ÖH fordert soziale und wirtschaftliche Absicherung für Medizinstudierende sowie attraktive Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in der Steiermark
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Mag. Drexler,
sehr geehrter Herr Landeshauptmann Stv. Lang,
sehr geehrte Frau Landesrätin Dr.in Bogner-Strauß,
im Namen der Studierenden der Medizinischen Universität Graz wenden wir uns mit einem dringenden Anliegen an Sie.
Steigende Kosten für Lebenshaltung und Miete, Inflation, verschärfte gesetzliche Vorgaben rund um das Medizinstudium und etliches mehr, steigern den Druck auf uns Studierende enorm.
Viele der Beihilfen, sofern sie überhaupt über die Dauer der 6-jährigen Mindeststudienzeit der Studien Zahn- und Humanmedizin ausgezahlt werden, decken die Lebenshaltungskosten bei Weitem nicht ab. Zudem sind unsere Eltern, die uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, aufgrund der derzeitigen herausfordernden wirtschaftlichen Lage ebenfalls am Anschlag. Viele Studierende arbeiten nebenbei und sind nun aufgefordert noch mehr Energie und Zeit in Nebenbeschäftigungen zu investieren, um sich das Studieren überhaupt leisten zu können. Arbeiten neben einem intensiven Unialltag, ohne dabei das Studium hintanzustellen ist enorm schwierig - neben Pflichtpraktika mit einer Arbeitszeit von mind. 35h/ Woche ist es quasi unmöglich.
Besonders für Studierende im Gesundheits- und Sozialbereich ist es leider die Norm, dass keine oder lediglich geringe Aufwandsentschädigungen oder sonstige Unterstützungen, während der oft Monate dauernden und teilweise in der Peripherie stattfindenden Pflichtpraktika geboten werden. Während dieser Praktika erledigen wir oftmals systemrelevante Arbeiten (Blutabnahmen, Assistenzen im OP, Stationsarbeit etc.) und entlasten so die Mitarbeitenden in den Spitälern. Es ist uns wichtig zu betonen, dass es uns ein Anliegen ist, zu unterstützen, wie unter anderem das Projekt „Helfende Hände“ in Kooperation mit der KAGes und das Engagement unserer Famulierenden und Studierenden im Klinisch- Praktischen Jahr (KPJ) an den Kliniken zeigt.
Lediglich für die Initiative „Helfende Hände“, welche Hilfstätigkeiten auf Stationen sowie Blutabnahmen beinhaltet, erhalten Studierende im Rahmen einer Anstellung bei der KAGes eine Bezahlung. Diese Initiative entstand zu Beginn der Corona-Pandemie, um das Gesundheitssystem im Rahmen unserer studentischen Möglichkeiten zu entlasten. Famulierende (= Studierende in Pflichtpraktika Humanmedizin für die Dauer von 12 Wochen) erhalten für eine 35 Stundenwoche keine Aufwandsentschädigung, in der Regel nicht mal ein kostenfreies Mittagessen. KPJ-Studierenden (48 Wochenpraktikum im 6. Studienjahr Humanmedizin) wird für dieselbe Wochenarbeitszeit lediglich eine Aufwandsentschädigung von brutto 650,- Euro/ Monat gewährt. Zahnmedizinstudierende, die im Rahmen ihrer klinischen Ausbildung bereits in die Klinikabläufe auf der Zahnklinik eingebunden sind, bekommen für ihre ebenso versorgungswirksame Tätigkeit keinerlei finanzielle Entschädigung.
Wir Studierende sind mit Hingabe dabei unsere Berufe zu erlernen, um alsbald versorgungswirksam tätig zu werden können. Jedoch lässt sich von Leidenschaft keine Miete und kein Einkauf bezahlen. Der wirtschaftliche Druck auf uns Studierende ist in dieser Zeit enorm und real und führt zu großen Existenzängsten.
Uns, als HochschülerInnenschaft an der Medizinischen Universität Graz ist es insbesondere ein Anliegen, Studierenden eine qualitative Ausbildung im Rahmen der klinischen Praktika sowie in den theoretischen Grundlagen zu ermöglichen. Die KAGes als Krankenanstaltenträger ist insbesondere am erstgenannten Punkt maßgeblich beteiligt und besitzt so einen nicht unwesentlichen Hebel, Absolvierende als zukünftige Arbeitnehmer*innen zu gewinnen.
Dahingehend möchten wir sie höflichst ersuchen unsere Presseaussendung vom 04. März 2022 wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen.
Stellvertretend für die Studierenden fordern wir als HochschülerInnenschaft an der Medizinischen Universität Graz:
- Ausreichende finanzielle Absicherung für Studierende, die Pflichtpraktika absolvieren (insbesondere im KPJ und in den letzten beiden Studienjahren Zahnmedizin)
- Aufwandsentschädigung für Studierende während Famulaturen
- arbeitsrechtliche Absicherung durch Aufnahme von Praktikant*innen in Kollektivverträge
- bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen für Studierende und Praktikant*innen im Gesundheitswesen
Wir bitten Sie, unsere Anliegen ernst zu nehmen und Schritte in Richtung „Attraktivierung des Gesundheits- und Sozialsystems“ zu setzen und eine soziale und wirtschaftliche Sicherheit der Studierenden zu gewährleisten!
Denn wir sind die Zukunft der steirischen Gesundheitsversorgung.
Rückfragen & Kontakt
HochschülerInnenschaft an der Medizinischen Universität Graz
Vorsitzteam: Johanna Brehmer, Laurin Erlacher, Lukas Jager
Telefonnummer: 0316 385 73080 (Montag bis Donnerstag: 9 bis 14 Uhr)
Emailadresse: oeh-vorsitz@medunigraz.at
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