• 06.03.2023, 15:36:10
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Kugler und „Wüstenblume“ Waris Dirie in Wien zum Weltfrauentag

ÖVP-Menschenrechtssprecherin: FGM und Zwangsehe auch in Österreich – aktives Vorgehen gefordert

Wien (OTS/ÖVP-PK) - 

Waris Dirie fühlt sich in Österreich „zuhause“: „Immerhin habe ich seit 19 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft. In meinen Augen ist es der schönste Fleck in Europa. Ich fühle eine besondere Verbindung zu Österreich!“

Waris Dirie, Supermodel, vielfach ausgezeichnete Menschenrechtsaktivistin, Beststeller-Autorin und ehemalige UN-Sonderbotschafterin gegen weibliche Genitalbeschneidung, besuchte gestern, Sonntag, anlässlich des kommenden Weltfrauentages auf Einladung der ÖVP-Menschenrechtssprecherin Abg. Dr. Gudrun Kugler und des Floridsdorfer Bezirksvorsteherstellvertreters Christian Klar (ÖVP) die Donaustadt. Zuerst wurde der Film „Wüstenblume“ gezeigt, anschließend gab es ein Podiumsgespräch mit Waris Dirie, Christian Klar, Gudrun Kugler und Walter Lutschinger von der Desert Flower Foundation. Das Publikum begrüßte Waris Dirie mit Standing Ovations.

Leider ist das Phänomen der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) auch in Österreich ein Problem; Beschneidungen werden – obwohl illegal – teils sogar in Österreich durchgeführt: „Weibliche Genitalverstümmelung passiert auf der ganzen Welt. Diese grausame Tradition hat auch Österreich schon seit einiger Zeit erreicht. Eine Studie aus dem Jahr 2006 hat ergeben, dass 8000 verstümmelte Mädchen in Österreich leben. Momentan steigen die Zahlen wieder, unter anderem aufgrund der Einwanderungswelle, die Österreich erlebt hat,“ so Dirie.

Walter Lutschinger beschrieb die Arbeit der Desert Flower Foundation: „Den betroffenen Frauen kann geholfen werden - die Stiftung „Desert Flower“ hat Ärzte in vier Zentren: Berlin, Amsterdam, Stockholm und Paris. Diese Spitäler bemühen sich um Wiederherstellung von dem, was den Mädchen genommen wurde. Es gibt bereits eine Operationstechnik, bei der die Klitoris so gut es geht wiederhergestellt wird. Ärzte in unseren Zentren haben bereits einige Rückoperationen durchgeführt. Frauen leiden aber auch unter vielen verschiedenen Leiden, physisch (z.B. Inkontinenz) und psychisch. Wir wollen daher auf eine ganzheitliche Behandlung setzen, das beinhaltet auch Selbsthilfegruppen, mit denen wir sehr positive Erfahrungen gemacht haben.“ Auch in Österreich gibt es spezialisiert Ambulanzen.

Abg. Kugler sprach sich für mehr Präventionsarbeit aus: „Wir müssen mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, um zu verhindern, dass Mädchen in den Ferien in ihren Ursprungsländern beschnitten werden. Dazu müssen wir die Communities und die Berufsgruppen, die mit Betroffenen zu tun haben, sensibilisieren. Beratungsstellen wurden bereits eingerichtet. FGM wird bereits in der Entwicklungszusammenarbeit besonders berücksichtigt. Um gegen Kinder- und Zwangsehen vorzugehen, müssen wir das Ehealter auf ausnahmslos 18 Jahre anheben.“

Auch die Entwicklungszusammenarbeit spielt eine wesentliche Rolle: Lutschinger erklärte, dass „die Länder mit der höchsten Analphabetenrate ident sind mit den ärmsten Ländern und mit denen, die auch Genitalverstümmelung praktizieren. Das Engagement zeigt Wirkung: In Afrika sind die Zahlen der Genitalverstümmelung stark rückläufig, während sie in Europa leider steigen.“

Christian Klar, der auch Direktor einer Mittelschule ist, erzählte aus dem Schulalltag: „Die Schwester einer unserer Schülerinnen sollte nach Ägypten fliegen, um verstümmelt zu werden, weil sie ansonsten keinen richtigen Ehemann finden würde. Das war der erste Fall, der uns bekannt wurde, und das ist kein Einzelfall in Österreich. Wir müssen bei Bildung und an Schulen präventiv tätig werden!“ Und weiter: „Auch Zwangsehen gibt es bei uns: Ich hatte einen Fall vorliegen, wo ein Mädchen vergewaltigt, geschlagen und zwangsverheiratet wurde. Mitten in Wien: Diese Menschenrechtsverletzungen sind also weder abstrakt noch Einzelfälle!“

Waris Dirie bestätigte das und meinte: „Es braucht mehr und bessere Aufklärung im Sexualbereich. Die Kinder müssen lernen, sich gegenseitig zu respektieren. Im Speziellen müssen die Buben lernen, Mädchen zu respektieren. Heutzutage gibt es zu viele Machos und Bullies. Wahrheit, Respekt und Regeln sind unerlässlich. Ich glaube nicht, dass sie wissen, was es braucht, um einer Frau den richtigen Respekt zu zollen. Als ich Buben dazu befragte, konnte keiner antworten. Eltern sollten sich auch verantwortlich fühlen – Erziehung beginnt nicht erst in der Schule.“

Gudrun Kugler fragte Waris Dirie, ob sie mit ihrem schweren Schicksal versöhnt wäre. „Ich komme aus der Wüste,“ antwortete sie, „dort zählt nur der heutige Tag. Wir sind mit dem Universum und der Natur verbunden. Manche Dinge kannst du ändern, manche eben nicht. Ich blicke auf die besten Seiten des Lebens. Ich sehe nur das Gute. Ich fühle nichts als Vergebung für alles Schlimme, das passiert. Wieso? Weil ich mich dazu entschieden habe.“

Kugler wird die Themen FGM, Zwangsehe und Menschenhandel weiterhin als Menschenrechtssprecherin der Volkspartei im Parlament vorantreiben, so wie BVStv. Christian Klar in seinen Funktionen als Direktor und Bezirkspolitiker. 

Dirie wurde in Somalia geboren und dort genitalverstümmelt. Ihre Flucht vor einer Zwangsverheiratung als Elfjährige brachte sie nach London, wo sie als Opfer von Kinderhandel zur Arbeit in der somalischen Botschaft ausgebeutet wurde. Der Film „Wüstenblume“ zeigt ihren bewegenden Lebensweg hin zum engagierten Superstar.

(Schluss)

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