Das Österreichische Qualitätszertifikat für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung, kurz ÖQZ-24, sieht im heute präsentierten 2. Teil des Pflegereformpakets einige positive, aber auch sehr kritische Aspekte. Qualitätssicherung ist nicht recht und billig, sondern umfassend und nachhaltig erforderlich. Es braucht einen ganzheitlich gelingenden Ansatz von der Förderung über die Einkommensbewertung bis hin zu den Honoraren der Personenbetreuer:innen.
Fairnessbonus und Qualitätsbonus dringender denn je nötig, um die Qualität in der Betreuung zu sichern
„Die Bundesregierung hat mit dem heute präsentierten 2. Pflegereformpaket in einigen Bereichen wichtige Weichenstellungen getroffen, die wir begrüßen können. Aber in der 24-Stunden-Betreuung wurden die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, so Johannes Wallner, Geschäftsführer des ÖQZ-24. Die Erhöhung der Förderung deckt gerade einmal die Teuerung der letzten 15 Jahre (!) ab. Es wurde jedoch versäumt diese Förderung, wie beispielswiese das Pflegegeld oder die Pensionen, automatisch anzupassen. „Aber noch schwerwiegender wirkt, dass die Einkommensgrenze seit 15 Jahren unverändert bei monatlich € 2.500.- liegt. Das sind inflationsbereinigte € 1.650.-. Hier erspart sich der Sozialstatt ein hohes Körberlgeld. Pflegebedürftig heißt armutsgefährdet!“ so Mario Tasotti, Sprecher der ÖQZ-24 zertifizierten Vermittlungsagenturen.
„Viele Familien können sich die gestiegenen Honorare der Betreuer:innen nicht mehr leisten, die ja selbst in ihren Heimatländern auch hohe Inflationsraten zu bewältigen haben. Was ist die Konsequenz? Bereits jetzt wandern viele Betreuer:innen in die Schweiz oder die Benelux-Länder ab, weil sie dort deutlich fairer entlohnt werden“, ergänzt Karin Hamminger von ÖBAP, der Interessensgemeinschaft der Agenturen zur Organisation von Personenbetreuung. „Unser Fairnessbonus, gestaffelt nach dem Betreuungs- und Pflegebedarf wäre die richtige Antwort gewesen. Das gemeinsam mit Personenbetreuer:innen und Agenturen erarbeitete Fördermodell ist ausgewogen im Blick auf qualitätsvolle und gelingende Betreuungs- und Beschäftigungsbeziehungen. Das Reformpaket gleicht in den Ansätzen zur 24-Stunden-Betreuung einem Gugelhupf, der sitzengeblieben ist, weil beliebig Rezeptbestandteile verändert wurden“, so Jakob Kabas, der Vorsitzende des Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen, der die Zertifizierungen im ÖQZ-24 durchführt.
Der Ausbau der Hausbesuche durch den Fachdienst der SVS wird jedoch den tatsächlichen Anforderungen einer pflegerischen Bedarfserhebung, Delegation, Schulung und Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen sowie deren Evaluation nicht gerecht! „Die Erfahrung der zertifizierten Vermittlungsagenturen ist, dass es eine intensive Einbindung der Fachpflege braucht, um die immer komplexer werdenden Pflegesituationen durch die Personenbetreuer:innen bewältigen zu können. Da helfen Kontrollbesuche, die keine Anordnungen treffen können, nichts!“ äußert sich Johannes Wallner zu diesem verwässerten Modell der angeblichen Qualitätssicherung und fordert eine deutliche Nachbesserung im Sinne eines Qualitätsbonus für die betroffenen Familien, um sich die Fachpflege auch leisten zu können.
„Qualitätssicherung ist nicht über die Teilbarkeit von Leistungen zu erzielen, sondern über die Vereinbarkeit von individuellem Betreuungsbedürfnis, fachlich adäquaten Dienstleistungen und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Das alles braucht einen menschlich würdevollen, fachlich professionellen, ökonomisch sinnvollen, arbeits- und sozialrechtlich sicheren und politisch vertretbaren Rahmen, aus dem gerade die nicht fallen dürfen, die Betreuung brauchen und auch jene nicht, die sie anbieten“ so Jakob Kabas.
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