• 30.06.2023, 12:45:02
  • /
  • OTS0134

Transitionsmedizin – Herausforderungen am Übergang vom Kind zum Erwachsenen

3. PRAEVENIRE Gipfelgespräch „Kinder- und Jugendgesundheit 2030“ im Rahmen der Leadership-Kampagne des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich

© photonews.at/Georges Schneider - Reichenau an der
Rax (NÖ) 28.06.2023 - Heute fand im Parkhotel Hirschwang das 3.
PRAEVENIRE Gipfelgespräch im Rahmen der Leadership-Kampagne des
Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich
unter dem Motto 'KINDER- UND JUGENDGESUNDHEIT 2030' statt. PHOTO:
Wolfgang Holter, (Ärztlicher Direktor St. Anna Kinderspital).
Hirschwang/Rax (OTS) - 

Anlässlich des 3. PRAEVENIRE Gipfelgesprächs „Kinder- und Jugendgesundheit 2030“ am Fuße der Rax im Rahmen der Leadership-Kampagne des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich trafen am 28. Juni 2023 rund 100 Top-Fachleute aus Medizin und Gesundheitswesen mit Entscheidungsträger:innen zusammen, um vier Themen aus der Kinder- und Jugendmedizin zu diskutieren, mit der Zielvorgabe: Es geht um praktische Lösungen, die auch umgesetzt werden.

Nahtlosen Übergang ermöglichen

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Holter, Ärztlicher Direktor des St. Anna Kinderspitals in Wien, referierte in der dritten Keynote des Tages über ein wenig beachtetes, doch immens wichtiges Thema: „Plötzlich erwachsen! Transitionsmedizin als Begleitung in die Erwachsenenmedizin“. Er sprach vor allem zu den Herausforderungen am Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin.

Das St. Anna Kinderspital, eines der renommiertesten Kinderkrankenhäuser Österreichs, setzt sich aktiv dafür ein, die Transitionsmedizin als Begleitung in die Erwachsenenmedizin zu etablieren. Es wurde mit IONA (=Interdisziplinäre Onkologische Nachsorgeambulanz) ein wegweisendes Best-Practice-Modell entwickelt, das die Übergänge von der pädiatrischen zur erwachsenen medizinischen Versorgung multidisziplinär und möglichst nahtlos gestaltet. IONA fußt auf einem Drei-Säulen-Modell in der Versorgung (medizinisch pflegerisch psychosozial).

Traumatisierungen verhindern

Die Transition stellt in vielen Fällen den Anschluss an die Rehabilitation dar, bei dem junge Patient:innen den Übergang in die Erwachsenenmedizin bewältigen müssen.

Aufgrund der psychosozialen Probleme, mit denen Kinder und ihre Familien konfrontiert sind, bietet das St. Anna Kinderspital umfassende Betreuung an, um Traumatisierungen zu verhindern, die lebenslange Auswirkungen haben können. Forderungen von Survivor-Organisationen nach besserer Versorgung haben dazu geführt, dass verstärkt Maßnahmen in der psychosozialen Rehabilitation ergriffen werden.

Direkter Zusammenhang Überleben mit Gesundheitsbudget

Die Überlebensraten bspw. von Kindern mit Leukämie liegen in Österreich bei über 90 %, was auf die vorhandene strukturierte Versorgung und die Investitionen in die Gesundheitsversorgung zurückzuführen ist. Eine europaweite Studie an 15.860 Kindern mit Leukämie ergab, dass die Überlebensrate direkt mit dem Gesundheitsbudget des jeweiligen Landes korreliert. Die Therapieentwicklung zielt darauf ab, Spätfolgen in verschiedenen Organen und Muskelgewebe zu minimieren. Etwa ein Drittel der ehemaligen Patient:innen hat keine Probleme, ein weiteres Drittel benötigt Nachsorge- und Vorsorgemaßnahmen, während das verbleibende Drittel mit manifesten Problemen zu kämpfen hat.

