Wissenschafter*innen fordern: Zimmer statt Zelte
Seit Anfang November müssen Geflüchtete in Zelten ausharren. Wissenschafter*innen protestieren gegen diese unmenschliche und rechtswidrige Situation.
Wien (OTS) - Seit Anfang November müssen Geflüchtete am steirischen Grenzübergang Spielfeld in Zelten ausharren, bei eisiger Kälte und häufigem Ausfall der Heizungen, mit ungenügender Kleidung, zu dünnen Decken und zeitweise auch zu wenig Verpflegung. Seit einer Woche ist der Gesundheitszustand vieler Schutzsuchender aufgrund von Kälte und Grippeausbrüchen mehr als besorgniserregend. Viele der Geflüchteten haben sich auf ihrer Flucht zum Teil schwer verletzt. Die einzige staatlich organisierte ärztliche Behandlung wird von einer praktischen Ärztin geleistet, die zweimal pro Woche vor Ort ist. Zwischen 10 und 17 Tage müssen Menschen in diesem Lager ausharren; zurzeit sind es etwa 150 Personen.
So gut wie möglich werden dringende Bedürfnisse von der solidarischen Zivilgesellschaft abgedeckt, die Kleidung sammelt, warmes Essen bringt und am letzten Wochenende eine ärztliche Behandlung organisiert hat.
Es ist ebenso unerträglich wie inakzeptabel, dass Geflüchtete in einem der reichsten Länder der Welt in Zelten überleben müssen und das auch noch bei Frost und Schneefall. Die behauptete Überlastung des Asylsystems ist eine Auswirkung politischen und bürokratischen Versagens, das wohl auch der Bevölkerung die Notwendigkeit von Grenzschließungen suggerieren soll. Die Asylkoordination hat errechnet, dass allein das Land Steiermark laut gesetzlicher Selbstverpflichtung um 3600 mehr Grundversorgungsplätze anbieten müsste.
Als Wissenschafter*innen im Bereich Menschenrechte und Migration protestieren wir gegen diese unmenschliche und rechtswidrige Situation, die den Menschenrechten, der Genfer Flüchtlingskonvention und der Aufnahmerichtlinie der EU widerspricht.
Wir fordern die österreichische Regierung, die Landesregierungen und die Grundversorgungseinrichtungen auf, das Zeltlager Spielfeld sofort zu schließen und alle Asylwerber*innen in Österreich in menschenwürdigen Quartieren unterzubringen.
Unterzeichner*innen:
Univ.Doz Dr. Manfred Nowak, Rechtswissenschaften (Menschenrechte); Dr. Judith Kohlenberger, Migrationsforschung; Univ.Prof. Dr. Rainer Bauböck, Migrationsforschung; Univ.Prof. Dr. Ruth Wodak, Diskursforschung; PDin Drin Monika Mokre, Politikwissenschaft.
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Rückfragen & Kontakt:
Dr. Monika Mokre
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Telefon: 0699 15068271