- 11.12.2022, 11:20:55
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- OTS0018
Ende einer Institution
Wiener Lustspielhaus, "slow theatre"
Ein Nachtrag
2004 öffnete das Wiener Lustspielhaus seine Pforten mit Shakespeares "Sommernachtstraum" und schloss sie 2022 mit Molières "Tartuffe", begleitet von den Hasstiraden eines Journalisten, der sich selbst als Tratsch Tante bezeichnet. Keine schlechte Idee, denn: Tratsch ist kein verhandelbares Rechtsgut. Man kann lügen bis sich die Balken biegen, nach dem Motto: "Ein bisserl was bleibt immer hängen."
Anständige Künstler hingegen, wie Susanne F. Wolf, Maximilian Gruber und Franzobel, arbeiteten sich 18 Jahre an Shakespeare, Molière, Da Ponte, Hofmannsthal, Goethe und Goldoni ab. Sie erfüllten 19 Schreibaufträge, schufen 19 Uraufführungen, 19 neue Komödien. Unzählige Musiker und Komponisten schufen an die 150 neue Songs und Arrangements. Es gab Arbeitsplätze (Kunst und Technik) für rund 32 Mitarbeiter über 18 Saisonen. Ein Volkstheater im wahren Sinn des Wortes.
Das Wiener Lustspielhaus hatte 2021 keine "Schulden", sondern lediglich, wie alle anderen Indoor-Veranstalter einen katastrophalen Einbruch bei den Besucherzahlen. Hier lege ich Wert auf die richtige Wortwahl. Das Wiener Lustspielhaus wurde also nicht "entschuldet", sondern entlastet... hochverdient, wie ich behaupte.
Auch scheint es mir wichtig, auf die Sehenswürdigkeit „Wiener Lustspielhaus“ hinzuweisen. Ohne Zuhilfenahme von Schablonen wurden die Wände des barocken Stecktheaters von Raja Schwahn-Reichmann und ihrem Team von Hand bemalt. Die drei Wiener Veduten, voller Witz und Ironie, somit bildgewordene Liebeserklärungen an Wien. An eine Restaurierung der Malerei seitens der Stadt war nicht zu denken. Corona hat sämtliche diesbezügliche Kalkulationen in Makulatur verwandelt. Es war uns jedoch wichtig, dieses barocke Kleinod zu erhalten.
Umso glücklicher sind wir, dass sich das Land Burgenland bereit erklärt hat, das Wiener Lustspielhaus in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, es zu renovieren und somit am Leben zu erhalten. Wie, wann und wo wird sich zeigen ... jedenfalls sinnstiftend, nachhaltig und regional eingebettet. Wie es sich für ein „Slow Theatre“ gehört ...
Prof. Adi Hirschal
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