Transitionsprogramme sichern langfristigen Therapieerfolg

Die Transition von der pädiatrischen Versorgung zur medizinischen Versorgung Erwachsener stellt eine Herausforderung dar, da es an spezialisierten Fachkräften mangelt. Ein entscheidender Aspekt ist das Case Management, das eine wichtige Rolle im Best-Practice-Modell spielt und ein umfassendes Betreuungskonzept gewährleistet.

Holter betonte die Bedeutung von Transitionsprogrammen und verwies auf erfolgreiche Beispiele wie das Berliner Transitionsprogramm, das sehr organbezogen arbeitet. Im St. Anna Kinderspital wird mit dem IONA-Programm ein interdisziplinäres Betreuungskonzept umgesetzt, das Beratung zu psychischen Problemen, sozialrechtlichen Fragen, arbeitsmarktspezifischen Angelegenheiten, Informationen über Spätfolgen und vielem mehr bietet. Zudem wird ein individuelles Langzeit-Nachsorgekonzept entwickelt, um sicherzustellen, dass die jungen Überlebenden eine umfassende Betreuung erhalten. Mit einem gezielten Versorgungsangebot und einer engagierten Nachsorge stellt das Krankenhaus sicher, dass die betroffenen Kinder und ihre Familien bestmöglich weiter begleitet werden. Holter kritisiert, dass es einen strukturierten Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin derzeit nur in ausgewählten Vorzeigemodellen gibt – es braucht dringend wohnortnahe Lösungen.

Familienstruktur berücksichtigen

Die psychosozialen Aspekte der pädiatrischen Onkologie werden im St. Anna Kinderspital besonders berücksichtigt. Die lange Behandlungsdauer und Spitalsaufenthalte, intensive Therapien mit schwierigen Nebenwirkungen, die ungewisse Zukunft und die psychosozialen Belastungen für die Kinder, Eltern und Geschwisterkinder erfordern eine umfassende Unterstützung, um langfristige Folgen zu minimieren. Das Konzept des „Rooming-in“, bei dem die Eltern ständig im Krankenhaus anwesend sein können, ermöglicht eine enge Begleitung und Unterstützung der Familien. Grundsätzlich habe das Spital weder die Ressourcen noch das ideale Setting für eine Betreuung nach der Akutbehandlung, weshalb eine enge Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich und Reha-Einrichtungen sinnvoll und notwendig ist. Wie es der Österreichische Strukturplan Gesundheit (ÖSG) vorsieht, arbeitet das St. Anna Kinderspital hier eng mit anderen medizinischen Einrichtungen zusammen, um eine nahtlose Transition zu gewährleisten.

Holter fordert, die Standards einer modernen Transitionsmedizin im gesamten Gesundheitswesen auszurollen – basierend auf den Best-Practice-Beispielen, die bereits gute Erfolge gezeigt haben.

Alle Keynotes im Überblick:

Thema 1: Aktuelle Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen

Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA | Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde

Thema 2: Von der Krise zur Pille? Psychopharmakaverschreibungen bei Kindern und Jugendlichen!

Univ.-Prof. Dr. Paul Plener | Leiter Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien

Thema 3: Plötzlich erwachsen! Transitionsmedizin als Begleitung in die Erwachsenenmedizin

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Holter | Ärztlicher Direktor des St. Anna Kinderspitals

Thema 4: Aktuelles aus der Kinder- und Jugendlichenrehabilitation

Dr. Gudrun Seiwald | Österreichische Gesundheitskasse

Information: 

https://praevenire.at/kindergesundheit/

Videos und Fotos zum Download:

https://praevenire.at/kindergesundheit/mediathek/ 

Nächster PRAEVENIRE Termin:

10.PRAEVENIRE
GESUNDHEITSGESPRÄCHE
Alpbach 2023
06. bis 10. Juli 2023

Datum: 06.07.2023

Ort: Alpbach, Schafalm
Alpbach, Österreich

Url: https://gesundheitsgespraeche.co.at/

Rückfragen & Kontakt

PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung
Mag. Dora Skamperls
Senior PR-Consultant
+43/664 3540437
d.skamperls@welldone.at
https://praevenire.at/
Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Wien

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WDM

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel