Danach: „Alltagsgeschichte – Die Donauinsulaner“ – ab 22.15 Uhr in ORF 2
Utl.: Danach: „Alltagsgeschichte – Die Donauinsulaner“ – ab 22.15
Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Die zehnteilige ORF-Kulturdokureihe „Weites Land“
untersucht die österreichische Seele sowie die Besonderheiten jedes
Bundeslandes und seiner Bevölkerung. Nach einem neuen Film über die
Steiermark und den Dacapos der Vorarlberg- und
Niederösterreich-Ausgaben bringt ORF 2 im „dokFilm“ am Sonntag, dem
23. Juli 2023, um 22.15 Uhr die TV-Premiere von „Weites Land –
Kärnten“, die für heuer zweite neue Ausgabe der ORF-Kulturdokureihe.
In dieser filmischen mentalitätsgeschichtlichen Landvermessung
überprüft Regisseurin Jennifer Rezny Österreichs südlichstes
Bundesland auf Klischees, vermeintliche Wahrheiten und
unwidersprochene Eigenheiten. Prominenter Protagonist ist Pilot und
Unternehmer Thomas Morgenstern.
Danach nimmt eine Ausgabe von Elizabeth T. Spiras Kultreihe
„Alltagsgeschichte“ aus dem Jahr 1996 „Die Donauinsulaner“ (23.05
Uhr) unter die Lupe. Fans der Kultreihe finden alle 60 Folgen von
Elizabeth T. Spiras „Alltagsgeschichten“ zum Streamen auf Flimmit
(flimmit.at).
Mehr zum Inhalt von „Weites Land – Kärnten“:
Wer sich nach Kärnten begibt, wird schnell umfangen – von der
Schönheit der Landschaft und der Gastfreundschaft der Menschen: ein
scheinbar fröhliches Volk, das immer ein Lied auf den Lippen hat.
Doch so manche Molltöne mischen sich in das Kärntner Lied und setzen
sich in der Kärntner Seele fest. Regisseurin Jennifer Rezny trifft
bei ihrer Landvermessung interessante Menschen, manche von ihnen über
die Region hinaus bekannt.
Die mittlerweile pensionierte Köchin Sissy Sonnleitner wurde in ihrer
aktiven Zeit von den großen Gourmet-Bibeln mit Hauben gekrönt und
Sternen belohnt. Ihr Erfolgsrezept: Sie fusionierte in ihrem Gasthaus
in Kötschach-Mauthen die lokale mit der italienischen Gastronomie zur
sogenannten Alpen-Adria-Küche. Immer noch fasziniert sie, dass
Kärnten der Schnittpunkt der slawischen, romanischen und germanischen
Kultur ist. Trotz dieses Reichtums ortet sie bei ihren Landsleuten
einen gewissen Mangel an Selbstvertrauen. Das mag dem historischen
Blick nach Norden geschuldet sein: Die wohlhabendere bäuerliche
Gesellschaft Oberösterreichs sei immer schon selbstbewusster
aufgetreten.
Ähnliches konstatiert Thomas Morgenstern: Der dreifache Olympiasieger
und vielfache Weltmeister im Skisprung steht im Rang eines
Nationalhelden. Aber vor allem die Anfänge waren nicht leicht. Im von
selbstbewussten Tirolern dominierten Skiverband fühlte er sich in
jungen Jahren oft abgekanzelt. „Du bist keiner von uns“, bekam er oft
zu hören. Trotzdem ist der einstige „ÖSV-Adler“ Überflieger
geblieben. Mit dem Helikopter erhebt sich der nunmehrige Pilot und
Unternehmer hoch über den Millstätter See.
Johann füllt privat eine Heldenrolle aus, genauer gesagt jene des
Pantoffelhelden – und dies mit Hingabe und Leidenschaft. Denn seine
Frau Christine hält die Zügel straff. Am Faaker See, wo es noch
Sommer wie damals gibt, betreiben die beiden einen Campingplatz samt
Restaurant. Der 11. Oktober 2008 war auch für Johann ein
„J.-F.-Kennedy-Moment“: Alle, die damals der Kinderstube entwachsen
waren, wissen heute noch, wo sie die Nachricht von Jörg Haiders Tod
ereilte. Mit dem ebenso legendären wie umstrittenen Landeshauptmann
verband Johann eine Freundschaft. Den Verschwörungstheorien um seinen
Autounfall erteilt er aber eine Absage.
Als Spaltpilz der Gesellschaft wird Jörg Haider von vielen gesehen,
zumal von Angehörigen der slowenischen Minderheit. Der
Bankangestellte Paul wünscht sich, dass die Politik die slowenische
Sprache endlich mehr wertschätze und er nicht länger um jedes
slowenische Wort bitten müsse, denn das sei kränkend. Und
Sozialarbeiter Marko spricht von einer Zerrissenheit, die nachwirke.
Dennoch gebe es Mundartausdrücke jenseits aller Sprachgrenzen.
„Tschentschen“ bedeutet so viel wie Jammern, aber anders als das
wienerische Raunzen, das laut in die Welt hinausposaunt wird, sei es
eher nach innen gekehrt – und verweise so auf die Kärntner
Mentalität.
Ein deutscher Organist, der in einer Klagenfurter Kirche den
Donauwalzer spielt – auch das gibt es in dieser Ausgabe von „Weites
Land“. In den ersten Jahren seiner Immigration wurde Martin schnell
beschieden: Einen Deutschen, der uns erklärt, wie es richtig geht,
brauchen wir hier nicht. Er liebt die Musikalität der Menschen in
seiner neuen Heimat: Sie kämen zur Welt, um als erstes ein Kärntner
Lied zu singen.
Seit 64 Jahren steht Hermine Wiegele fast täglich frühmorgens in
ihrer Backstube im Gailtaler Nötsch. Wenn die 84-Jährige etwas
umtreibt, dann der Gedanke, in den Ruhestand gehen zu müssen. Neben
Brot ist Kunst ein essenzielles Lebensmittel für sie. Das Wiegelehaus
beherbergt auch das Museum des Nötscher Kreises, zu dem bedeutende
Künstler wie Franz Wiegele, Sebastian Isepp, Anton Kohlig und Anton
Mahringer zählten. Entwurzeln ließ sich Hermine trotz Angeboten der
Verwandtschaft, ins Ausland zu gehen, nie: „In der Fremde würde ich
verdursten“.
„Weites Land“ ist eine Koproduktion von ORF und Feuer & Flamme Film,
gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Kultur
Niederösterreich, Kultur Oberösterreich, Cinestyria Filmcommission
and Fonds, Kärnten Film Commission und Land Vorarlberg.
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