- 24.02.2023, 10:58:14
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„Ö1 Hörspiel-Gala“: Publikumspreis und Kritikerpreis an „Zrugg“ von Händl Klaus
Brigitte Karner wurde im ORF-RadioKulturhaus als „Schauspielerin des Jahres“ geehrt
Utl.: Brigitte Karner wurde im ORF-RadioKulturhaus als
„Schauspielerin des Jahres“ geehrt =
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Bei der vom ORF zum 30. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten
Ö1-Hörer/innen aus 22 Neuproduktionen des Jahres 2022 ihr „Hörspiel
des Jahres“. Sowohl das Publikum als auch die Literatur- und
Kulturkritiker/innen-Fachjury entschieden sich für „Zrugg“ von Händl
Klaus unter der Regie von Martin Sailer. Damit wurde erstmals der zum
16. Mal vergebene „Hörspielpreis der Kritik“ auch an das vom
Ö1-Publikum gewählte Hörspiel vergeben. Die Ergebnisse der Publikums-
und Juryentscheidungen wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am
Freitag, den 24. Februar im ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als
„Schauspielerin des Jahres“ wurde Brigitte Karner ausgezeichnet.
Erstmals wurde auch ein Preis für „Bestes Sound Design“ eines
Hörspiels vergeben. Hier konnte „Was siehst du? Die Nacht!“ von
Ludwig Fels unter der Regie von Stefan Weber die Fachjury überzeugen.
Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Siegerprojekte von „Track 5‘“, dem
in Kooperation mit der „schule für dichtung“ ausgeschriebenen
Ö1-Kurzhörspiel-Wettbewerb.
Das mit dem „Publikumspreis“ und dem „Kritikerpreis“
ausgezeichnete Stück „Zrugg“ wird am Samstag, den 25. Februar um
14.00 Uhr in Ö1 erneut ausgestrahlt. Der zweite Platz bei der
Publikumswahl ging an „LECK MICH!“ von Elisabeth Weilenmann – zu
hören am Sonntag, den 26. Februar ab 22.05 Uhr in „Radiokunst -
Kunstradio“. Die Siegerprojekte von „Track 5‘“ werden am 4. März im
„Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr) gesendet, „Was siehst du? Die Nacht!“ von
Ludwig Fels am 11. März im „Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr).
„Zrugg“ ist „Hörspiel des Jahres 2022“
Sowohl das Ö1-Publikum als auch die Fachjury aus Literatur- und
Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der
„Kleinen Zeitung“, des „Falter“ und des „Standard“ prämierten das
Stück „Zrugg“ von Händl Klaus unter der Regie von Martin Sailer zum
„Hörspiel des Jahres 2022“. Damit wurde zum ersten Mal in der
Geschichte der Ö1 Hörspiel-Gala der Publikumspreis und der Preis der
Kritik an das selbe Hörspiel vergeben. In „Zrugg“ findet man sich in
einem Familientreffen wieder, bei dem viel geredet und gescherzt
wurde. Als dieses sich dem Ende zuneigt, schreckt einer aus der
Runde, der Dichter Giggi, auf. Ihm ist ein Wort, eine Wendung, die
geäußert wurde, entfallen. Er braucht diese, um daraus ein Gedicht zu
formen. Deshalb bittet er seine Familie das Gesagte zurückzuholen. Im
gedanklichen Retourgang werden Familienepisoden nochmals erzählt. Das
Hörspiel ist im Tiroler Dialekt gehalten, was auch den „Zurück“
bedeutenden Titel „Zrugg“ erklärt. Die Jury begründete ihre Wahl so:
„Aus einem Gedanken, nämlich der Suche nach dem verlorenen Wort für
ein Gedicht, entfaltet sich ein riesiges Panorama einer Tiroler
