• 17.05.2023, 10:56:12
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  • OTS0094

Mahrer/Zierfuß: Kindergartenpflicht für 3-Jährige mit Deutschförderbedarf in Wien gefordert

Kindergartenförderungen müssen an Qualität der Deutschförderung gekoppelt werden – Wiener Volkspartei stellt Beschlussantrag mit Maßnahmenpaket

Utl.: Kindergartenförderungen müssen an Qualität der
Deutschförderung gekoppelt werden – Wiener Volkspartei stellt
Beschlussantrag mit Maßnahmenpaket =

Wien (OTS) - „Bildung ist der Schlüssel für Integration, für den
Arbeitsmarkt und am Ende auch für die Sicherheit in unserer Stadt.
Dabei ist die frühe vorschulische Deutschförderung im Kindergarten
massiv ausschlaggebend. Sie ist die absolute Basis für einen
nachhaltigen Bildungserfolg der Wiener Schülerinnen und Schüler“, so
Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer, der gemeinsam mit
Bildungssprecher Harald Zierfuß im Rahmen eines Pressegespräches eine
Kindergartenpflicht für 3-jährige Wiener Kinder mit
Deutschförderbedarf sowie eine Koppelung der Wiener
Kindergartenförderung an die Qualität der Deutschförderung im
Kindergarten fordert. Schließlich gebe es gerade in Wien massiven
Handlungsbedarf. Alleine im Schuljahr 2020/21 gab es 10.484
außerordentliche Schülerinnen und Schüler in Wiens Volksschulen, die
nicht ausreichend Deutsch sprechen, um dem Unterricht folgen zu
können. 60 Prozent dieser Kinder sind bereits in Österreich geboren
und 80 Prozent davon haben mehr als zwei Jahre einen Kindergarten
besucht. „Damit ist klar: zwei Jahre Kindergarten sind hier offenbar
zu wenig und die Qualität der Deutschförderung in Wiens Kindergärten
lässt massiv zu wünschen übrig. Es braucht deshalb ein ganzes Bündel
an Maßnahmen, damit jedes in Österreich geborene Kind zu Schulbeginn
ausreichend Deutsch spricht, um dem Unterricht als ordentlicher
Schüler folgen zu können. Eine Deutschförderung, die erst in der
Schule effektiv beginnt, ist viel zu spät“, so Mahrer.

Wien sollte sich dazu Dänemark als Vorbild nehmen, wo bereits
3-jährige Kinder mit nicht-dänischer Umgangssprache umfassende
Sprachtrainings erhalten. „Allerdings versagen die NEOS bereits bei
der Aufstockung der Anzahl an Deutschförderkräften im Kindergarten,
die seit Jahren de facto stagniert“, so Zierfuß. Obwohl SPÖ und NEOS
im Regierungsprogramm eine Aufstockung von „300 auf 500“
Sprachförderkräfte vereinbart haben, offenbart eine aktuelle
Anfragebeantwortung von Stadtrat Wiederkehr, dass es derzeit nur 240
Vollzeitäquivalente in Wien gibt. „Das bedeutet, dass auf rund 62
Kinder mit Deutschförderbedarf nur eine Sprachförderkraft kommt. 40
Prozent der Kinder mit Sprachförderbedarf erhalten dabei gar keine
Sprachförderung“, so Zierfuß. Es sei damit kein Wunder, dass die
Deutschförderung im Kindergarten versagt und die Kinder auch nach
zwei Jahren Kindergartenbesuch kein Deutsch sprechen. „Insofern ist
es auch notwendig, die Ausbezahlung der Kindergartenförderung an die
Qualität der Deutschförderung im Kindergarten zu koppeln. Sprechen
Kinder mit Deutschförderbedarf zu Schulbeginn nicht ausreichend
Deutsch, um als ordentliche Schüler geführt werden zu können, sollen
Förderungen zurückbezahlt bzw. eine weitere Förderung evaluiert
werden. Außerordentliche Herausforderungen in Wien brauchen auch
außerordentliche Maßnahmen, die wir nächste Woche im Gemeinderat als
Beschlussantrag einbringen werden“, so Zierfuß.

