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgesehen ist
  • Ausbau der Versorgungskapazitäten im Rahmen von Ambulatorien und im Rahmen von kassenfinanzierten kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungsplätzen im niedergelassenen Bereich
  • Umsetzung von finanzierten Ausbildungsstellen der niedergelassenen Lehrpraxis im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutischer Medizin
  • Bundesweite Umsetzung neuer Behandlungsmodelle wie des Hometreatments im Rahmen der Regelfinanzierung
  • Schaffung gemeinsamer Strukturen an der Schnittstelle zwischen den Ressorts Gesundheit, Bildung, Justiz, Familien, Wirtschaft.
  • Möglichkeit der wechselseitigen Anerkennung von Ausbildungszeiten in den Fächern Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutischer Medizin und Psychiatrie und psychotherapeutischer Medizin, um Doppelfachärzt:innen schneller eine Berufsausübung ermöglichen zu können

Rückfragen & Kontakt

Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie - ÖGKJP
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
E-Mail: sekretariat@oegkjp.at Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
Homepage: http://www.oegkjp.at/
Tel. 0680/1512197

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