• 11.04.2023, 08:00:02
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Profit-Preis-Spirale: Banken erhöhten Zinsspanne um 40 Prozent im 2. Halbjahr 2022

Wien (OTS) - 

Österreichische Banken geben die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bisher nur einseitig weiter. Während Banken für Haushalte die Zinsen auf Kredite im Zeitraum von Juni bis Ende Dezember 2022 kräftig erhöht haben, blieben sie auf Einlagen niedrig. Das zeigen neue Berechnungen des Momentum Instituts auf Basis von Zahlen der Österreichischen Nationalbank. Auch im Bankensektor dreht sich somit eine Profit-Preis-Spirale, in der Profite die Teuerung befeuern. 

Als Reaktion auf die steigende Teuerung hat die EZB im vergangenen Jahr damit begonnen, die Leitzinsen stark zu erhöhen. Diese Zinserhöhungen geben Banken allerdings nur einseitig an die Haushalte weiter: Während die Kreditzinsen für Bestandskund:innen zwischen Juni 2022 und Dezember 2022 um 0,83 Prozentpunkte stiegen, blieben die Einlagezinsen auf niedrigem Niveau. Bei ihnen betrug der Anstieg lediglich 0,16 Prozentpunkte. Das führte zu einem Anstieg der Zinsspanne um 40 Prozent. Die Zinsspanne beschreibt den Unterschied zwischen für Kredite zu zahlenden Zinsen und denen, die jemand für Einlagen bei der Bank erhält. 

Wer sein Konto überzieht, oder einen Kredit zurückzahlen muss, zahlt dafür jetzt deutlich höhere Zinsen an die Bank als noch vor einem Jahr. Für ihre Ersparnisse zahlen die Banken allerdings nur geringfügig höhere Zinsen. Die Zinseinnahmen der Banken steigen somit stärker als die Zinsaufwendungen. Banken zählen damit klar zu den Krisengewinnern“, so Joel Tölgyes, Ökonom beim Momentum Institut. 

In Summe stiegen damit auch die Zinsgewinne der Banken im Haushaltssegment deutlich an, trotz gleichbleibendem Kredit- und Einlagenvolumen. Im Juni des Vorjahres betrug die Differenz aus den Einnahmen aus Kreditzinsen und Ausgaben für Einlagezinsen – also der Nettozinsgewinn – noch 257 Millionen Euro. Die Einnahmen aus Kreditzinsen stiegen jedoch mit den Leitzinserhöhungen über das zweite Halbjahr 2022 stärker an als die Ausgaben für Einlagezinsen. Im Dezember betrug der Nettozinsgewinn schließlich 352 Millionen Euro – fast 100 Millionen Euro mehr als noch ein halbes Jahr davor im Juni.  

Viele Branchen sind Krisengewinner der Teuerungskrise. Die Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Haushalte notwendig geworden sind”, so Tölgyes. Der unverhältnismäßige Profit der Unternehmen bedeutet noch höhere Kosten und damit eine zusätzliche Teuerungslast für die Konsument:innen, weil die Preise stärker steigen als eigentlich notwendig.  

Das Momentum Institut empfiehlt vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Profit-Preis-Spirale eine klug gesetzte Übergewinn-Steuer bei Krisengewinnern. Höhere Gewinnsteuern bedeuten, dass Krisengewinner einen fairen Anteil an der Finanzierung dieser Hilfsinstrumente leisten würden. Zusätzlich sollte die Körperschaftssteuer (KöSt) wieder angehoben werden, die seit diesem Jahr sukzessive gesenkt wird und im Endausbau ein Steuerloch von 800 Millionen Euro jährlich bedeutet.  

Grafiken zu dieser Aussendung finden Sie auf unserer Website.

Rückfragen & Kontakt

Nina Spurny
Pressesprecherin Momentum Institut
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+43 664 10 23 280

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