- 05.12.2022, 08:46:00
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Straßenzeitungen wieder mal übergangen!
Die österreichischen Straßenzeitungen üben Kritik am Entwurf der Medienförderung und fordern Nachbesserungen.
Von den österreichischen Straßenzeitungen kommen Beanstandungen am Entwurf der Medienförderung: «Dieser Gesetzesentwurf entspricht nicht dem, was man sich unter einer qualitätsstärkenden Medienförderung vorstellt», sagt Ruth Weismann, Redakteurin beim Wiener Augustin. Hauptkritikpunkt des Zusammenschlusses von sieben Straßenzeitungen – 20er, Apropos, Augustin, kaz, Kupfermuckn, marie und Megaphon – die in den neun Bundesländern vertrieben werden: Die Großen werden gefördert, die Kleinen haben nichts davon.
Mehr Unterstützung für mediale Vielfalt
«Kleinen Redaktionen wird der Zugang zur Qualitätsjournalismus-Förderung quasi verunmöglicht», sagt Frank Andres, Chefredakteur der Vorarlberger marie. Denn, um an eine Förderung zu kommen, müssen mindestens drei Journalist*innen hauptberuflich in der Redaktion beschäftigt sein. «Das muss sich ein Medium erst einmal leisten können» so Andres. «Große Medienhäuser werden so noch mehr Geld und Ressourcen bekommen, während Kleine leer ausgehen
» meint Rebecca Sandbichler, Chefredakteurin der Tiroler Straßenzeitung 20er. Sabine Gollmann vom Megaphon (Graz) ergänzt: «Wir Straßenzeitungen arbeiten deshalb so prekär, weil wir als einzige Medien in Österreich die Hälfte unserer Umsätze direkt an unsere Verkäufer*innen abgeben.
» Straßenzeitungen sind nicht gewinnorientiert, ihre gesellschaftliche Relevanz als Medien- und Sozialprojekte, die armutsbetroffenen Menschen einen kleinen Verdienst ermöglicht, ist hoch.
Die Straßenzeitungen fordern also ein Konzept der «Förderung first». Denn, damit kleine Redaktionen genug hauptberuflich tätige Redakteur*innen beschäftigen können, müssen sie zuerst gefördert werden. Was Straßenzeitungen brauchen, ist eine Sockelförderung – etwa als gemeinsamer Fördertopf.
Förderung von freien Journalist*innen nicht vergessen
Die Forderung der unabhängigen Magazine an.schläge, ballesterer, Südwind-Magazin, skug, malmoe und Tagebuch, nach der Medien, die unter die Publizistikförderung fallen, aber weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz haben, vom Förderkriterium der Redaktionsgröße ausgenommen werden sollen, unterstützen die österreichischen Straßenzeitungen ebenfalls.
Darüberhinaus wäre es wichtig, die im Kollektivvertrag vorgesehene Bezahlung von freien Journalist*innen zu fördern. Denn diese liefern wichtige Arbeit, die zur Qualität von Zeitungen wesentlich beitragen. Vor allem jene kleinen Redaktionen, die sich mangels Geld und Ressourcen keine Spezialabteilungen leisten können, kommen ohne sie nicht aus.
Das Klima mitdenken
«Wir befürworten ausdrücklich Frauenförderungspläne, Regionalförderung, etc. Aber warum findet sich mitten in der Klimakrise, nicht ein Wort in dem Entwurf, engagierten Wissenschafts- und Umweltjournalismus zu fördern? Wir Straßenzeitungen haben hier, genauso wie beim Thema Inklusion, schon lange inhaltlich vorgearbeitet», gibt Rebecca Sandbichler noch zusätzlich zu bedenken.
«Straßenzeitungen, wie auch andere kleine Magazine, sind ein wichtiges Element der medialen Vielfalt in Österreich und dabei chronisch unterfinanziert
» sagt Ruth Weismann. Vor allem in Zeiten von Korruption bei Inseratenvergabe und zu großer Nähe zwischen einigen großen Medien und der Politik ist die Förderung von Vielfalt und Unabhängigkeit wichtig. «Öffentliche Gelder sind ein Mittel, um Unabhängigkeit und Qualität zu unterstützen. Die Straßenzeitungen fordern, hier berücksichtigt zu werden
» so Frank Andres.
Rückfragen & Kontakt
Claudia Poppe
E-Mail: strawanzerin@augustin.or.at
www.augustin.or.at
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