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TIROLER TAGESZEITUNG AM SONNTAG "Leitartikel" Ausgabe vom Sonntag, 9. Juli 2023, von Max Strozzi: "Es müssen auch alle wollen"

Der Fall der Russen-Villa in Kitzbühel weckt auch Zweifel, ob den Kampf gegen illegale Freizeitwohnsitze auch alle ernst nehmen.

Innsbruck (OTS) - 

Gemeinden bilden Kontrollgemeinschaften, und es häufen sich auch die Gerichtsurteile, in denen illegale Freizeitwohnsitze abgestraft werden. Besonders der Schmäh mit dem „Arbeitswohnsitz“ zieht nicht mehr. Die Problematik illegale Freizeitwohnsitze wird ernster genommen, auch wenn die Strafen mitunter gering sind.
   Die Vorgänge rund um die Kitzbüheler Villa, die seit 2013 dem russischen Oligarchen Arkadi Rotenberg zugerechnet wird, geben aber zu denken, ob alle an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen. Denn wie nun bekannt wurde, stellte die Tourismusabteilung des Landes bereits 2019 nach einer Kontrolle vor Ort fest, dass das Luxus-Chalet als Freizeitwohnsitz genutzt wird, weshalb seither auch eine Freizeitwohnsitzpauschale für den TVB eingehoben wird. Auf die naheliegende Idee, einmal nachzusehen, ob es sich bei der Russen-Villa überhaupt um einen genehmigten Freizeitwohnsitz handelt, kam damals aber augenscheinlich niemand. Das ist zwar offenbar nicht zwingend nötig, weil selbst illegale Freizeitwohnsitze solche Abgaben zahlen müssen – was eh schon sehr eigenartig ist. Man könnte aber trotzdem von ganz alleine auf den Gedanken kommen, einen Blick in die Liste der genehmigten Freizeitwohnsitze zu werfen, wenn man schon mit der Nase auf einen Feriensitz stößt – um bei der Gelegenheit auch gleich die Stadt Kitzbühel in die Pflicht zu nehmen. Das kann nicht so schwer sein, es müssen aber auch alle wollen.
   Was nützt es, wenn der Kampf gegen illegale Freizeitwohnsitze ausgerufen wird und in der Umsetzung kocht jeder sein eigenes Süppchen. Oft scheitert es an fehlendem Willen, es werden einfach unterschiedliche Zuständigkeiten vorgeschoben. Fälle wie die Russen-Villa wecken Zweifel, ob das Problem von allen ernst genommen und eine Lösung überhaupt gewünscht ist.

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