- 03.03.2023, 14:58:09
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„kulturMontag“ am 6. März: Nachruf auf Peter Weibel, Baselitz-Schau im KHM, Frauenproteste im Iran u. v. m.
Danach: Porträt „Peter Weibel – Mein Leben“ – ab 22.30 Uhr in ORF 2
Utl.: Danach: Porträt „Peter Weibel – Mein Leben“ – ab 22.30 Uhr in
ORF 2 =
Wien (OTS) - Clarissa Stadler begrüßt zum „kulturMontag“ am 6. März
2023 um 22.30 Uhr in ORF 2, der u. a. den verstorbenen Medienkünstler
Peter Weibel würdigt – zunächst mit einem Nachruf und anschließend an
das Magazin mit der Dokumentation „Peter Weibel – Mein Leben“ (23.15
Uhr; Dacapo am 7. März um 23.40 Uhr in ORF III). Weiters befasst sich
die Sendung anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentages mit der
weiblichen Revolution im Iran sowie mit Anna Neumann, einer
historischen Frauenpersönlichkeit Österreichs, der ein neuer Roman
gewidmet ist. Thema ist u. a. auch die neue Ausstellung „Nackte
Meister“, die das Kunsthistorische Museum zum 85. Geburtstag von
Maler Georg Baselitz präsentiert.
Weibliche Revolution – Frauenproteste im Iran
Mehr als 20.000 Demonstranten wurden im Iran seit vergangenem
September festgenommen, mehr als 500 getötet. Auslöser der
landesweiten Proteste – der größten, die das Land seit 44 Jahren
erlebt hat – war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie
starb am 16. September 2022 im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der
Sittenpolizei wegen des Verstoßes gegen die islamischen
Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Es sind die größten
Proteste, die der Iran seit 44 Jahren erlebt hat: Mutige Frauen
verbrennen ihre Kopftücher, gehen auf die Straßen und kämpfen gegen
die Macht des Mullah-Regimes, dessen Zwängen und Regeln sie sich
nicht mehr beugen wollen. Gewalt, Gefängnis, Folter oder der Tod sind
die Folge. Doch die Iranerinnen lassen sich nicht unterkriegen und
protestieren weiter. Schließlich geht es für viele von ihnen um
alles: um Frauenrechte, Demokratie, Gerechtigkeit – und um den Sturz
der politischen Führung, die alldem im Weg steht. Die Jugend des
Landes glaubt nicht an Religion oder Tradition. Auch die anhaltende
Wirtschaftskrise und der Mangel an Zukunftsaussichten sind dabei vor
allem für die junge Generation eine große Belastung. Frauen haben die
Proteste angeführt, bis sich schließlich Männer an ihre Seite
gestellt haben. Kann die weibliche Revolution gelingen? Und welche
Auswirkungen hätten die politischen Veränderungen? Die Wiener Galerie
Hinterland zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung „Not a Typical
Persian Girl“ von Atoosa Farahmand: In ihren Werken macht sie die
Verbote für Frauen sichtbar und enthüllt gleichzeitig auch den Humor,
mit dem Frauen und Mädchen den ihnen auferlegten Zwängen begegnen. Am
Weltfrauentag eröffnet das engagierte Galerieteam gemeinsam mit Negin
Rezaie das Protestarchiv „Die Iranische Revolution“, das
Protestformen sammelt. Der „kulturMontag“ über die
gesellschaftspolitischen Veränderungen, die die Parole „Jin, Jiyan,
Azadi“ – „Frau, Leben, Freiheit“ – ausgelöst hat.
