- 01.08.2023, 22:00:02
- /
- OTS0122
TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Der Wald liegt am Boden" von Marco Witting
Ausgabe vom Mittwoch, 02. August 2023
Geld allein wird im Kampf um die heimischen Wälder nicht reichen. Es braucht rasch einen umfassenden Plan, um den Wettlauf gegen den Borkenkäfer zu gewinnen. Die Folgen eines Scheiterns könnten über Jahrzehnte spürbar sein.
Es ist ganz schön viel Holz, das da vor uns liegt. Wortwörtlich. Und im übertragenen Sinne. 600.000 Festmeter Schadholz hat man nach den Stürmen vor zwei Wochen mittlerweile festgestellt. Das ist ein Wertverlust von 30 Millionen Euro. Und noch einmal so viel Geld wird notwendig sein, um die Schutzfunktion der Wälder wieder herzustellen. Ganz schön viel Holz eben. Doch Geld allein wird ohnehin nicht reichen. Im Kampf gegen den Borkenkäfer und die Zeit braucht es eine kollektive Kraftanstrengung von der Politik bis hin zur Industrie. Sonst drohen langfristig noch viel größere Schäden.
Wenn sich morgen in Innsbruck auf Initiative des Landeshauptmanns der Landwirtschaftsminister, Forst, Sägewerks- und Waldbesitzer zum großen Gipfel treffen, dann ist Eile geboten. Ein bisschen Geld, ein paar Beteuerungen, diverse Absichtserklärungen werden ganz bestimmt nicht reichen. Es braucht rasch Lösungen. Weil ein Teil des Waldes vom Zillertal bis ins Pitztal schlichtweg am Boden liegt – und man nur nach Osttirol schauen muss, um zu erkennen, dass dies dauerhaft negative Folgen haben wird.
Vier Monate Zeit, so rechnet man intern, bleiben also, um das Schadholz aufzuarbeiten und aus dem Wald zu bringen. Wie schwer das ist, das zeigt der Blick in die Vergangenheit und ebendort hin nach Osttirol. Hier hat das Land viel Geld lockergemacht, insgesamt viel versucht – und man musste letztlich trotzdem erkennen, dass man teilweise auf verlorenem Posten stand. Der Borkenkäfer fraß sich durch diverse Wälder und richtete massiven Schaden an. Die Schutzfunktion ist stellenweise nicht mehr vorhanden. Das führt dazu, dass man teuer und eilig Verbauungen errichten muss, damit Siedlungsgebiete geschützt sind. Gelingt so etwas nicht, könnte im schlimmsten Fall ein Haus ganz schnell in der roten Zone landen.
Eines der größten Probleme: Diese Arbeit ist schwierig und gefährlich gleichermaßen. Entsprechende Fachkräfte sind mehr denn je Mangelware – und auch andernorts gibt es eben viel Schadholz. Wenn das Land also zum Forstgipfel lädt, dann ist das eine wichtige und dringend notwendige Initiative. Sie muss aber konkrete Schritte bringen. Der kleine Borkenkäfer mag unbedeutend daherkommen, er kann aber massiven Schaden anrichten. Es wird Jahrzehnte dauern, um die zerstörten Wälder wieder aufzuforsten. Dabei brauchen wir, angesichts steigender Unwetterschäden, unseren Wald als natürlichen Schutzschild dringender denn je.
Rückfragen & Kontakt
Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT