• 27.06.2022, 10:57:46
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Kollabiert die Wiener Kinder- und Jugendhilfe?

Derzeit können Sozialarbeiter*innen den Schutz von Kindern nicht mehr in der Weise leisten, wie es die Vorgaben der Wiener Kinder- und Jugendhilfe verlangen.

Wien (OTS) - 

Personalnotstände und Strukturmängel in allen Bereichen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (WKJH, vulgo „Jugendamt“) existieren bereits seit Jahren. Nicht nur in den Krisenzentren und Wohngemeinschaften der WKJH liegen die Bedingungen im Argen, wie jüngst auch die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft in ihrem Jahresbericht festgestellt hat. Auch in den Regionalstellen Soziale Arbeit mit Familien ist die Situation extrem schwierig.

Die Personalsituation ist seit Jahren angespannt und war das bereits vor der Coronapandemie. Wir haben das der Abteilungsleitung auch immer wieder mitgeteilt. Untermauert wird das in mehreren Studien. Es wurde festgestellt, dass ein zusätzlicher Personalbedarf von 42 Vollzeitkräften allein in den Regionalstellen Soziale Arbeit existiert“, so die Gewerkschafterin der KIV/UG und selbst Sozialarbeiterin in einer Regionalstelle, Veronika Ranacher-Hueter.

„Die Sozialarbeit der Regionalstellen ist nur ein Teilbereich der WKJH. Nicht berücksichtigt wurden bei dieser Berechnung die präventive Bereiche (Familienzentren), der Pflegekinderbereich (Pflegekinderzentren), Rechtsvertretung (Vertretung in Unterhaltsangelegenheiten) und die Sozialpädagogik (Krisenzentren und Wohngemeinschaften). Die KIV/UG geht von einem viel höheren Personalbedarf aus“, so Ranacher-Hueter weiter.

Hohe Fluktuation beim Personal

„Schon jetzt herrscht durch die hohe und unbefriedigende Arbeitsbelastung eine rege Fluktuation beim Personal. Die Besetzung der 42 Posten ist noch immer nicht vollständig umgesetzt, die verschärfte Situation durch die Personalausfälle bedingt durch die Omikronwellen, Kündigungen wegen Unzufriedenheit aufgrund der hohen Arbeitsbelastungen verschärfen die Situation in der WKJH“, erklärt Ranacher-Hueter.

Die Sozialarbeiter*innen der Regionalstellen versuchen ihr Bestes, um diese Mängel zu kompensieren. Zuletzt ist aber mit dem Ukraine-Krieg und der Ankunft von zahllosen Kindern und Jugendlichen, die ohne Eltern nach Österreich geflohen sind und hier bei Bekannten oder Familie unterkommen, eine weitere Aufgabe hinzugekommen“, verdeutlicht die Gewerkschafterin der KIV/UG.

Für große Verunsicherung sorgt in diesem Zusammenhang auch die anrollende nächste Coronawelle. Wie schon zuletzt sollen auch diesmal Personalausfälle in den Krisenzentren und WGs der Stadt mit Personal aus den Regionalstellen und Familienzentren aufgefangen werden. Durch dieses Abziehen wird die Personalnot in den Regionalstellen jedoch noch größer. Ein möglicher Kollaps analog zu den Kinder- und Jugendpsychiatrien in Wien droht.

Drei Krisenzentren geschlossen, keine Erleichterung in Sicht

Es ist nicht nachvollziehbar, dass der zuständige Stadtrat und Vizebürgermeister Herr Wiederkehr in einer Stellungnahme zur Kritik der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft behauptet, dass bereits Maßnahmen ergriffen worden seien“, so Ranacher-Hueter.

„Die angeblich ergriffenen Maßnahmen sind bis jetzt nicht angekommen. Im Moment sind drei Krisenzentren geschlossen. Das von Herrn Wiederkehr angekündigte Krisenzentrum für psychisch auffällige Kinder und Jugendliche hätte bereits im Herbst 2021 eröffnet werden sollen und es ist fraglich, ob der zuletzt in Aussicht gestellte Eröffnungstermin im Herbst 2022 hält“, so Ranacher-Hueter weiter.

Was die Stadt wirklich braucht, ist ein umfassendes Kinderschutzkonzept, das sich über alle Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen erstreckt. Die Gewerkschafter*innen der KIV/UG appellieren an den Stadtrat, dass er endlich seine Verantwortung wahrnimmt und die Missstände zum Wohle der Kinder und Jugendlichen in Wien beseitigt. Wir stellen gerne unsere Expertise zur Verfügung und sind jederzeit für Gespräche bereit“, schließt Ranacher-Hueter.­

Rückfragen & Kontakt

Mag.(FH) Veronika Ranacher-Hueter
0676 8118 043 52
kiv@kiv.at

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