• 19.06.2022, 11:02:24
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Wird der Nationalrat die TU Linz durchwinken?

Der Nationalrat darf das Gründungsgesetz für die künftige Linzer Digital-Universität nicht beschließen.

Wien/Linz (OTS) - 

Selten hat sich ein renommierter Wissenschaftler so klar geäußert, wie Prof. Hochreiter, der angesichts der geplanten Neugründung der TU Linz von einem Blödsinn, der zum Weinen ist, sprach. Dem Volk konnte er im Interview die Blödsinnigkeit gut vermitteln mit dem Hinweis, dass etwas, was auf dem Markt 1,9 Milliarden kostet, man nicht mit 150 Millionen kaufen kann.

Trotz der harschen Kritik springt der Landeshauptmann dem Minister zur Seite und ist anlässlich der drohenden Abwanderung dieses Experten „dafür, dass er (Anm., Prof. Hofreiter) gehalten wird – das ist ein Thema der Kepler-Uni". Nein, ist es nicht! Es ist ein Thema der Politik, genauer des zuständigen Bildungsministers, dafür zu sorgen, dass über die Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten Vorsorge getroffen wird, exzellente Forscher:innen ins Land zu holen und hier zu halten. Das geht – welch Überraschung – indem man sie gegenüber den Mindestgehältern „überzahlt", ein Vorgang, der an der Kepler-Uni selten vorkommt.

Es wird also nichts helfen, wenn man an der geplanten TU auf einen Kollektivvertrag vorsorglich verzichten will, diese Tatsache passt jedoch ins scheinheilige Konzept der Neugründung. Kaum eine Analyse, wie jene des hochqualifizierten Spezialisten für künstliche Intelligenz, deckt die Verlogenheit so schonungslos auf, mit der hier um den Budgetbrei herumgeredet wird. Es ist kein „Gewerkschaftler", sondern der Rektor der Universität Klagenfurt, der berichtet, dass den Unis, „deren Kosten typischerweise zu 70 Prozent und mehr im Personalbereich liegen", 475 Millionen Euro auf ein ausgeglichenes Budget fehlen. Wieso, liebe Nationalrät:innen, sollen wir gerade jetzt bei einer Inflationsrate gegen 8% fürs erste Jahr 150 Millionen Euro leichtfertig einem Pseudo-Prestigeprojekt in den Rachen schmeißen?

Lassen Sie sich bitte – vor allem die jüngeren unter Ihnen – nicht von der nunmehr preisgegebenen Profilbildung der neuen Uni blenden: Die Studien werden „in Englisch sein". Sapperlot! Klären Sie doch die älteren Herr:innenschaften auf, dass heute Englisch als Zweitsprache irgendwie eine Selbstverständlichkeit ist. Eine TU braucht es dazu definitiv nicht.

Der Nationalrat möge daher darüber nachdenken,

  • wo die aktuellen Aufgabenstellungen im tertiären Bildungsbereich wirklich liegen,
  • wie die Ausfinanzierung der aktuell bestehenden staatlichen Universitäten sichergestellt werden kann,
  • welche zusätzlichen budgetären Mittel zur Intensivierung exzellenter Lehre und Forschung an den bestehenden österreichischen Universitäten im internationalen Vergleich notwendig sind,
  • welche strukturellen und organisationsrechtlichen Reformen zur Beseitigung behindernder hierarchischer Strukturen eingeleitet werden sollten
  • und welche dienstrechtlichen Maßnahmen zur Garantie einer angemessenen Entlohnung sowie planbarer Karrieremöglichkeiten für das universitäre Personal nötig sind.

Der Nationalrat müsste schlüssig zu dem Ergebnis kommen, das Gründungsgesetz für die künftige Linzer Digital-Universität NICHT zu beschließen.

Rückfragen & Kontakt

Dr. Stefan Schön
UGÖD-Pressesprecher
https://www.ugoed.at/
Tel: +4369911240984
presse@ugoed.at

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