Digitale Therapie bei Erschöpfungssymptomen durch Stress und Burnout
Die heimische Versorgungssituation von Menschen mit Erschöpfungssymptomen durch Stress und Burnout ist prekär. Einerseits haben Pandemie, Energiekrise und Teuerung ihren Tribut gefordert und die Zahl von Personen, die unter psychischen Folgeerscheinungen von Überlastung leiden, mit Stress und Burnout zu kämpfen haben, erheblich ansteigen lassen. Andererseits sind auch die Kapazitäten der psychosozialen Versorgungsstrukturen erschöpft. Wer in psychische Schieflage gerät, muss oft monatelange Wartezeiten in Kauf nehmen. Viele Therapeutinnen und deren Patienten blicken hierzulande neidvoll nach Deutschland, wo bereits digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) etabliert sind und von den Kassen bezahlt werden. In Wien fand sich Ende Mai 2023 eine Expertenrunde ein, um auch bei uns den Weg für niederschwellige digitale Therapieangebote zu ebnen. „Um lange Wartezeiten für die Betroffenen zu überbrücken, scheinen digitale Anwendungen eine gute Option zu sein“, so der Neurologe Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek.
DiGA sind qualitätsgesicherte Apps
Im Gegensatz zu Gesundheits-Applikationen, die man sich aus dem App-Store aufs Smartphone laden kann, handelt es sich bei Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) um zertifizierte Medizinprodukte, die hohe Ansprüche an Qualität und Datensicherheit erfüllen müssen. Dass DiGA in Deutschland auf Kassenkosten verordnet werden können ist im deutschen Digitale-Versorgung-Gesetz seit 2019 festgelegt. „Es gibt einen großen Bedarf und DiGA stellen einen niederschwelligen Zugang dar“, erklärt Dr. Juliane Walter, Ärztliche Leiterin des Psychosozialen Dienstes, 10. Wiener Gemeindebezirk. Vor rund 1 ½ Jahren wurde das Programm zu Stress und Burnout (DiGA von HelloBetter) zugelassen. Das digitale Therapieprogramm kann, wie ein Medikament verschrieben und vom Patienten, über einen Anwendungszeitraum von 3 Monaten, zu Hause durchgeführt werden. In diesem Fall bedient man sich Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie, basierend auf dem transaktionellem Stressmodell nach Lazarus. Per Video, Audio und Text werden die Inhalte auf der Online-Plattform vermittelt, auch das Führen eines Stresstagebuches erfolgt angeleitet, auf digitalem Weg. Bei dieser DIGA steht den Betroffenen zudem auch eine psychologische Fachkraft online zur Seite, die jederzeit per Text-Begleitung Hilfestellungen und Feedback-Möglichkeiten anbietet. Ärztinnen und Ärzte können ihren Patientinnen und Patienten HelloBetter Stress und Burnout empfehlen, wenn diese Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung aufweisen (ICD-10-Code: Z73). Ausschlusskriterien finden sich bei vorliegender Suizidalität oder, wenn Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis und/oder dissoziative Störungen vorliegen.
Nutzen der DIGA wissenschaftlich belegt
Die Wirksamkeit dieser Behandlungsoption wurde in mehreren kontrolliert randomisierten Studien nachgewiesen. Die Zulassungsstudie wurde an 264 Arbeitnehmenden überprüft. Primäres Zielkriterium war die Stressbeanspruchung mittels Percieved Stress Scale (PSS- 10), ein etabliertes Werkzeug, mit dem erhoben wird, wie belastend die Teilnehmenden bestimmte Lebenssituation empfinden. Dabei zeigte sich eine signifikante Reduktion der Stressbeanspruchung. Ein Effekt, der auch nach 6 Monaten noch Bestand hatte, bzw. sogar noch stärker ausgeprägt war. Zudem zeigten die Probandinnen und Probanden nach der Anwendung auch weniger depressive Symptome, Angst, Schlafbeschwerden oder emotionale Erschöpfung. „Fachkräfte können sich dabei auf ein evidenzbasiertes digitales Therapieprogramm verlassen“, erklärt Dr. Christa Rados, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie(ÖGPP) und Abteilungsleiterin der Erwachsenen im Psychosozialen Therapiezentrum, Villach.
Während man jedoch in Deutschland bereits breit auf DiGA zurückgreift, die auch von hausärztlicher Seite verschrieben werden können und damit ein niederschwelliges Angebot liefern, hinkt man in Österreich hier noch weit hinterher. Prof. Dr. Gabriele Sachs-Erfurth, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsycho-pharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB): „DiGA sind keine bloße Ersatz-Behandlung, sondern eigenständige Therapien, die sich einer evidenzbasierten Zulassung gestellt haben.“
Es sei jedoch, so die Expertenrunde, unumgänglich, zeitnah mit einer Verbreiterung des Angebotes für die betroffenen Patientengruppen - auch mit digitalen Tools – die immer größer werdende Versorgungslücke im Bereich der psychischen Erkrankungen zu schließen.
Eine ausführliche Zusammenfassung der Diskussion mit Originalzitaten der Expert:innen finden Sie im Downloadbereich unter www.meinediga.at/presse siehe Fachartikel: "Ärzte Woche Nr.26 DiGA Stress und Burnout"
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