• 02.08.2023, 10:08:32
  • /
  • OTS0044

„Ich bin letztlich ein glücklicher Mensch geworden“: Ö1 zum 70. Geburtstag von Georg Friedrich Haas

Wien (OTS) - Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas
begeht am 16. August seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass
thematisiert Ö1 in mehreren Sendungen Aspekte des Lebens und
Schaffens von Haas: von seiner „mikrotonalen“ Klangsprache über
seinen internationalen Erfolg bis zu seiner beeindruckenden
Wirkmächtigkeit als Lehrer.

In „Des Cis“ (11.30 Uhr) sind von Montag, den 7. bis Montag, den
14. August Vignetten zu hören, die u. a. Haas‘ Zugang zur
Mikrotonalität oder zur Politik thematisieren.

Drei Ausgaben von „Zeit-Ton“ (23.03 Uhr) sind dem Komponisten
gewidmet. Am Montag, den 7. August geht es darum, wie Georg Friedrich
Haas das musikprotokoll prägte. Das musikalisch und
gesellschaftspolitisch wirksame Schaffen von Georg Friedrich Haas ist
eng mit Graz und dem ORF musikprotokoll im steirischen herbst
verbunden. Dort wurden einige seiner zentralen Werke uraufgeführt,
darunter sein Erstes und Viertes Streichquartett sowie sein politisch
brisanter „Monolog für Graz“ über die Wirkmächtigkeit
nationalsozialistischen Gedankenguts „als unterschwelliges Substrat
in der Realität der österreichischen Gesellschaft“. Auch die Wurzeln
seines Kompositionsstils reichen in die Geschichte von Österreichs
ältestem Festival für zeitgenössische Musik zurück: Intendant Karl
Ernst Hoffmann holte Haas 1988 als Kurator zum musikprotokoll. Eine
Festivalausgabe, die damals kritisch beäugt wurde und heute als
visionär erkannt wird, weil sie die Möglichkeiten des Komponierens
mit Mikrointervallen exemplifiziert hat. Haas wirkte selbst bei
mehreren Aufführungen mit, unter anderem leitete er die Aufführung
von „Arc-en-Ciel“ für sechs Klaviere im Zwölfteltonabstand von Ivan
Wyschnegradsky, dem Pionier mikrotonalen Komponierens.

„Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas und sein
Einfluss auf das zeitgenössische Komponieren“ ist Thema in „Zeit-Ton“
(23.03 Uhr) am Dienstag, den 8. August. Haas gehört zu den
einflussreichsten Komponistenpersönlichkeiten der Welt. Seit 2013 hat
er eine Kompositionsklasse an der Columbia University New York - eine
der angesehensten Stellen, die man als Kompositionslehrer haben kann.
Davor unterrichtete er in Basel und 16 Jahre lang an der
Kunstuniversität Graz - dort unter anderem Kontrapunkt, Werkanalyse
und Kompositionstechniken des 20. und 21. Jahrhunderts. „Zeit-Ton“
geht der Frage nach, welche Aspekte seines Werks besonders
wirkmächtig waren - immerhin wurde sein Stück „in vain“ 2017 in einer
von der italienischen Musikzeitschrift „Classic Voice“ initiierten
Abstimmung als das bedeutendste Werk seit 2000 gekürt.

Die Welt neu hören mit Georg Friedrich Haas

„Georg Friedrich Haas: Komponist und Zeitzeuge“ steht am Montag,
den 14. August im Mittelpunkt von „Zeit-Ton“ (23.03 Uhr).
„Komponieren ist für mich wirklich eine existentielle Notwendigkeit,
um mit dem Ballast, den ich in mir verspüre, in irgendeiner Weise
fertig zu werden“, so Georg Friedrich Haas 2006. Was er damit
angedeutet hat, machte er fast ein Jahrzehnt später öffentlich. Der
Komponist ist in einer den Nationalsozialismus verherrlichenden
Familie aufgewachsen und er hatte selbst noch als junger Student an
dieser Ideologie festgehalten. 2022 erschienen dazu seine
autobiographischen Erinnerungen „Durch vergiftete Zeiten. Memoiren
eines Nazibuben“. Darin schildert er seine Sicht, wie nach 1945 in
Österreich mit dem Nationalismus sowohl im öffentlichen wie auch im
privaten Bereich umgegangen wurde. Trotz dieser Bürde, wie auch
wiederholten Missbrauchs- und Gewalterfahrungen ist es Haas gelungen,
sein Leben in andere Bahnen zu führen. „Ich bin letztlich ein
glücklicher Mensch geworden“, schreibt der Komponist in seinen
Memoiren. Die Musik hat dabei eine Schlüsselrolle gespielt.

„Opus - das Musikkolloquium“ begibt sich unter dem Titel „Die Welt
neu hören mit Georg Friedrich Haas“ am Dienstag, den 15. August ab
15.05 Uhr auf einen Streifzug durch das Schaffen von Haas. Aus einer
Umfrage des italienischen Magazins „Classic Voice“ unter 100
Expert:innen aus Europa ging Georg Friedrich Haas im Jahr 2017 als
bedeutendster Komponist der Gegenwart hervor, gefolgt von Simon
Steen-Andersen und Rebecca Saunders. Was macht Haas‘ Werk so
besonders? Wie hat seine Beschäftigung mit der Welt der Obertöne und
Mikrointervalle das Komponieren - und die Kalibrierung unseres Hörens
- verändert?

Georg Friedrich Haas hat immer gerne für die vielen Klangfarben
einer großen Orchesterbesetzung komponiert. Einigen ausgewählten
Beispielen dieses Genres gespielt vom RSO Wien ist das „Ö1 Konzert“
am Dienstag, den 15. August ab 19.30 Uhr gewidmet. Den Auftakt macht
das „Konzert für Violine und Orchester“ von Georg Friedrich Haas aus
1998 mit Violinist Ernst Kovacic und Friedrich Cerha als Dirigent des
RSO Wien, aufgenommen in Graz beim ORF musikprotokoll. Es folgt das
„concerto grosso Nr. 2“ für Ensemble und Orchester, ebenfalls ein
Mitschnitt aus dem musikprotokoll-Archiv mit der seltenen Kombination
von Klangforum Wien und dem RSO Wien gemeinsam auf der Konzertbühne.
Danach steht das „concerto grosso Nr. 1“ für vier Alphörner und
Orchester auf dem Programm. Schlussendlich macht Haas‘ Stück „Fremde
Welten“ für Klavier und Orchester schon durch seine Besetzung den
Widerspruch zwischen wohltemperierter Klavierstimmung und mikrotonal
intonierendem Orchester hörbar. Das „Ö1 Konzert“ endet mit dem Stück
eines Komponisten, den Georg Friedrich Haas so sehr schätzte, dass er
2006, als der Bewunderte verstarb, das Werk „Open Spaces / in memory
of James Tenney“ komponierte. Beim musikprotokoll 2010 spielte das
RSO Wien sowohl Haas‘ „Fremde Welten“ als auch jenes Werk des
amerikanischen Komponisten James Tenney, auf das sich Haas in
memoriam bezogen hatte: „In a Large, Open Space“. Das Programm von Ö1
im Detail ist abrufbar unter https://oe1.orf.at/.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | HOA

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel