- 30.10.2022, 08:00:34
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Neue „Universum History“-Doku „Leopoldina Habsburg: Die Geburt des modernen Brasilien“ am 1. November um 21.50 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) - September 1822: Prinz Pedro I. und seine Gemahlin
Leopoldina rufen das brasilianische Kaiserreich aus. Das Land sagt
sich los von der Kolonialmacht Portugal, setzt der Ausbeutung und
Fremdbestimmung ein Ende. Ein wagemutiger Schritt, der die Granden
der europäischen Politik überrascht und verärgert. Hätte ihn das
Herrscherpaar nicht gesetzt, würde es Brasilien in seiner jetzigen
Form nicht geben – die Region wäre in Teilrepubliken zerfallen,
zerrissen von einem Zweifrontenkrieg gegen Feinde in der
Nachbarschaft und auf dem europäischen Kontinent. Visionärin und
Schlüsselfigur in der Geschichte Brasiliens ist Leopoldine von
Habsburg, die bis heute als „Mutter der Nation“ verehrt wird. Die
neue „Universum History“-Dokumentation „Leopoldina Habsburg – Die
Geburt des modernen Brasilien“ beleuchtet am Dienstag, dem 1.
November 2022, um 21.50 Uhr in ORF 2 eine weitgehend unbekannte
Episode in der Geschichte der Habsburger, in deren Zentrum die
tragische Frauenfigur Leopoldina steht, deren Streben nach Wissen und
Unabhängigkeit sie nicht vor Einsamkeit, Schmerz und den Zwängen des
Patriarchats bewahren konnte.
Das Dokudrama porträtiert anlässlich des 200. Jahrestages der
brasilianischen Unabhängigkeit diese außergewöhnliche Frau und legt
gleichzeitig die Zusammenhänge zwischen europäischer und
südamerikanischer Geschichte offen. Der Film von Katharina Heigl
entstand als Koproduktion von SATEL Film, ORF und ZDF Arte, gefördert
von Creative Europe – MEDIA Programme of the European Union,
Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Land Niederösterreich und VAM.
Die Kaisertochter aus Wien – eine Großnichte Marie-Antoinettes – wird
aus politischem Kalkül mit dem portugiesischen Kronprinzen Pedro I.
verheiratet. Sein Vater, der König von Portugal, hat sich auf der
Flucht vor Napoleon mit seinem Hof in die Kolonie Brasilien
zurückgezogen. So wird die „verkaufte“ junge Habsburgerin im frühen
19. Jahrhundert zur ersten europäischen Prinzessin auf
südamerikanischem Boden. Hoch gebildet und interessiert an Botanik,
Mineralogie und politischen Entwicklungen, übt sie von Beginn ihrer
anfangs glücklichen Ehe an großen Einfluss auf die Entscheidungen
ihres Gemahls Dom Pedro aus. Sie ist es, die ihn schließlich dazu
drängt, die brasilianische Bevölkerung bei ihrem Kampf um
Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal zu unterstützen und
dadurch den Fortbestand der Monarchie in Brasilien zu sichern. Mit
den legendären Worten „Der Apfel ist reif. Pflücke ihn“ gibt sie ihm
den entscheidenden Anstoß, Brasilien vom Joch Portugals zu befreien
und das Kaiserreich Brasilien auszurufen. Doch vor den Gewaltattacken
ihres cholerischen Mannes schützt sie ihr Einfluss nicht. Zeit ihres
kurzen Lebens ist sie seinen Misshandlungen ausgesetzt. Er nimmt sich
eine Geliebte, demütigt Leopoldina in aller Öffentlichkeit und ist
gewalttätig. Schließlich bringt Leopoldina den lang ersehnten
Thronfolger auf die Welt – die dynastische Pflicht ist erfüllt und es
gibt nun keinen Grund mehr für den Kaiser, sich mit seiner Gemahlin
zu arrangieren. Leopoldina stellt ein Ultimatum – was den Konflikt
vollends eskalieren lässt. Dom Pedro reagiert mit Gewalt. Wenig
später stirbt Leopoldina nach einer Fehlgeburt. Das brasilianische
Volk gibt dem Kaiser die Schuld am Tod der „Landesmutter“ – er muss
den Thron an seinen Sohn Pedro II. abgeben und das Land verlassen.