Die Forderungen der Wiener Volkspartei zur Deutschförderung im
Kindergarten zusammengefasst:

1. Verpflichtender Kindergartenbesuch für Kinder mit
Deutschförderbedarf ab drei Jahren: Für Kinder, bei denen bei einer
ersten Sprachstandsfeststellung mit drei Jahren ein
Deutschförderbedarf festgestellt wurde, muss der Besuch des
Kindergartens verpflichtend eingeführt werden, damit sie zu
Schulbeginn als ordentliche Schüler mit allen Chancen und
Möglichkeiten ihren weiteren Bildungsweg erfolgreich fortsetzen
können.

2. Sprachstandsfeststellung aller 3-jährigen Kinder in Wien: Was es
im Vorfeld einer Kindergartenpflicht ab 3 Jahren braucht, ist
natürlich eine Sprachstandsfeststellung aller 3-jährigen Kinder in
Wien – auch von jenen, die noch nicht in den Kindergarten gehen. Ab
diesem Zeitpunkt muss die Sprachentwicklung der Kinder genau
beobachtet und explizit gefördert werden.

3. Kindergartenförderung an Qualität der Deutschförderung im
Kindergarten koppeln: Der Kindergarten hat einen klaren
Bildungsauftrag. Ob Kindergärten diesen Bildungsauftrag erfüllen,
wird jedoch nur oberflächlich überprüft. Ein wesentliches
Qualitätsmerkmal wäre jedenfalls die Entwicklung der
Deutschkenntnisse von Kindern mit nicht-deutscher Umgangssprache.
Sprechen diese dann zu Schulbeginn nicht ausreichend Deutsch, um als
ordentliche Schüler geführt zu werden, müssten Förderungen zumindest
teilweise zurückbezahlt bzw. eine weitere Förderung für den Verein
generell evaluiert werden.

4. Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels: Sowohl auf Bundesebene als
auch auf Wiener Ebene haben die NEOS in Opposition mehrfach Anträge
für eine Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssel auf 1:8 oder 1:10 bei
den 3- bis 6-Jährigen gestellt. Kaum in Regierungsverantwortung will
der zuständige Bildungsstadtrat Wiederkehr jedoch nichts mehr davon
wissen und schiebt die Verantwortung auf den Bund. Um mehr Qualität
in die Sprachförderung zu bringen, braucht es langfristig einen
Stufenplan, um zu mehr Pädagoginnen und Pädagogen in den
Kindergartengruppen zu kommen.

5. Alle Pädagoginnen und Pädagogen müssen eine Sprachförderausbildung
haben: Da Deutschförderung im Kindergarten vor allem
alltagsintegriert passiert, müssen alle Fachkräfte eine
Sprachförderausbildung haben. Zwar ist mittlerweile Deutschförderung
bereits in die Grundausbildung integriert, für alle noch nicht
ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen braucht es jedoch
berufsbegleitende Fortbildungsmaßnahmen, die finanziell gefördert
werden.

6. Aufstockung der Anzahl von begleitenden Sprachförderkräften: Jedes
Kind mit festgestelltem Sprachförderbedarf muss im Kindergarten auch
zusätzliche qualifizierte Deutschförderung erhalten. Dazu muss die
Zahl der Sprachförderkräfte rasch und massiv aufgestockt werden. Es
kann nicht sein, dass die Zahl der Sprachförderkräfte in Wien seit
zwei Jahren de facto stagniert und 40 Prozent der Kinder mit
Deutschförderbedarf deshalb keine erhalten. Wir fordern hier eine
rasche Ausbildungsoffensive für Sprachförderkräfte.

7. C1-Niveau bei gesamtem Kindergartenpersonal: Derzeit ist in der
Wiener Kindergartenverordnung nur für pädagogische Fachkräfte ein
Sprachniveau von C1 vorgeschrieben, nicht jedoch für Assistentinnen
und Assistenten. Um auch diese Sprachförderressource zusätzlich zu
nützen, muss ein Stufenplan erarbeitet werden, damit künftig das
gesamte Kindergartenpersonal - inklusive Kindergartenassistenten –
als Mindestanforderung ein Sprachniveau C1 aufweisen kann.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | VPR

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