Familie – mit Zeitgeschichte, mit zwischenmenschlichen Untiefen, die
angesprochen, aber würdig umschifft werden. ‚Zrugg‘ von Händl Klaus
ist ein raffiniertes, vielschichtiges Spiel mit der Sprache, das vom
Anfang bis zum Schluss spannend bleibt. Der Tiroler Dialekt ist in
diesem Hörspiel elegant, präzise, sorgfältig, hochdifferenziert und
kultiviert, das Medium Hörspiel wird virtuos ausgereizt. ‚Zrugg‘ ist
ein glorioses Tirol-Sprachspiel mit einer herrlichen Julia Gschnitzer
und anderen vorzüglichen Schauspieler/innen. Das Klischee,
Dialekt-Sprecher hätten wenig bis nichts zu literarischer Poesie zu
sagen, wird durch ‚Zrugg‘ ausgehebelt.“
Der zweite Platz bei der Ö1-Publikumswahl zum „Hörspiel des
Jahres“ ging an „LECK MICH!“ von Elisabeth Weilenmann. Die
Protagonistin Hannah ist 35 und frisch geschieden. Sie geht zum
ersten Mal „online“ und beginnt die unterschiedlichsten
Dating-Portale zu erkunden. Das eine nennt sie „die seriöse
BeziehungsAPP“, das andere „die SexAPP“. Es ist der Anfang einer
intensiven Auseinandersetzung mit ihren Wünschen, ihren Lüsten, ihrem
Begehren. Frauen sind, so ist sie überzeugt, von Natur aus
promiskuitiv. Sie leben diese Seite nur oftmals nicht offen aus -
immerhin wurde die weibliche Sexualität seit der menschlichen
Sesshaftwerdung kontrolliert und domestiziert. Und so schwingt
Hannahs Pendel zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit
und der Sehnsucht nach Leidenschaft und sexueller Verschmelzung. Ob
es beides gibt? Ob beides gewollt wird? Ob beides gewünscht wird?
Der dritte Platz ging an „aufsicht - eine Auseinandersetzung mit
prekärer Arbeit im Kunstumfeld“ vom Kollektiv Weiter. Eine Aufseherin
und ein Kunstwerk teilen sich den Raum in einem bekannten Museum in
Europa – innere Monologe thematisieren Kunst und welche Beziehung wir
dazu haben. Was kann Kunst heute noch? Welche vorstellbaren Räume
lassen sich entdecken? Das Künstlerkollektiv Weiter, bestehend aus
Autorin Alexandra Pâzgu, Musiker und Komponist Florian Kmet und
Schauspieler Roman Blumenschein, veröffentlichte 2021 sein erstes
Hörspiel „Die Eroberung der Stadt“ im Ö1-„Kunstradio“. Als
weiterführende Recherche zum Thema Städteflanieren möchte das
Kollektiv mit diesem Projekt einmal stillstehen, einatmen und
nachdenken.
„Track 5‘“ - die Siegerstücke des Ö1-Wettbewerbs für
Kurzhörspiele
„Wie soll ich es sagen?“ war das Motto des
Ö1-Kurzhörspielwettbewerbs „Track 5‘“, den Ö1 wieder mit der „schule
für dichtung“ ausgeschrieben hatte. Aus den 202 Einreichungen, die
die Kriterien erfüllt haben, hat eine Jury zehn Kurzhörspiele
nominiert: Die geforderten Kriterien waren neben einer Länge von
maximal fünf Minuten ein Original-Ton und der Satz „Wie soll ich es
sagen?“. Platz 1 und damit 1.000,- Euro Preisgeld ging an Petra
Nachbaur mit „ELTSCHIBISIBJU“. Den zweiten Platz mit 500,- Euro
belegte „Nos Itrocs ó Töte den Hund, der an mein Hirn bellt“ von
'ɹ𝕚ɛ𝕟. Platz drei ebenfalls mit 500,- Euro ging an das Hörspiel
„Vielleicht ist dann gar nichts“ von Johanna Schmidt. Zusätzlich
vergab die „schule für dichtung“ zum neunten Mal einen mit 1.000,-
Euro dotierten Sonderpreis, der dieses Jahr an Paula van Well und
Lara Bäucker für ihr Kurzhörstück „szenen einer zersetzung//der
körper“ ging.
