- 13.01.2023, 10:31:35
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Wirkstoffverschreibung verschärft Probleme in der Arzneimittelversorgung
Die Art der Verschreibung beeinflusst nicht die Verfügbarkeit von Arzneimitteln. Eine Wirkstoffverordnung schafft lediglich weiteren Preisdruck und Unsicherheit für Patienten.
Die pharmazeutische Industrie lehnt den Vorstoß des Gesundheitsministers ab, in Österreich eine Wirkstoffverschreibung einzuführen. „Das Argument, dass in anderen Ländern eine Wirkstoffverschreibung gang und gäbe wäre, nur in Österreich nicht, ist kein wirkliches Argument. Schließlich haben alle Länder in der EU derzeit dieselben Schwierigkeiten in der Arzneimittelversorgung. Es ist kein rein österreichisches Spezifikum, dass wir derzeit bei einigen Produkten Lieferprobleme haben, Wirkstoffverschreibung hin oder her“
, betont Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG.
Die Engpässe bei den Arzneimitteln entstehen nicht dadurch, dass die Ärztinnen und Ärzte ein bestimmtes Produkt auf das Rezept schreiben. Es würde sich auch nichts ändern, würden sie statt eines Produktes nur mehr den Wirkstoff verordnen. Vielmehr liegen die Gründe beim Arbeitskräftemangel in der Produktion, bei Zwischenfällen im Herstellungsprozess, beim Mangel an wichtigen Roh- und Zusatzstoffen, bei der derzeit extrem schwankenden Nachfrage und vor allem auch beim hohen Preisdruck und dem damit verbundenen niedrigen Preisniveau, das besonders im patentfreien Arzneimittelbereich herrscht.
Anstatt die Situation zu verbessern, würde eine Wirkstoffverschreibung nach Ansicht des Verbandsvertreters nur den Arzneimittelschatz schmälern. Dazu Herzog: „Wir haben jetzt schon einen enorm hohen Druck auf die Preise, speziell bei Generika. Eine Wirkstoffverschreibung würde diesen Druck weiter erhöhen, weil die Apotheken jeweils nur jenes wirkstoffgleiche Medikament abgeben dürfen, das gerade den niedrigsten Preis hat. Die Folge wäre eine Reduktion des Arzneimittelschatzes und damit eine zusätzliche Gefährdung der Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln.“ Abgesehen davon steht den Ärztinnen und Ärzten bei der Verschreibung ohnehin die Lieferengpass-Liste der Behörde tagesaktuell zur Verfügung.
Ebenso würde eine Wirkstoffverschreibung Unsicherheiten bei den Patientinnen und Patienten bewirken. „Gerade bei Personen, die laufend Medikamente einnehmen, ist eine Kontinuität wichtig. Das betrifft auch das Produkt selbst. Bekommen chronisch Kranke immer wieder ein anderes Medikament, führt das zu Verunsicherung und Irritation. Es ist also mitnichten im Sinne der Patientinnen und Patienten, auf das gut etablierte System der Verschreibung, wie es seit Jahren gang und gäbe ist, zu verzichten“, warnt Herzog.
Zwar existiert das System der Wirkstoffverschreibung in vielen anderen Ländern, doch sind die Systeme in der pharmazeutischen Wertschöpfungskette, der Preisgestaltung und der Erstattung europaweit sehr unterschiedlich und je Land spezifisch gestaltet. „Was in einem Land funktionieren mag, kann in einem anderen zu ungewollten Verwerfungen führen. Eine Wirkstoffverschreibung würde hierzulande nur negative Auswirkungen haben“, versichert Herzog.
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige, parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung der pharmazeutischen Industrie in Österreich. Die rund 120 Mitgliedsunternehmen (Stand Jänner 2023) mit ca. 18.000 Mitarbeitern decken den heimischen Arzneimittelmarkt zu gut 95 Prozent ab. Die Pharmig und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.
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