• 02.08.2023, 21:10:32
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Salzburg: Theologischer Preis an Religionspsychologin Heine verliehen

Auszeichnung der Salzburger Hochschulwochen für ein Lebenswerk ging an "zentrale Persönlichkeit der Theologie sowie des interreligiösen Dialogs in Österreich" - Laudatorin Walser: "Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie" - Heine: Theologie kann von Natur als religiöses Konzept lernen

Utl.: Auszeichnung der Salzburger Hochschulwochen für ein Lebenswerk
ging an "zentrale Persönlichkeit der Theologie sowie des
interreligiösen Dialogs in Österreich" - Laudatorin Walser:
"Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie" - Heine:
Theologie kann von Natur als religiöses Konzept lernen =

Salzburg (KAP) - Der Theologische Preis der Salzburger
Hochschulwochen wurde heuer an die evangelische Theologin und
Religionspsychologin und -pädagogin Susanne Heine verliehen. Der
renommierte, mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt das theologische
Lebenswerk Heines, die seit den 1980er-Jahren eine der "zentralen
Persönlichkeiten der Theologie sowie des interreligiösen Dialogs in
Österreich" darstelle und als für ihre "Sachlichkeit, Ausgewogenheit
und Konstruktivität" bekannte Intellektuelle national wie
international geschätzt werde, heißt es dazu in der Begründung der
Jury. Die Verleihung fand am Mittwochabend an der Universität
Salzburg statt.

Heine habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Disziplinen der
Religionspsychologie, der Religionspädagogik sowie der feministischen
Theologie an den Theologischen Fakultäten zentral etablieren konnten.
Zudem habe sie sich stets intensiv um eine "vertiefte Verständigung
zwischen Christentum und Islam" bemüht, hielt die Jury weiter fest.

"Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie"

In ihrer Laudatio würdigte die Salzburger Moraltheologin Prof.
Angelika Walser die Preisträgerin als "eine der ersten
akademisch-universitären Mütter der Theologie weit über den
deutschsprachigen Bereich hinaus". Walser wählte für ihre Laudatio
die ungewöhnliche Form eines fiktiven Briefwechsels mit Heine. Darin
streifte sie in einzelnen "Briefen" anerkennend die vielen
Forschungs- und Wirkungsbereiche Heines, der Bibelexegese ebenso
umfasst wie Religionsdidaktik, Religionspsychologie und feministische
Theologie.

So habe Heine u.a. als "streitbare und immer wieder auch umstrittene
Pionierin der feministischen Exegese Neuland beschreiten", sie könne
als eine "Pionierin einer modernen Religionspädagogik und -didaktik
in Österreich und Deutschland" gelten und habe sich stets auch um
eine Wissenschaftskommunikation bemüht, noch bevor dies überhaupt zu
einem Thema an den theologischen Fakultäten wurde. Durch ihre
Fähigkeit, auf diese Weise "Netzwerke und Brücken zu bauen" und viele
verschiedene Welten miteinander zu verbinden, habe Heine wichtige
Schienen für die Theologie in der Gegenwart gelegt - und denen sie
gern weiter folgen wolle, so Walser abschließend.

Heine: Theologie kann von Natur als religiöses Konzept lernen

In ihren Dankesworten beschrieb Heine ihr Leben als eine
"Wanderschaft zwischen vielen Welten" und gab zugleich einen Einblick
in ein Forschungsgebiet, welches sie zuletzt intensiv bewegte: die
Frage nach der Bedeutung der Natur als ein religiöses Konzept - und
dessen Bedeutung für die Theologie und kirchliche Praxis. Schließlich
fasziniere Natur als religiöses Konzept heute viele Menschen und
scheine "eine eigene Glaubensgemeinschaft geworden zu sein, die
dadurch herausfordert, dass sie den Finger auf so manche theologische
und kirchliche Wunde legt", so Heine. So versage sich die Natur etwa
jeder kirchlichen "Sündenrhetorik" - bleibe auf der anderen Seite
aber stumm, sie "spricht nicht, hört nicht zu, antwortet nicht und
kennt keine Personen" - sie entziehe sich damit jenem Moment, was den
Menschen überhaupt zum Menschen macht: seine Sprache.

Dennoch habe die Natur auch die Philosophie seit ihren Anfängen
fasziniert und bewegt - und Heine zeigte sich überzeugt, dass
Theologie und kirchliche Praxis bei allen kritischen Einwürfen
durchaus von Natur als religiöses Konzept lernen könne. Heine entwarf
dazu Thesen, die ganz am Thema der heurigen Hochschulwochen -
"Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen" - orientiert waren. So
brauche es in Theologie und kirchlicher Praxis laut Heine u.a.
"weniger Gehorsamsforderung, mehr Hinhören auf das Gewissen",
"weniger Ermahnungen und Vorschriften, mehr Zutrauen in die Gaben des
Menschen", "weniger Unterdrückung der sinnlichen Strebungen",
"weniger dogmatisch verhärtete Formeln" und schließlich: "Weniger
Sünde und Tod, mehr Lob der Schöpfung und Dank an den Schöpfer".

Biografische Notizen

Susanne Heine wurde 1942 in Prag geboren. Von 1961 bis 1966 studierte
sie Evangelische Theologie in Bonn und Wien sowie in Wien
Philosophie. 1968 wurde sie zum Geistlichen Amt der
evangelisch-lutherischen Kirche ordiniert. Bis 1979 war sie
Assistentin am Institut für Neues Testament an der Wiener
evangelischen Fakultät. 1973 promovierte sie mit einer Arbeit zur
Theologie des Paulus. Die Habilitation folgte 1979. Von 1984 bis 1990
leitete sie das neu errichtete "Institut für Religionspädagogik" an
der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien, 1990 wurde sie
Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der
Uni Zürich. 1996 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie das Institut für
Praktische Theologie und Religionspsychologie bis zu ihrer
Emeritierung 2010 leitete.

Heine war u.a. Vorstandsmitglied der "International Association for
the Psychology of Religion", Mitglied des Kuratoriums des
Europäischen Forums Alpbach und viel gefragte Referentin im Bereich
des interreligiösen Dialogs in Österreich. Außerdem ist sie
Ehrenvorsitzende der "Plattform Christen und Muslime". Im Jahr 2007
erhielt sie den Wilhelm-Hartel-Preis der philosophisch-historischen
Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und 2011 das
Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

((ende)) HKL/GUT
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