- 15.12.2022, 08:00:32
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- OTS0012
30 Menschen in Wiener Haus seit Wochen ohne Strom und Heizung
Ominöses Firmenkonstrukt Schuld an Stromabschaltung Mitten im Winter
Seit dem 23. November müssen Mieter*innen in einem Haus am Gaudenzdorfer Gürtel 41 ohne Strom und ohne Heizung ausharren. Es ist kalt und dunkel, viele Bewohner*innen nehmen durch die Situation gesundheitlichen Schaden. Sie alle haben mit einer Privatperson einen Untermietvertrag abgeschlossen – ein klassisches Umgehungsgeschäft, wie Expert*innen in der Mietrechtsberatung meinen. Im Mietzins ist eine Pauschale für Warmwasser, Strom und Heizung inbegriffen, die sie monatlich stets bezahlt haben. Seit über drei Wochen haben sie weder das eine noch das andere. "Es gibt scheinbar nur einen Stromliefervertrag für das gesamte Haus und da die Verantwortlichen über einen längeren Zeitraum keinen Strom bezahlt haben, kam es am 23. November zur Abschaltung durch die Wiener Netze und die Polizei
", so Simone Steiner von der Gruppe en commun - Zwangsräumungen verhindern. Durch die Abschaltung des Stroms, fällt dort aus technischen Gründen automatisch auch die Heizung aus. Eine unmenschliche und tendenziell gesundheitsgefährdende Situation, in der sich die Mieter*innen jetzt wiederfinden. Vor wenigen Tagen wurde ein anonymer Zettel im Stiegenhaus gefunden, in der ihnen angedroht wurde, sie müssten bis Jahresende das Haus räumen. "Die Verantwortlichen wollen also ohne jede rechtliche Grundlage Menschen Mitten im Winter auf die Straße setzen, um sich der von ihnen geschaffenen Probleme zu entledigen
", so Steiner weiter.
Es ist nicht leicht die Verantwortlichen ausfindig zu machen, es wurde absichtlich ein undurchsichtiges Konstrukt durch Unterfirmen und Hausverwaltungen gebastelt, die schwer zu erreichen sind, geschweige denn Büroöffnungszeiten hätten. Klar ist, dass die Firma PECADO GmbH als Eigentümerin des Hauses auftritt und eine Hausverwaltung namens OMEGA beauftragt hat. Alle Beteiligten schieben die Verantwortung von sich weg und beschuldigen den jeweils anderen. An fehlendem Kapital dürfte es der Firma jedenfalls nicht mangeln, befinden sich doch alleine in Wien über 20 Häuser in ihrem Besitz. Das Ziel scheint eher das rausekeln der Mieter*innen zu sein, um mehr Profit mit dem Haus zu schlagen.
Die Bewohner*innen wollen nun jedenfalls mit Hilfe der Mietervereinigung rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen setzen. Doch das dringende Problem muss viel schneller gelöst werden: Der Strom muss wieder angeschaltet werden damit die Menschen wieder heizen können. "In der Vergangenheit und unter mysteriösen Gründen wurde am Stromzähler so manipuliert, dass dieser außer Betrieb genommen werden musste. Ohne Strom ist das Haus (offensichtlich) unbewohnbar und etwaige Bewohner*innen müssten ausziehen. Kann das gewollt sein? Wieso tun die Verantwortlichen nichts dagegen? Es ist unverständlich, warum die Wiener Netze den Strom abgeschalten haben, wenn sie doch sehen, dass Menschen in diesem Haus wohnen. Kann es hierfür keine Kulanzlösung geben? Was ist da los bei der Stadt Wien? Warum werden die Mieter*innen bestraft und den verantwortlichen Eigentümern passiert nichts?
", fragt sich Steiner.
Dass Menschen in prekären Lebenslagen ausgenutzt werden, ist leider nichts neues, sondern Folge eines profitorientierten kapitalistischen Wohnungsmarktes. Sie mussten über 1.000 Euro Provision zahlen, ihnen wurde ein Untermietvertrag vorgesetzt, der ihnen fast keine Rechte einräumt. Sie zahlen monatlich 500 Euro für Zimmer mit Stockbetten, und das alles nur, damit sie jetzt bei Schnee und Minusgraden ohne Strom, Warmwasser und Heizung dastehen. Hier zeigt sich auch, wie rassistisch der Wohnungsmarkt ist, handelt es sich bei den Bewohner*innen großteils um Geflüchtete, die es ohnehin schwer haben, sicheren Wohnraum zu finden.
"Gemeinsam mit den Bewohner*innen fordern wir alle Verantwortlichen auf, eine rasche Lösung im Sinne der Mieter*innen zu finden. Wir werden jedenfalls weiter gegen dieses Unrecht, gegen Zwangsräumungen und ständige Mieterhöhungen kämpfen. Mieter*innen aller Grätzl, vereinigt euch!
", so Simone Steiner, Sprecherin der Gruppe, abschließend.
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