Preis für „Bestes Sound Design“ an „Was siehst du? Die
Nacht!“ von Ludwig Fels
Dieses Jahr wurde zum ersten Mal der Preis für „Bestes Sound
Design“ vergeben. „Was siehst du? Die Nacht!“ von Ludwig Fels unter
der Regie von Stefan Weber konnte die Fachjury überzeugen und belegte
den ersten Platz. Der Dichter Ludwig Fels erzählt eine Geschichte
zweier Menschen, die diese nicht mehr selbst erzählen können.
Frühjahr 1944: Die kleine Mirka und ihr Vater, in einem Viehwaggon
eines Deportationszuges auf der Strecke vom Ghetto Lódz nach
Auschwitz. Mirka voller Leben, aber mit Zweifeln, weil der Nazi-Hund
beim Einsteigen ihre Puppe gebissen hat. Der Vater, in Verzweiflung
erstickt, versucht zu beruhigen. Kinderfantasie gegen ohnmächtige
Notlügen des verehrten Papas. Eilends zusammenerfundene Märchen als
Replik auf nicht beantwortbare Fragen. Die Jury begründete ihre
Entscheidung folgend: „Mit sparsamen, unaufdringlichen Mitteln wird
eine dichte Atmosphäre gestaltet. Schon zu Beginn, lang ohne Worte,
trägt das Sounddesign die Geschichte mit geballter, erzählerischer
Kraft. Die Komposition von Geräuschen und Musik öffnet Räume und
dringt tief in den Gefühlsraum der Zuhörenden – aufgrund der Tragik
bis zur Unerträglichkeit. Die Tongestaltung dient ausschließlich der
Erzählung, ist aber zugleich entscheidend in einer genauso zarten wie
erschütternden Geschichte.“
Eine lobende Erwähnung erhielt „LECK MICH!“ von Elisabeth
Weilenmann: „Überzeugt durch souveränen und ungezwungenen Umgang mit
Stimmen und Musik, Sound und klanglichen Räumen. Alles ist
musikalisch gedacht, geht in seiner ‚Buntheit‘ und ‚Poppigkeit‘ frech
über die Hochkultur hinaus.“
Brigitte Karner ist „Schauspielerin des Jahres 2022“
Seit 1997 wählt eine Fachjury die Hörspiel-Schauspielerin oder den
Hörspiel-Schauspieler des Jahres. Diesmal fiel die Wahl auf Brigitte
Karner für ihre herausragende Leistung in mehr als 30
ORF-Hörspielproduktionen, unter anderem in Thomas Bernhards
„Theatermacher“ (2022), im Stück „Doppelgängerscheu“ von Brita
Kettner über die Beziehung von Sigmund Freud und Arthur Schnitzler
(2022), in Peter Pessls „Das Frauenunglück“ (2018), in Gotthold
Ephraim Lessings „Die Juden“ (2016), in „Vom Fehlen des Meeres auf
dem Lande“ von Magda Woitzuck (2013), in „Mariaschwarz“ von Heinrich
Steinfest (2013), in „Die Strudlhofstiege“ von Heimito von Doderer
(2007), in „Der Knochenmann“ von Wolf Haas (2000), in „Gemeinsames
Etwas“ von Helmut Peschina (1997) oder „Hotel Savoy“ von Joseph Roth
(1994). „Brigitte Karner gibt Frauenfiguren Wärme, Würde und Witz.
Anmutig bis zornig, präzise und beseelt vermittelt sie uns weibliche
Lebenswelten. Die Vielfalt der Rollen und die große Zahl an
Hörspielproduktionen beweisen, dass die Schauspielerin Brigitte
Karner dem Genre Hörspiel immer treu verbunden war“, so die
Jurybegründung. Zu den bisher Ausgezeichneten zählen etwa Rudolf
Wessely, Michou Friesz, Martin Schwab, Bibiana Zeller, Peter
Simonischek, Peter Matic, Andrea Clausen, Erwin Steinhauer, Chris
Pichler, Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Gerti Drassl, Joachim
Bißmeier, Markus Hering, Petra Morzé, Markus Meyer, Karl Markovics,
Vera Borek, Sylvie Rohrer, Johannes Silberschneider, Franz Schuh und
Regina Fritsch.
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