Dramaturgisch bildet die Spurensuche Kaiser Pedros II. von Brasilien
in Wien den Rahmen für die Erzählung der Lebensgeschichte seiner
Mutter, Maria Leopoldine Josepha Caroline von Habsburg-Lothringen.
High-End-Reenactments mit historisch abgestimmter Ausstattung,
dokumentarische Aufnahmen von und an den Originalschauplätzen Rio de
Janeiro, São Paulo und Wien werden verbunden mit Statements von
Historikerinnen und Vertretern von indigenen Gruppen. Vielschichtig
animierte Gemälde der Hofmaler Jean-Baptiste Debret und Thomas Ender
lassen das Publikum eintauchen in die exotische brasilianische Welt
des 19. Jahrhunderts. Ausgewählte Zitate aus Briefen und dem
Vademecum, dem „Lebensleitfaden“ Leopoldinas, führen durch ihre
Geschichte, in ihre Welt, detailreich illustriert mit Spielszenen.
Die Geschichte Leopoldinas wird durch die personalisierte
Erzählstruktur eng verknüpft mit der Geschichte der Unabhängigkeit
ihrer zweiten Heimat Brasilien.
Fanny Altenburger (Leopoldina Habsburg): „Das Schicksal einer solchen
Frau, die unter den damaligen patriarchalen unterdrückenden
Strukturen leiden musste und es trotz aller Fantasie und ihrer Liebe
und Leidenschaft zur Wissenschaft; die mir oft wie eine Flucht in
eine Parallelwelt vorkam; nicht geschafft hat, sich zu emanzipieren,
hat mich beim Lesen des Drehbuchs berührt und tut es hoffentlich im
Endergebnis auch.“
Erwin Steinhauer (Dom Pedro II.): „Dom Pedro II., Kaiser von
Brasilien, auf den Spuren seiner Mutter in Wien. Er war unter anderem
einer der Mitbegründer des Instituts Louis Pasteur in Paris und
unterstützte den Bau des Bayreuther Festspielhauses. Seine
Regierungsjahre gelten als die stabilsten in der brasilianischen
Geschichte!“
Regisseurin Katharina Heigl: „Leopoldina Habsburg hat eine innere
Stärke besessen, die wohl oft unterschätzt wird und die mich
fasziniert. Aus ihren Briefen spricht ein sensibler, wacher Geist,
der viel Sinn für Schönheit hat. Sie ist mir im Laufe der Arbeit an
dem Projekt ziemlich ans Herz gewachsen. Was mich beim Lesen der
Korrespondenz besonders berührt hat, war, dass man durch ihre offene
Art zu formulieren fast glaubt zu spüren, wie sie als Mensch war.“
Produzentin Bettina Kuhn: „Von einem Ende der Welt zum anderen – eine
europäische Prinzessin wird zur Kaiserin eines lateinamerikanischen
Landes – unser Dokudrama überrascht mit den aufgeschlossenen und
modernen Ambitionen unserer Heldin. Wussten Sie, dass die Farbe Gelb
in der aktuellen Flagge der brasilianischen Republik auf das
kaiserliche Gelb des berühmten Wiener Schlosses Schönbrunn
zurückgeht? Leopoldina schuf mit ihrem österreichischen Gedächtnis
und Wissen die CI, die Corporate Identity, ihrer neuen Heimat. Das
ist nur ein kleines Beispiel für den immer noch anhaltenden Einfluss,
den ein junges Mädchen aus höchstem europäischen Adel auf das heute
fünftgrößte Land der Welt hatte.“
Caroline Haidacher, Sendungsverantwortliche „Universum History“: „Was
hat das 200-jährige Jubiläum der brasilianischen Unabhängigkeit mit
Österreich zu tun? Viel, denn es war eine österreichische
Erzherzogin, die die Geschichte Brasiliens maßgeblich mitgestaltet
und dafür ihr persönliches Glück geopfert hat. ‚Universum History‘
erweckt diese Habsburgerin, die beinahe in Vergessenheit geraten ist,
wieder zum Leben.“
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