• 13.09.2023, 16:29:08
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Gesundheit: ÖGLB fordert gleichwertige Versorgung und Pflege für gehörlose Menschen.

18.-24. September: Der Österreichische Gehörlosenbund widmet die Aktion #SignWithMe dem Thema Gesundheit und Pflege.

Österreich (OTS) - 

Menschen mit Behinderungen sind im Gesundheitssystem nicht adäquat berücksichtigt. „Für gehörlose, schwerhörige und taubblinde Personen ist der Zugang zu Einrichtungen der Vorsorge, Behandlung, Beratung oder Pflege nicht barrierefrei. Die Ignoranz der Gebärdensprache gefährdet unsere Gesundheit!“, warnt Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes.

Anlässlich des Internationalen Tages der Gebärdensprachen (23. September) zeigt der Österreichische Gehörlosenbund mit Interviews, Umfragen und Statements eine Woche lang Lücken im Gesundheits- und Pflegewesen auf und fragt politisch Verantwortliche: Was wird getan, um Gesundheit und Pflege für gehörlose Menschen zugänglich zu machen?

„Es ist bewiesen, dass Menschen mit Behinderungen seltener zum Arzt gehen und dadurch ein nicht so gesundes Leben führen können, wie sie sollten“, bestätigt Kira Grünberg, Behindertensprecherin der ÖVP. „Gehörlose Person müssen einen Dolmetscher organisieren, eine persönliche Assistenz oder Familienangehörige bitten, zwischen Ärztin und Patientin zu vermitteln. Das ist oftmals schambehaftet und unangenehm“, weiß Heike Grebien.

Dr. Harald Schlögel von der Ärztekammer NÖ bestätigt: „Gerade im sensiblen Arzt-Patienten-Verhältnis ist es entscheidend, dass die Kommunikation gut funktioniert, egal ob im Krankenhaus oder in der Ordination.“ Deshalb sollen „taube Menschen (…) natürlich die freie Wahl ihres Arztes und ihrer Gesundheitseinrichtungen haben. Das gelingt nur, wenn dort eine entsprechende Kommunikation gegeben ist“, ergänzt der ÖVP-Abgeordnete Dr. Josef Smolle.

Philip Kucher, Klubobmann der SPÖ und BM Johannes Rauch sind sich einig: „Gesundheits- und Pflegepersonal muss für den Umgang mit gehörlosen, schwerhörigen und taubblinden Menschen sensibilisiert und geschult werden“, so Kucher. „Um Personal besser zu schulen, ist die Aufnahme von Menschen mit Behinderungen in Ausbildungen für Gesundheitsberufe (…) vorgesehen“, so BM Rauch.

Gesundheitssprecher der Grünen im Nationalrat, Ralph Schallmeiner, begrüßt die Einrichtung von Gehörlosenambulanzen: „Aber nicht nur in Wien oder in Linz. Wir brauchen sie so flächendeckend, dass sie niederschwellig und wohnortnah erreichbar sind.“

Welche Maßnahmen auch immer gesetzt werden, um das österreichische Gesundheitssystem inklusiv zu machen, „es ist extrem wichtig, dass Selbstbetroffene und Interessensvertretungen einbezogen werden“, betont Grünberg.

Die politisch Verantwortlichen haben die Probleme erkannt. Der ÖGLB hat konkrete Forderungen und Maßnahmen für einen barrierefreien Zugang zum Gesundheitswesen für gehörlose Menschen ausgearbeitet. Die Umsetzung muss die Politik liefern.

Das braucht es für ein barrierefreies Gesundheitswesen:

  • In jedem Bundesland eine Gehörlosen-Ambulanz (Vorarlberg, Tirol, Niederösterreich und Burgenland haben derzeit keine);
  • Terminvereinbarung müssen in allen Gesundheitseinrichtungen online, per E-Mail oder SMS möglich sein.
  • Geschultes Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen: verpflichtende Sensibilisierungskurse für den Umgang mit gehörlosen Menschen und Angebot von Kursen für Österreichische Gebärdensprache.
  • Krankenkassen müssen bei der Vergabe von Kassenverträgen verpflichtend auf die Barrierefreiheit einer Arztpraxis achten.
  • In Krankenhäusern und Praxen müssen für den Notfall Kontaktdaten von Gebärdensprachdolmetscher:innen bereit liegen.
  • Aufruf von wartenden Patient:innen im Zwei-Sinne-Prinzip (akustisch + optisch).
  • Standardisierte Protokolle für die Ersthilfe, Informationsblätter, Übersetzungshilfen und Verhaltenshinweise für das Gesundheits- und Pflegepersonal können ärztliche Versorgung gehörloser Patient:innen erleichtern.

„Ein wirklich Inklusives Gesundheitswesen würde gehörlose Personen in allen medizinischen Berufen zulassen“, wünscht sich Helene Jarmer. „Dazu bräuchte es allerdings Chancengleichheit in allen Bildungs- und Ausbildungszweigen." 

Rund um den Internationalen Tag der Gebärdensprachen (23.9.) organisiert der ÖGLB jedes Jahr die Aktionswoche #SignWithMe, die heuer vom 18. – 24. September auf allen Social-Media-Kanälen, Webseiten der Landesverbände und Gebärdenwelt.tv (www.gebaerdenwelt.tv) läuft.

Rückfragen & Kontakt

Petra Navara, 0676 617 3949

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