• 20.07.2022, 10:00:02
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  • OTS0045

Greenpeace-Messungen in Tschornobyl: Radioaktivität überschreitet Grenzwerte bis um das Vierfache

Erste unabhängige Messungen der Umweltschutzorganisation in der Region um AKW – Bewertungen der UN-Atomenergiebehörde müssen überprüft werden

Utl.: Erste unabhängige Messungen der Umweltschutzorganisation in
der Region um AKW – Bewertungen der UN-Atomenergiebehörde
müssen überprüft werden =

Kyiv/Wien (OTS) - Ein Team internationaler AtomexpertInnen der
Umweltschutzorganisation Greenpeace hat mit Genehmigung der
ukrainischen Regierung in den vergangenen Tagen eine verlassene
russische Stellung in Tschornobyl auf radioaktive Strahlung
untersucht. Es zeigt sich: Die Radioaktivitätswerte überschreiten den
internationalen Grenzwert für Atommüll bis um das Vierfache. Die
Werte sind damit mindestens dreimal so hoch wie die Schätzungen der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO). Im April 2022 stellte die
IAEO nur sehr begrenzte Daten zur Verfügung und versicherte, dass die
Strahlungswerte "normal" seien. Diese, so die Behörde, seien kein
größeres Problem für Umwelt oder die öffentliche Sicherheit. Mit
diesen erstmalig unabhängigen Messungen widerlegt die
Umweltschutzorganisation die Aussagen der IAEO. Die Resultate zeigen,
dass durch die russischen Aktivitäten, wie das Ausheben von
Schützengräben, in dem Gebiet radioaktive Erde freigelegt wurde und
eine schwere Strahlenbelastung verursacht hat. Die Ergebnisse wurden
heute, im Rahmen einer Pressekonferenz in Kyiv präsentiert.

Die erstmalige unabhängige Untersuchung der Region um das AKW zeigt,
dass die Aussagen der IAEO zu hinterfragen sind. “Der IAEO fehlt es
an Objektivität. Sie schätzt die Risiken der Atomkraft nicht
unabhängig ein”, sagt Thomas Breuer, Atomexperte von
Greenpeace-Deutschland. Stellvertretender Direktor der IAEO ist
Mikhail Chudakov, ein jahrelanger Mitarbeiter des russischen
Atomkonzerns Rossatom. “Damit die Behörde glaubwürdig auf die
vielfältigen Gefahren der Atomenergie reagieren kann, muss sie
künftig von einer Agentur zur Verbreitung von Atomkraft zu einer
Überwachungsbehörde umgebaut werden. Die Expertise und Expertinnen
und Experten dazu hat sie”, so Breuer.

Die Einstufung von Atomenergie als “grüne Energie” im Rahmen der EU
Taxonomie-Verordnung kritisiert Greenpeace vor dem Hintergrund der
Ergebnisse aufs Schärfste: “Die Aufnahme von Atomenergie in die
EU-Taxonomie ist ein großer Fehler. Atomenergie ist gefährlich, teuer
und treibt die Länder, die Atomstrom nutzen, in die Abhängigkeit von
kriegstreibenden Regimen wie Putins Russland. Zudem brauchen AKW
Jahrzehnte im Ausbau. Dafür haben wir in der eskalierende Klimakrise
keine Zeit”, sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei
Greenpeace in Österreich. “Greenpeace wird die Entscheidung deshalb
in Europa rechtlich mit aller Kraft bekämpfen. Die Zeit der
Atomenergie ist vorbei. Die Investitionen in Erneuerbare müssen jetzt
endlich massiv ausgebaut und angekurbelt werden”, fordert Duregger.

Foto- und Videomaterial der Probenahmen und der Mission vor Ort sind
hier zu finden:
Fotos: https://t1p.de/8halw Videomaterial: https://t1p.de/4crew
Hinweis: Greenpeace verwendet die ukrainische Schreibweise für Städte
und geografische Namen der Ukraine, also “Kyiv” statt “Kiew” und
“Tschornobyl" statt "Tschernobyl”.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | GRP

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