- 29.06.2022, 12:56:06
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ÖAMTC zu Verbrenner-Aus 2035: Mehr Wunschdenken als Realitätssinn
Option für E-Fuels wirft viele Fragen auf
Utl.: Option für E-Fuels wirft viele Fragen auf =
Wien (OTS) - Für den ÖAMTC hat der gestrige Beschluss des EU-Rates
zum Verbrenner-Aus 2035 wenig mit der Lebensrealität 2022 zu tun.
Denn nicht nur, dass es in vielen EU-Mitgliedsstaaten erheblichen
Zweifel an dem rechtzeitigen und ausreichenden Ausbau der
Ladeinfrastruktur gibt. Der prognostizierte Preisverfall für E-Autos
scheint aufgrund der Rohstoffknappheit auszubleiben. Außerdem stellt
sich die Frage, ob Europa mit Elektromobilität seine Abhängigkeit von
zahlreichen Erdölproduzenten gegen eine ausschließliche Abhängigkeit
von China eintauscht.
Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung: "Die
Kalkulation der EU, dass batterie-elektrische Fahrzeuge klimaneutral
sind, beruht auf dem künftigen Wunsch-Strommix in der EU. Solange bei
der Bewertung nicht der aktuelle EU-Strommix zugrunde gelegt wird,
hat die Bezeichnung, 'klimaneutral' nichts mit der Realität zu tun.
Und der zusätzliche Bedarf an elektrischer Energie wird derzeit immer
noch hauptsächlich von kalorischen Kraftwerken gedeckt. Also wäre bei
einem Hochlaufen der Elektromobilität richtigerweise deren
CO2-Ausstoß in Rechnung zu bringen." Daher brauche es für eine
korrekte Beurteilung des CO2-Ausstoßes einer Technologie eine
korrekte Lebenszyklusanalyse, wie sie der Club seit Jahren
einfordert, und nicht nur den Tunnelblick, ob ein Fahrzeug im Betrieb
Emissionen ausstößt.
Anrechenbarkeit von alternativen Kraftstoffen entscheidend
In der EU sind rund 247 Mio. Pkw zugelassen, ca. 2 Mio. davon werden
batterie-elektrisch betrieben. 9,7 Mio. Pkw werden in der EU pro Jahr
neu zugelassen. Angesichts dieser Zahlen, das verbindliche
Treibhausgas-Einsparungsziel bis 2030 von 55 Prozent ausschließlich
mit E-Autos erreichen zu wollen, ist aus der Sicht des Clubs völlig
utopisch. Bernhard Wiesinger: "Entscheidend wird sein, dass es auch
für die Bestandsflotte möglich wird, klimafreundlicher unterwegs zu
sein. Das kann nur mit alternativen Kraftstoffen, insbesondere
E-Fuels gelingen. Gestern wurde als Kompromiss vereinbart, dass nach
2035 weiterhin Verbrenner zugelassen werden können, die nachweislich
mit E-Fuels betrieben werden. Offen ist, ob damit genügend
Investitionsanreiz zur großindustriellen Produktion von E-Fuels
ausgelöst wird, sodass auch die Bestandsflotte klimafit werden kann.
Das kann man letztlich erst beurteilen, wenn der Kompromisstext der
EU-Kommission vorliegt".
Mobilität muss für alle Menschen leistbar bleiben
Für Österreich sieht der Club vorerst keine Entspannung der
Situation. "In Österreich gibt es rund 5,1 Millionen Pkw und 250.000
Neuanmeldungen pro Jahr. Selbst wenn ab sofort alle neu zugelassenen
Pkw Elektroautos wären, könnte man in acht Jahren keine 2,5 Millionen
Diesel- und Benzin-Autos durch E-Fahrzeuge ersetzen. So wird das
Klimaziel klar verfehlt. Wenn allerdings der jetzt beschlossene
Kompromiss dazu führt, dass Bestandsfahrzeuge nicht klimafreundlicher
betrieben werden können, wird in der Folge die Bundesregierung den
Betrieb von Benzin oder Diesel-Pkw so weit verteuern müssen, bis etwa
ein Drittel der Autofahrer ihr Fahrzeug stehen lassen. Spritkosten
von 4 Euro je Liter sind zu erwarten. Das ist nicht akzeptabel und
wird unweigerlich zu erheblichen sozialen Spannungen führen.
Menschen, die sich nicht sofort ein E-Auto leisten können, dürfen
nicht abgehängt werden. Mobilität muss leistbar bleiben", warnt
Wiesinger.
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