Barbara Kolm über nachhaltigen Aufschwung in der Weltwirtschaft anlässlich des IDU Forums in Berlin

Utl.: Barbara Kolm über nachhaltigen Aufschwung in der
Weltwirtschaft anlässlich des IDU Forums in Berlin =
Wien (OTS) - Die Direktorin des Austrian Economics Center und
Vizepräsidentin des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB), Dr. Barbara Kolm, sprach am 27. Juni beim Forum der
Internationalen Demokratischen Union (IDU) in Berlin. Die 1983 in
London gegründete IDU versammelt die Mitte-Rechts-Parteien
(US-Republikaner, Tories, CDU und ÖVP u.a.) aus der ganzen Welt, die
sich gemeinsam für jene sozialen und politischen Werte einsetzen, die
für die Demokratie wesentlich sind, wie Rede- und
Versammlungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, sowie Individualität
und Wohlstand.
Russlands aggressiver Krieg gegen die Ukraine hat die bereits im
vergangenen Jahr einsetzenden Inflations- und Energiekrisen weiter
verschärft. Kolms lebenslanges Engagement für Freiheit und Wohlstand
durch Lösungen der freien Marktwirtschaft spiegelte sich auch in
ihrer Rede über die derzeitige Situation der Weltwirtschaft wider.
Festzuhalten sei, dass die weltweite wirtschaftliche Erholung nach
drei externen Schocks (COVID-19-Pandemie, Ukrainekrieg, Energiewende)
im Jahr 2022 auf Grenzen gestoßen ist: Versorgungsengpässe,
Unterstützungsmaßnahmen sowie wirtschaftliche und geopolitische
Unsicherheiten prägen die Lage.
Die Verlangsamung der Weltwirtschaft in Verbindung mit dem Anstieg
der Energie- und Lebensmittelpreise gelten als die Haupttreiber der
Inflation und sind in westlichen Ländern wie Deutschland, das in
hohem Maße von einem gesunden Industriesektor abhängig ist, besonders
ausschlaggebend. Politische Entscheidungen spielen ebenfalls eine
Rolle: Die grüne Energiewende hat die Preise für CO2-Zertifikate in
die Höhe getrieben.
Zurück zur Normalität - Zins, der Preis des Geldes
Die US-Notenbank hat den Leitzins Anfang Mai um 0,5 Prozentpunkte auf
1,0 % angehoben und rechnet mit weiteren Zinserhöhungen in der
Zukunft. Die EZB kündigte kürzlich eine Anhebung des Leitzins um
einen Viertelprozentpunkt im Juli an, wobei eine weitere Anhebung im
September erwartet wird.
Die aktuellen Prognosen des IWF gehen dementsprechend von einem
Rückgang des globalen Wachstums von 6,1 % im Jahr 2021 auf 3,6 % im
Jahr 2022 aus.
Kolms Empfehlungen fokussierten sich unter großer Zustimmung auf eine
solide Kapitalbasis, Diversifizierung in Bezug auf Beschaffung und
Produktstandorte sowie verbesserte Kosteneffizienz und – für alle
marktwirtschaftlich tätigen Unternehmen unerlässlich - hohe operative
Rentabilität. Wesentlich sei in diesem Zusammenhang auch,
Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um dem erhöhten Risiko von
Cyberangriffen zu begegnen. Insbesondere für klein und
mittelständische Unternehmen (KMU) würden zudem die hohen ESG
Standards zusätzliche Hindernisse für die Finanzierung von KMU
darstellen. Vor allem in Bezug auf die Herstellung nachhaltiger
Produkte sei eine Zusammenarbeit von Politik und KMU wesentlich.
Zeit- und Planungshorizont für Klimaschutz
Kolm betonte, dass die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik eine
Anhebung des natürlichen Gleichgewichtszinses erfordert. Wie die
derzeitige Wirtschaftslage zeige, gebe es klare Grenzen für die
wachstumsfördernde Wirkung der Geldpolitik. Eine Trennung von Geld-
und Fiskalpolitik sei daher unerlässlich.
Schließlich werde der Übergang der Welt zu einer CO2 neutralen
Wirtschaft langwierige Investitions- und Anpassungsphasen erfordern.
Sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch die
Öffentlichkeit müssten darauf vorbereitet sein, dass diese
Investitionsnachfrage die Inflation um weitere ein bis zwei
Prozentpunkte in die Höhe treiben und damit weitere Anpassungen der
Inflations- und Geldpolitik der Länder erforderlich machen werden.
Der globale Süden könnte in Zukunft einen Investitions-Schwerpunkt
bilden, einschließlich Standorten wie der Sahara und Patagonien.
Kolm betonte die Bedeutung des Unternehmertums für die Erholung der
Weltwirtschaft und erinnerte an den bekannten österreichischen
Ökonomen Joseph Schumpeter, der in seinem nach wie vor hochaktuellen
Werk betonte, dass wirksame Maßnahmen kreativ, disruptiv und
umfassend sein müssten. Für die Geldpolitik bedeutet das eine
Rückkehr zur Normalität und Anpassung der Instrumente der Geldpolitik
an die aktuelle Situation.
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