Danach: „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“ und „Bergfried“
Utl.: Danach: „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch
Südtirol“ und „Bergfried“ =
Wien (OTS) - Fast die gesamte jüdische Bevölkerung St. Pöltens ist
der Shoah zum Opfer gefallen. Die Synagoge: dem Abriss nahe. Doch ein
Mann kämpft gegen das Vergessen: Hans Morgenstern. Seine
Lebensgeschichte gibt in der „kreuz und quer“-Neuproduktion „Herr
Morgenstern und seine Synagoge“ von Anita Lackenberger, die ORF 2 im
Rahmen des Programmschwerpunkts zum Internationalen Tag des Gedenkens
an die Opfer des Holocaust (Details unter presse.ORF.at) am Dienstag,
dem 31. Jänner 2023, um 22.35 Uhr zeigt, tiefe Einblicke in den
Umgang mit dem jüdischen Erbe, den Überlebenden und der St. Pöltner
Geschichte. Um 23.10 Uhr folgt Karin Dureggers Dokumentation „Die
Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“, danach steht Jo
Baiers historisches TV-Drama „Bergfried“ (23.55 Uhr) mit Fabrizio
Bucci und Peter Simonischek auf dem Programm.
„Herr Morgenstern und seine Synagoge“ – Ein Film von Anita
Lackenberger
Hans Morgenstern wird 1937 in St. Pölten geboren. Gleich nach dem
„Anschluss“ verlassen seine Eltern mit ihm Österreich Richtung
Palästina. Familienmitglieder und Freunde, die in St. Pölten
zurückbleiben, werden ermordet. 1947 kehren Hans Morgensterns Eltern
gemeinsam mit ihrem Sohn nach Österreich zurück. Das St. Pölten, das
sie kannten, ist ausgelöscht: Die mit so viel Engagement erbaute und
1913 eröffnete Synagoge fast zerstört.
Es ist ein schonungslos offenes Interview, in dem Hans Morgenstern
von seiner Geschichte erzählt, die tiefe Einblicke auch in die
jüdische Geschichte St. Pöltens gibt. Seine Eltern fanden „eigene
Wege“, mit der Vergangenheit umzugehen: Am Küchentisch der Mutter
trafen sich Überlebende und ließen die Geschichte der jüdischen
Bevölkerung St. Pöltens vor dem Krieg lebendig werden. Sein Vater
Egon Morgenstern, schon vor 1938 ein angesehener Rechtsanwalt,
beschäftigte sich nach der Rückkehr mit vielen Restitutionen, um
zumindest rechtmäßigen Besitz wieder herzustellen.
Hans Morgenstern beginnt zu sammeln und zu schreiben. Er sammelt die
Bilder der jüdischen Bewohner/innen der Stadt und schreibt ein
Lexikon berühmter jüdischer Persönlichkeiten aus aller Welt. Ihre
Geschichten haben ihre Verbindung auch zur St. Pöltner Synagoge, über
viele Jahrzehnte ein „Taubenschlag“ kurz vor dem Abriss. Um die
Synagoge vor dem Verfall zu bewahren, schreibt Morgenstern einen
Brief, der als Initialzündung für den Erhalt und die Renovierung der
Synagoge gesehen werden kann. Wie Experten und Expertinnen erzählen,
ist die St. Pöltner Synagoge nicht nur für die jüdische Bevölkerung
von Bedeutung, ist sie doch ein Juwel des Jugendstils, das viel über
die Geschichte zu offenbaren vermag. Zerstört wurde sie während der
Novemberpogrome 1938, bei denen auch ein großer Teil der wertvollen
Innenausstattungstücke verschwand bzw. vernichtet wurde.
Die Interviews mit Hans Morgenstern, Martha Keil (Wissenschaftliche
Leitung Institut für Jüdische Geschichte) und Thomas Pulle (Leiter
Stadtmuseum St. Pölten) führen durch den Film und lassen gemeinsam
mit zahlreichen Originalmaterialien das „Jüdische St. Pölten“
wiederauferstehen.
„Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“ – Ein Film
von Karin Duregger
Die „kreuz und quer“-Dokumentation begibt sich auf die Spuren
führender Nazi-Größen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand bei
vielen dieser Nazis vor allem eine Region auf ihrem Fluchtplan:
Südtirol. Ebenso wie Adolf Eichmann oder Martin Bormann wählten viele
NS-Funktionäre den Weg über die Dolomiten. Es war die sogenannte
„Rattenlinie“. Unterstützung bekamen die Nazis auf der Flucht aus der
Region: Hier eine kleine Diözese oder der Wirt eines Gasthofs am
Grenzübergang, dort das Netzwerk des Vatikans oder ehemaliger
Parteigenossen und alte Sympathisanten. Südtirol war territorial und
staatsrechtlich „Niemandsland“. Nur hier war es nach dem Krieg
möglich, so ein engmaschiges Unterstützer-Netz zu knüpfen.
Ein Schwerpunkt der Dokumentation ist die Darstellung der Rolle
katholischer Würdenträger bei der Fluchthilfe. Im damaligen Südtirol
spielte der Kampf gegen den Kommunismus, die Fokussierung auf die
nationale Frage und die Solidarität mit dem Deutschtum eine große
Rolle. In diesem Kontext müssen die damaligen Aktivitäten eingeordnet
werden. Der Film greift dabei neue Forschungsergebnisse
österreichischer Historiker/innen auf und begleitet die Urenkelin von
Martin Bormann bei ihrer Spurensuche in der Durchgangsschleuse
Südtirol.
„Bergfried“ – Historisches TV-Drama von Jo Baier
Im Mittelpunkt steht ein Mann (gespielt von Fabrizio Bucci), der 1944
als Kind die Ermordung seiner Familie und der Bewohner/innen seines
Bergdorfs durch deutsche Truppen in der Toskana miterleben musste und
nur durch Zufall überlebt hat. Knapp 40 Jahre später, 1982, macht er
sich auf die Suche nach dem Täter. In weiteren Rollen spielen neben
Fabrizio Bucci und Peter Simonischek u. a. Katharina Haudum, Gisela
Schneeberger, Eva Herzig und Gerhard Liebmann. Regie bei diesem in
der Steiermark gedrehten Fernsehfilm führte Jo Baier, der auch für
das Drehbuch verantwortlich zeichnet. „Bergfried“ entstand als
Koproduktion von Zieglerfilm München, epo-film, BR, WDR und ORF,
gefördert von Cinestyria Filmcommission and Fonds, Fernsehfonds
Austria und FFF Bayern.
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