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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Der Angriff am Schabbat", von Michael Sprenger, Ausgabe vom Sonntag, 8. Oktober 2023

Die Hamas zeigt die Schwächen des israelischen Geheimdienstes auf – und stärkt zugleich Netanjahu.

Innsbruck (OTS) - 

Der Angriff auf Israel könnte einen Flächenbrand auslösen und wird sicher keine Lösung im Palästinenserkonflikt bringen.

   Bis heute hat der Yom-Kippur-Krieg tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis Israels hinterlassen. Vor 50 Jahren, am 6. Oktober 1973, überfiel am höchsten jüdischen Feiertag eine Allianz arabischer Staaten ein unvorbereitetes Land. 50 Jahre später hat die Hamas einen lange geplanten Angriff auf Israel gestartet: am Schabbat und jüdischen Feiertag Simchat Tora. Und wieder trifft es Israel unvorbereitet. Der israelische Geheimdienst dürfte versagt haben. Die Hamas kann dies zumindest als Sieg in einem Propagandakrieg feiern. Doch eine (wie auch immer geartete) Lösung des jahrzehntelangen Palästinserkonflikts hat sie wohl auf die kommenden Jahrzehnte verunmöglicht. Es ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen der Angriff haben wird. Die Absicht der Hamas scheint klar zu sein. Sie will den Versuch arabischer Länder, mit Israel eine politische Normalisierung zu erreichen, desavouieren. Sie hofft, dass es auch im Westjordanland zu einem Aufstand kommt, rechnet mit der Unterstützung der Hisbollah. 
   Doch die Hamas riskiert einen Flächenbrand.  Und sie spielt ihrem Widersacher, dem angeschlagenen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, in die Hände. Er wird mit aller Härte gegen die Hamas vorgehen – auch um so vom Widerstand im Inneren des Landes gegen seine Regierung ablenken zu können. Israels Präsident Yitzhak Herzog sagte am Freitag angesichts der gespaltenen israelischen Gesellschaft: Man habe 50 Jahre nach dem Yom-Kippur-Krieg nichts gelernt. Der einzige Unterschied sei, die Bedrohung komme nun nicht von außen, sondern von innen. Herzog hat sich getäuscht. Ebenso wohl die Hamas. Es gibt allerorten nur Verlierer. 


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