- 16.11.2022, 08:30:02
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Debatte über Zulassung zum Medizinstudium flammt erneut auf
Interessierte am Humanmedizinstudium vorher in die Pflege?
Seit Jahren wird der Aufnahmetest, der MedAT, regelmäßig kritisiert. Nun ist ein neuer Ansatz aufgetaucht - Studieninteressierte sollen statt des Tests ein einjähriges Pflegepraktikum absolvieren, in dessen Verlauf die Tauglichkeit für das Studium geprüft werden soll.
Die ÖH Med Wien sieht diesen Vorschlag äußerst kritisch. Der MedAT ist bekanntermaßen nicht perfekt, so stellen beispielsweise die größtenteils kostenpflichtigen Lernunterlagen für viele Studienwerber:innen eine große Hürde für den Test dar.
“Die monetäre Privatisierung von Übungsmaterial und das Fehlen von offiziellen, kostenlosen Testaufgaben hat zu einer massiven sozialen Selektion geführt. Finanzielle Aspekte dürfen keinen Einfluss darauf haben, ob man besser vorbereitet in den MedAT startet oder nicht”, äußert sich Nicole Brunner, Vorsitzende der ÖH Med Wien.
Zudem muss anerkannt werden, dass die Auswahl von zukünftigen Medizinstudierenden basierend auf einem einzigen Testergebnis ausbaufähig ist. Eine Vorselektion beziehungsweise eine Erweiterung des Aufnahmetests durch etwaige persönliche Auswahlgespräche würde durch die hohen Bewerber:innenzahlen an öffentlichen Universitäten sicherlich mit immensem Aufwand verbunden sein, jedoch auch zu einer diverseren Selektion führen, die auch soziale Aspekte und zwischenmenschliche Kommunikation mit einbezieht.
“Der MedAT überprüft derzeit primär, welche Studienwerber:innen viel gelernt, beziehungsweise viel Zeit in die Vorbereitung gesteckt haben, da es ohne eine intensive Vorbereitung beinahe unmöglich ist, einen der heißbegehrten Plätze zu erhalten” sagt Yannick Suhr von der Studienvertretung Humanmedizin. Nichtsdestotrotz stelle ein Zugang zum Medizinstudium ohne Aufnahmetest keine Lösung dar, da dies die unumgängliche Selektion lediglich nach hinten verschiebt.
Die Einführung eines einjährigen Pflegepraktikums ist keineswegs zielführend für die Auswahl von zukünftigen Ärztinnen und Ärzten. Es ist kaum möglich, objektive Kriterien über einen so langen Zeitraum zu definieren und regelmäßig zu überprüfen, anhand derer eine Selektion für das Studium stattfinden soll. Ein Versuch, durch diese Maßnahme den akuten Pflegemangel zu unterbinden, ist ebenfalls völlig fehl am Platze. “Einem kurzzeitigen Pflegepraktikum im Rahmen des Medizinstudiums könnten wir einiges Positives abgewinnen, nicht jedoch mit dem Ziel, den über Jahre entstandenen Pflegemangel zu bekämpfen. “Primär sollte es dabei um eine bessere Zusammenarbeit der zukünftigen Ärztinnen und Ärzte mit den anderen Gesundheitsberufen gehen” so Till Buschhorn, Studienvertreter an der MedUni Wien. In Deutschland müssen Medizinstudierende beispielsweise ein dreimonatiges Pflegepraktikum in der Vorklinik absolvieren. Die in Österreich ins Spiel gebrachte Dauer von einem Jahr, wie auch die Tatsache, dass dieses Praktikum den Aufnahmetest ersetzen soll, sind dabei völlig unangemessen.
Es gilt, den Pflegemangel und die Auswahlkriterien für das Medizinstudium getrennt voneinander zu betrachten. Beide Berufe sind existenziell für unsere Gesellschaft und arbeiten oft Hand in Hand, sind aber doch verschieden.
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