• 21.02.2023, 10:00:32
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  • OTS0056

FIW-Gutachten: Nach starken Wachstumsjahren stagniert Österreichs Außenhandel 2023

Nach einer dynamischen Entwicklung 2022 erwartet das FIW für dieses Jahr ein geringes Wachstum der österreichischen Exporte und Importe.

Utl.: Nach einer dynamischen Entwicklung 2022 erwartet das FIW für
dieses Jahr ein geringes Wachstum der österreichischen Exporte
und Importe. =

Wien (OTS/BMAW) - Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher
stellte heute gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum
"Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) das vierte
Jahresgutachten zur "Lage der österreichischen Außenwirtschaft" vor.
Das Jahresgutachten widmet sich den aktuellen internationalen
Rahmenbedingungen für die österreichische Außenwirtschaft und der
Handelsentwicklung im Jahr 2022. Darüber hinaus präsentierten die
Studienautoren Prof. Harald Oberhofer und Dr. Robert Stehrer sowie
die Studienautorin Bettina Meinhart, MSc, kurz- und mittelfristige
Prognosen für die zu erwartende zukünftige Entwicklung der
österreichischen Außenwirtschaftsbeziehungen.

Das Jahr 2022 stand unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf
die Ukraine und der darauffolgenden Energiepreiskrise. Haushalte und
Unternehmen waren von den gestiegenen Energiekosten massiv betroffen.
Ab dem zweiten Halbjahr hinterließen der daraus resultierende
Angebotsschock und die hohen Inflationsraten ihre Spuren in der
Weltwirtschaft. Die österreichische Abhängigkeit von russischem
Erdgas stellt die heimischen Haushalte, Unternehmen und die Politik
vor besondere Herausforderungen. Der österreichische Außenhandel
konnte sich unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen relativ gut
behaupten, litt 2022 aber unter der deutlichen Verschlechterung der
Terms-of-Trade, also einer Verschlechterung des Verhältnisses
zwischen Export- und Importpreisen. Die Preise für österreichische
Warenexporte sind um 5,5 Prozentpunkte weniger stark als die
Importpreise angestiegen. In reinen Mengen ausgedrückt haben sich die
österreichischen Exporte dynamischer als die Importe entwickelt: Der
Gesamtexport von Waren und Dienstleistungen stieg gemäß Prognose real
im Jahr 2022 um 8,8 Prozent, die Importe nahmen um 5,1 Prozent zu.

„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hat sich der österreichische
Außenhandel im Jahr 2022 gut entwickelt. Im Vergleich zum
Vorkrisenniveau im Jahr 2019 liegt der Außenhandel nun zehn Prozent
über dem Vorkrisenniveau. Insbesondere kam es zum Wiedererstarken der
Dienstleistungsexporte mit einem Wachstum von 17 Prozent“, so
Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

2022 überwog der negative Terms-of-Trade Effekt den Mengeneffekt,
sodass sich 2022 die österreichische Handelsbilanz um 7,6 Milliarden
Euro im Vergleich zum Jahr 2021 verschlechterte und ein Defizit von
-20,5 Milliarden Euro aufweist. Die positivere Entwicklung der
Dienstleistungsbilanz, welche durch eine massive Steigerung der
Reiseverkehrsexporte (mehr Reisen von ausländischen Touristinnen und
Touristen nach Österreich) getrieben wurde, konnte letztes Jahr das
Handelsbilanzdefizit ausgleichen. 2022 ist die Leistungsbilanz mit
200 Millionen Euro im Plus.

Für 2023 prognostiziert das Kompetenzzentrum "Forschungsschwerpunkt
Internationale Wirtschaft" (FIW) ein Wachstum der Gesamtexporte in
Höhe von 0,3 Prozent. Die Importe dürften heuer um 0,9 Prozent
steigen. Vor allem durch die steigenden Importpreise - verursacht
durch die Energiekrise - könnte Österreich 2023 das erste Mal seit
2001 eine negative Leistungsbilanz aufweisen. Das Defizit beträgt
laut Prognose -1,8 Milliarden Euro - oder 0,4 Prozent des BIP.

Im heurigen Jahr setzt sich die Verschlechterung der Terms-of-Trade
auf Basis der Studienprognose mit einem Minus von einem Prozent
weiter fort. Die Warenexporte dürften um 0,1 Prozent zulegen, die
Dienstleistungsexporte verzeichnen ein Wachstum von 1,2 Prozent. Die
Gesamtimporte wachsen um 0,9 Prozent. Der Unterschied zwischen den
Exporten und Importen ergibt sich aus einem höheren
Dienstleistungsimportwachstum von 3,3 Prozent. Die Handelsbilanz
könnte sich durch den weiteren negativen Terms-of-Trade Effekt auf
-23,3 Milliarden Euro verschlechtern. Dieses Defizit wird von den
Dienstleistungsbilanzüberschüssen nicht mehr vollständig kompensiert
werden können. Die österreichische Leistungsbilanz wird 2023 mit
einem Abgang von -1,8 Milliarden Euro (0,4 Prozent des BIP) einen
negativen Saldo aufweisen. 2024 sollte die Leistungsbilanz
prognosemäßig zu einem geringen Überschuss zurückkehren.

„Gerade jetzt ist es wichtig, die österreichischen Exportbetriebe bei
ihren Internationalisierungsaktivitäten weiter bestmöglich zu
fördern. Durch die Internationalisierungsoffensive
‚go-international‘, Wirtschaftsmissionen in Zukunftsmärkte sowie
gemeinsame internationale Wirtschaftskommissionen unterstützen wir
Betriebe bei der Erschließung neuer Märkte und dem Ausbau bereits
bestehender Geschäftsverbindungen. Für ein kleineres,
exportorientiertes Land wie Österreich ist es darüber hinaus wichtig,
dass die Europäische Union eine aktive Handelspolitik verfolgt. Dabei
geht es insbesondere um den Abbau bestehender Handelsbeschränkungen
sowie um das Vermeiden von Handelskonflikten“, so Kocher bei der
Präsentation.

Das FIW-Jahresgutachten steht hier
(https://fiw.ac.at/fileadmin/Documents/Publikationen/Jahresgutachten-
2023/FIW-AH-JG-2023-final.pdf) zum Download zur Verfügung.

Die Datenanhänge finden Sie hier
(https://fiw.ac.at/fileadmin/Documents/Publikationen/Jahresgutachten-
2023/FIW-JG-2023-Datenappenix-final-Print.pdf).

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