- 03.07.2023, 10:00:03
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Erwachsenenimpfung in Österreich – Wen kümmert's?
Eine hochrangige Expert:innen-Runde diskutierte, warum Österreich bei wichtigen Impfungen zu den EU-Schlusslichtern zählt.
Impfen ist in Österreich ein ambivalentes Thema: Bei einzelnen Impfungen wie FSME belegt man hierzulande Spitzenplätze, während man bei einigen anderen wichtigen Impfungen wie etwa der Gürtelrose zu den EU-Schlusslichtern zählt. Am 29. Juni diskutierte eine Runde hochrangiger Expert:innen aus Wissenschaft und Politik, wie das möglich ist – und was sich daraus lernen lässt.
Impflücke bei Erwachsenen
„Beim Impfen fallen die ‚Kosten‘ in der Gegenwart an, der Nutzen stellt sich aber erst in der Zukunft ein“, begründete Florian Spitzer vom Institut für Höhere Studien (IHS) in seinem Impulsreferat die zum Teil geringe Motivation vor allem der erwachsenen Bevölkerung beim Impfen. „Mit dem Kinder-Impfprogramm, das gut läuft, wird ein wichtiger Grundstein in der Kindheit gelegt. Wichtig ist aber auch, dass dieser Impfschutz im Erwachsenenalter fortgesetzt wird“, fasste Ursula Karnthaler, Landessanitätsdirektorin Wien, eine der Kernaussagen der Expert:innenrunde zusammen.
Wichtige Impfung gegen Gürtelrose
Dass sich viele Erwachsene zu wenig um ihren Impfschutz kümmern, liege auch daran, dass Kosten eine Hürde darstellen könnten. Birgit Weinberger, Professorin für Immunologie an der Universität Innsbruck, verwies in diesem Zusammenhang auf die gesundheitlich für Ältere wichtige Herpes Zoster-Impfung, die viele schwerwiegende Gürtelrose-Erkrankungen verhindern könne: „Das Signal ist: So wichtig kann eine Impfung nicht sein, wenn sie nicht von der Krankenkasse bezahlt wird. Eine Kostenübernahme würde den Stellenwert dieser wichtigen Impfung betonen“. Gerade bei Gürtelrose sei es wichtig, den Impfschutz zu verbessern, denn über 99% der Erwachsenen tragen das auslösende Virus in sich. Darüber hinaus sei Gürtelrose oft mit schweren Komplikationen und Folgeerkrankungen assoziiert. Vor allem für ältere Menschen kann dies dazu führen, dass man den Alltag nicht mehr alleine bewältigen kann, sondern langfristig auf Unterstützung angewiesen ist.
Dass die Vorteile wichtiger Impfungen zu wenig genutzt werden, kritisiere auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. „Die WHO hat bereits 2019 die Impfskepsis als eine der größten Gesundheitsgefahren identifiziert. Wir müssen mehr Bewusstsein fürs Impfen schaffen“, so Maria Paulke-Korinek, Abteilungsleiterin für das Impfwesen im Gesundheitsministerium:
Die Expert:innen waren sich darüber einig, dass es für ein Schließen der Impflücke mehr Bewusstseinsbildung brauche: „Es sind die Bilder verloren gegangen, was passiert, wenn man nicht impft“, erklärte Andreas Krauter, Fachbereichsleiter des Medizinischen Dienstes der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK. „Wir müssen in Österreich an der Health Literacy arbeiten und die Menschen mitnehmen“, so Krauter. In Zukunft gehe es um noch mehr und kreativere Aufklärungsarbeit, es werde aber auch leichtere Zugänge zur Impfung brauchen. Denn vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist es nicht nur im Interesse einzelner Personen, bestmöglich geschützt zu sein. Prävention is vielmehr im Interesse der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Die Gürtelrose-Impfung beispielweise kann nicht nur Leiden verhindern, sondern auch die Krankenhäuser entlasten und Schlaganfälle reduzieren.
Einfacher Zugang zur Impfung
Wie wichtig ein einfacher Zugang zum Impfen ist, betonte auch IHS-Ökonom Spitzer: US-Studien mit Betriebsimpfungen hätten beispielsweise gezeigt, dass die Teilnahmequote nur bei 33% liege, wenn ein Unternehmen über eine mögliche Impfung lediglich informiere und die Beschäftigten den Termin beim Betriebsarzt aktiv vereinbaren müssten („Opt-In“). Sende das Unternehmen aber auch gleich einen fixen Termin mit, von dem man sich abmelden könne („Opt-Out“), dann liege die Teilnahmequote bei 45%. Mit einem solchen Vorgehen erreiche man Menschen, die einer Impfung zwar positiv gegenüberstehen, aber letzten Endes nicht den konkreten Schritt zur Impfung machen.
Eine Idee für leichtern Zugang zum Impfen von Erwachsenen brachte die Wiener Landessanitätsdirektorin Ursula Karnthaler ein: „Man könnte das Thema Impfen standardisiert bei den Vorsorgeuntersuchungen ansprechen.“ Viele Menschen würden einfach nicht ans Impfen denken, obwohl sie bei entsprechender Aufklärung eine wichtige Impfung durchaus durchführen oder auffrischen lassen würden. Allerdings dürfe diese Aufgabe nicht nur bei den Ärzt:innen liegen: „Information sollte in interdisziplinären Teams vermittelt werden, das ist nichts, was die Gesundheitsberufe alleine leisten müssen.“
Abschließend betonte Maria Paulke-Korinek, Abteilungsleiterin für das Impfwesen im Gesúndheitsministerium, dass laufend daran gearbeitet werde, das Impfangebot zu optimieren. Allerdings seien wichtige Reformen bereits auf dem Weg: „Auf unseren E-Impfpass können wir wirklich stolz sein. Und auch das Influenza-Impfprogramm ab Herbst dieses Jahres ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.“
Moderiert wurde die Veranstaltung, die in der Reihe AHF-NetUps stattfand, von Christoph Hörhan, Geschäftsführer HÖRHAN Strategy Consultants und Gründer des Austrian Health Forum (AHF). Unterstützt wurde das AHF-NetUp zum Thema Erwachsenenimpfung vom Biopharmaunternehmen GSK.
Fotos zum AHF-NetUp „Erwachsenenimpfung in Österreich“ können honorarfrei im Zusammenhang mit dieser Presseinformation verwendet werden. Bitte Fotocredit „Klaus Ranger“ angeben. Download
Das Austrian Health Forum (AHF) kommt im September als Pre-Conference des European Health Forum auch nach Gastein, Anmeldungen sind noch möglich: https://www.austrianhealthforum.at/kongresse/gastein-2023/
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