- 06.03.2023, 10:24:56
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„Universum“ dokumentiert die markanten Stationen der gemeinsamen Geschichte von Hund und Mensch
In „Jagdkumpane – Wie der Hund auf den Menschen kam“ am 7. März um 20.15 Uhr in ORF 2
Utl.: In „Jagdkumpane – Wie der Hund auf den Menschen kam“ am 7.
März um 20.15 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Die „Universum“-Dokumentation „Jagdkumpane – Wie der
Hund auf den Menschen kam“ erzählt die faszinierende Geschichte einer
uralten Partnerschaft. Eine Geschichte, die diese besondere
Partnerschaft überhaupt erst möglich gemacht hat; denn Hund und
Mensch sind einander ursprünglich als Jäger begegnet – und haben
einander gezähmt. Regisseurin Ute Gebhardt blickt am Dienstag, dem 7.
März 2023, um 20.15 Uhr in ORF 2 auf die markanten Stationen der
langen gemeinsamen Geschichte von Hund und Mensch zurück und zeigt
auch vielversprechende Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft. Der
Film entstand als Koproduktion von ORF, ARTE, BMUKK und Wega Film.
Bei keinem anderen Tier zeigen sich Veränderungen in der menschlichen
Gesellschaft so klar wie beim Hund: Über Jahrtausende waren Hunde
unentbehrliche Gefährten für die Jagd, verlässliche Partner im Kampf
um Nahrung, meist Partner für ein ganzes Hundeleben. Heute, in einer
Welt voller Technik, in der der Jagd in vielen Gesellschaften keine
Rolle im Überlebenskampf mehr zukommt, verlieren für uns die feinen
Sinne der Hunde vielfach an Bedeutung. In städtischen Gesellschaften
sind die Tiere zunehmend Ersatz für fehlende menschliche Nähe, von
ihrer ursprünglichen Umgebung weit entfernt. Wir scheinen vergessen
zu haben, was es bedeutet, ein Hund zu sein; denn Hunde sind in
erster Linie Jäger – und all ihre Fähigkeiten und Instinkte leiten
sich von dieser Bestimmung ab. Und doch: In einigen Sparten greift
man nach wie vor auf die sensationellen Sinne der Hunde zurück – als
Drogenspürhunde, als Rettungshunde oder Blindenhunde. Und auch
weiterhin in den überlebenden Formen der Jagd. Sogar der intensive
Hütetrieb mancher Hunderassen ist nichts anderes als eine „soziale“
Variante des Jagdtriebs.
Der Film führt zu einer der archaischsten Formen der Jagd, der
Zobeljagd in Sibirien. Dort arbeiten die einsamen Zobeljäger mit
einer der ursprünglichsten Hunderassen überhaupt, den russischen
Laikas. Sie stammen unmittelbar vom Wolf ab. Skelettfunde zeigen,
dass der Laika schon in der Steinzeit gemeinsam mit dem Menschen
jagte. Mit seiner Nase, die Gerüche tausendmal besser unterscheidet
als das menschliche Sinnesorgan, findet ein Laika unter alten Fährten
problemlos die frische Spur des Zobels. Die Domestikation des Wolfs
zum Hund fand in Asien statt – wahrscheinlich sogar mehrmals
unabhängig voneinander. Nicht nur alte Hunderassen wie die Laikas
gehen auf diese Vorfahren zurück, sondern alle heutigen Hunde. Die
moderne Forschung geht davon aus, dass die frühen Züchtungen auf
bestimmtes Jagdverhalten der Hunde ausgerichtet waren – und das
Aussehen der Hunde keine Rolle gespielt hat. Dadurch wurde die
Massenjagd möglich, die bald zu einem aristokratischen Vergnügen
wurde: von der choreographierten Parforcejagd in einem französischen
Schlosspark bis hin zur brutalen Schießerei der barocken Treibjagd.
Gleichzeitig entwickelte sich eine intensive Verdammung des Wolfs in
der Volksliteratur. Gräuelgeschichten im deutschen wie im
französischen Sprachraum zeugen bei näherer Betrachtung nicht so sehr
von der Blutgier der Wölfe, sondern vielmehr vom Konflikt Mensch
gegen Wildtier. Die damalige Expansion von Weidegebieten ging zu
Lasten vieler Raubtiere. Übergriffe auf Weideherden waren ein
beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden, der mit allen Mitteln
verhindert werden sollte; dementsprechende Propaganda auch in der
Literatur war durchaus willkommen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stehen Aussehen und Rassemerkmale im
Fokus des Interesses. Das beste Beispiel dafür ist der heute wieder
in Mode gekommene Weimaraner, ein auffällig schöner Hund. Ort und
Zeit seines Auftretens waren wohl kein Zufall. Man kann diese
Hunderasse als Resultat einer idealistischen Geisteshaltung
verstehen: eine elegante Erscheinung, ausgestattet mit allen Vorzügen
eines Jagdhundes, dazu ein äußerst umsichtiger Familienhund,
schlussendlich auch wirkungsvolles Statussymbol für Auftritte in der
Öffentlichkeit. Der Hund wird zum Individuum.
Die Dokumentation gibt aber auch Ausblick auf zukünftige
Möglichkeiten einer Partnerschaft von Hund und Mensch. Viele
Jagdformen sind aus Tierschutzgründen nicht mehr gestattet. Wird die
Konsequenz also das Aussterben von Hunderassen sein? Oder sind die
Hunde längst dabei, sich wieder auf neue Art ihren Platz als
unverzichtbarer Partner an der Seite des Menschen zu sichern? Die
Kognitionsforschung hat sich verstärkt der Hunde angenommen – mit
verblüffenden Erkenntnissen: Weitaus besser als unsere nächsten
tierischen Verwandten, die Menschenaffen, können Hunde unsere Gesten
lesen, sie verstehen und bewusst in ihr Sozialverhalten integrieren.
Auch wenn sich die Rollen geändert haben, sind Mensch und Hund nach
wie vor perfekt aufeinander zugeschnitten. Forscher gehen sogar davon
aus, dass das möglicherweise zuerst der Wolf verstanden hat und sich
dem Menschen angenähert hat – als erster Kulturfolger der langen
Menschheitsgeschichte.
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