Toughe Frau – Auf den Spuren von Anna Neumann
Anna Neumann von Wasserleonburg war im 16. Jahrhundert eine der
reichsten und mächtigsten Frauen Österreichs, deren Vermögen den
Wohlstand der Schwarzenberg-Dynastie begründete. Zum 400. Todestag
beleuchtet ein neues Buch diese außergewöhnliche Persönlichkeit. In
ihrem Roman „Witwenküsse“ lässt Autorin Friederun Pleterski in einer
Mischung aus Auswertung vorhandener Quellen und Fiktion diese
Biografie neu aufleben. Anna Neumann war sechsmal verheiratet, wurde
der Ketzerei angeklagt, aber freigesprochen und starb 1623 im für
ihre Zeit bemerkenswert hohen Alter von 88. In Villach als Tochter
einer Kaufmanns- und Gewerkenfamilie geboren, gelang ihr der Aufstieg
in den Adelsstand. Bereits durch das Erbe ihres Vaters war sie
finanziell gut ausgestattet, ihr Geschick als Unternehmerin hat
dieses jedoch potenziert. Diese wirtschaftliche Umtriebigkeit, die
die „Neumannin“ zu den größten Geldgebern des Kaiserhofes und des
Erzbistums Salzburg machte, sowie die gesellschaftliche Stellung
durch ihre Heiraten haben ihr aber auch einen bisweilen zweifelhaften
Ruf eingebracht. Annas letzte Ehe mit Georg Ludwig Graf zu
Schwarzenberg war eine reine Vernunft- und Geldverbindung. Auch heute
noch existieren Orte, die man mit dem Namen dieser ungewöhnlichen
historischen Figur in Verbindung bringt. Schloss Wasserleonburg im
Gailtal zum Beispiel, auf dem sie ihre Kindheit und Jugend
verbrachte. Ein halbes Jahrhundert lang wohnte sie im Alten Schloss
Liechtenstein zu Murau, wo sie als Stadtherrin viele Spuren
hinterließ: Neben der Kapuzinerkirche, in der Anna Neumann begraben
liegt, befindet sich eine Bronzeskulptur, eine Straße ist nach ihr
benannt. Sie hatte aber auch Verbindungen in den Süden: In Venedig
war ihr Vater Besitzer des ersten großen Kaufhauses in Europa, sie
stand in wirtschaftlicher Verbindung mit dem Abbau von Quecksilber im
heute slowenischen Idrija, wo die Burg Gewerkenegg mit einem Museum
an die Blütezeit des Bergbaus erinnert. Der „kulturMontag“ begibt
sich auf Spurensuche.
„Nackte Meister“ – Georg-Baselitz-Schau im KHM
Praktisch über Nacht wurde er 1963 im Alter von 25 Jahren mit dem
Bild eines onanierenden Buben zum Skandalmaler, zum 85. Geburtstag
tritt Superstar Georg Baselitz in der am 7. März startenden Schau
„Nackte Meister“ in einen Dialog mit den Alten Meistern des
Kunsthistorischen Museums Wien. Sein Name ist heute aus der
europäischen Kunstgeschichte nicht mehr wegzudenken, stellte Georg
Baselitz doch die Kunstwelt radikal auf den Kopf und sorgt nun seit
mehr als 50 Jahren durch seine umstrittenen Ideen und Denkweisen für
Kontroversen. Der als Hans-Georg Kern geborene Sachse, der als einer
der weltweit erfolgreichsten lebenden Künstler gilt, entdeckte schon
als Teenager die Malerei und wollte zum Entsetzen seiner Eltern auch
noch Künstler werden. Doch anpassen wollte er sich nie. Schon beim
Studium an der Ostberliner Kunsthochschule eckte er an, widersetzte
er sich doch massiv dem propagierten Stil des Sozialistischen
Realismus. Stalins Propagandakunst abzulehnen bedeutete den
Rausschmiss, das Studium vollendete er in Westberlin. Mitte der
1960er Jahre fand er zu seinem ganz eigenen Stil. Der
Nationalsozialismus und die SED-Diktatur haben ihn nie losgelassen.
Baselitz demontiert Heroen und attackiert Mitläufer. In seiner kruden
Malerei und den grob gesägten Holzskulpturen arbeitet er sich
konsequent an der deutschen Geschichte ab. Auch, indem er seine
Figuren seit 1969 konsequent auf den Kopf stellt und damit die
Sehgewohnheiten bricht.
In der KHM-Ausstellung treten Baselitz’ Werke in Dialog mit den Alten
Meistern: „Adam & Eva“ – Lucas Cranachs „Sündenfall“, Tizians „Diana
und Callisto“ oder Rubens berühmtes Bild „Das Pelzchen“ treffen auf
jede Menge nackter Haut des mittlerweile seit zehn Jahren in Salzburg
lebenden Malers selbst sowie jener seiner Frau. Idealisierte
Schönheit als hohles Pathos lehnt Georg Baselitz kategorisch ab, und
so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Raffaels
Heiligenbilder auf seiner Abschussliste stehen. Der „kulturMontag“
stellt die spannende Schau vor und Clarissa Stadler trifft den
neoexpressionistischen Meister im KHM zum Gespräch.
Dokumentation „Peter Weibel – Mein Leben“ (23.15 Uhr)
Trotz seiner Professuren war Peter Weibel ein globaler Nomade. Er
lebte laut eigenen Angaben in verschiedenen „Multiversen“. Er war ein
denkendes Medium, das wie eine Diskokugel die Splitter des
zeitgenössischen Universums reflektierte. Im Film begleitet Regisseur
Marco Wilms Peter Weibel durch sein Universum und besucht mit ihm
Stationen seiner Biografie. Auf filmisch-szenische Art und Weise
werden diese Orte mit Peter Weibels künstlerischen Werkausschnitten
und Thesen verknüpft.
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