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Generaldirektorin Sabine Haag gibt in tiefer Trauer Nachricht vom Ableben des früheren KHM-Direktors Univ. Prof. Dr. Hermann Fillitz

Wien (OTS) - "Mit Hermann Fillitz verliert Österreich einen bedeutenden Kunsthistoriker von internationalem Rang, einen großartigen Universitätslehrer, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und einen visionären Museumsmann. Das Kunsthistorische Museum wird seinem früheren Ersten Direktor und langjährigem Mitglied des Hauses stets ein ehrendes Andenken bewahren“, so Generaldirektorin Sabine Haag.

Hermann Fillitz verstarb am 14. Juni in Wien, wenige Wochen nach seinem 98. Geburtstag. Die Beziehung von Hermann Fillitz zum Kunsthistorischen Museum (KHM) begann bereits 1948, unmittelbar nach seinem Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien und der Staatsprüfung am Institut für Österreichische Geschichtsforschung.

1958 wurde Hermann Fillitz mit der Leitung der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe (heute Kunstkammer) betraut. Zu seinen bedeutenden Leistungen in dieser Zeit zählen die Wiedereinrichtung und -eröffnung der Weltlichen und der Geistlichen Schatzkammer nach dem 2. Weltkrieg. Zunächst setzte er 1952 mit einem minimalen Budget die Wiedereinrichtung der Geistlichen Schatzkammer um. Dabei hatte Fillitz die Idee, jene Räume mit der Einrichtung aus der Zeit Maria Theresias, in der bis 1938 die Weltliche Schatzkammer untergebracht war, für die Geistliche Schatzkammer zu adaptieren – eine wirkungsvolle Konzeption, die auch für die aktuelle Einrichtung beibehalten wurde. Wenige Jahre später, 1954, folgte die Eröffnung der Weltlichen Schatzkammer.

1964 wurde unter Fillitz‘ Leitung nach Wiedereinrichtung und Neuaufstellung die Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe (Kunstkammer) wiedereröffnet. Dies geschah im Anschluss an die große Europarats-Ausstellung „Europäische Kunst um 1400“ von 1962, an der Fillitz entscheidend mitgearbeitet hatte, und die in der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe stattfand. Es war die erste große Ausstellung nach 1945 im KHM.

1965 übernahm Hermann Fillitz die Leitung des österreichischen Kulturinstituts in Rom und schied damit vorübergehend aus dem Personalstand des KHM aus. Nach mehreren Jahren in Rom und als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Basel (1967 bis 1974) kehrte Fillitz 1974 nach Wien zurück und übernahm in der Nachfolge von Otto Pächt von 1974 bis 1994 den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Wien.

Von 1982 bis 1990 war Hermann Fillitz parallel dazu Direktor der Gemäldegalerie und Erster Direktor des Kunsthistorischen Museums. Diese Funktion beendete er mit 31. März 1990.

Eine seiner wichtigen Leistungen als Erster Direktor des KHM war die Erkämpfung der so genannten „Museumsmilliarde“, die erstmals große räumliche und klimatechnische Sanierungsarbeiten in der Gemäldegalerie ermöglichte, sowie die Erweiterung und Neuaufstellung der Schatzkammer 1986. Damals wurde auch die Einrichtung einer weltweit beachteten Studiensammlung für den großen Bestand an kostbaren Paramenten (i.e. liturgische Gewänder) durchgeführt.

An internationalen Ausstellungen in der Amtszeit von Hermann Fillitz sind zu erwähnen: Von El Greco bis Goya, 1982 im Künstlerhaus; 1984 die erste große Ausstellung des KHM in Japan (National Museum of Western Art Tokyo und Municipal Museum Kyoto mit 48 Gemälden aus der Gemäldegalerie; Prag um 1600, 1988 gemeinsam mit der Villa Hügel in Essen organisiert und für Wien bedeutend erweitert; Fürstenhöfe der Renaissance, Giulio Romano und die klassische Tradition, 1990 in der Neuen Burg sowie Der Traum vom Glück. Die Kunst des Historismus in Europa, Künstlerhaus, Akademie der Bildenden Künste 1996/97.

Hermann Fillitz war am Anfang des Museumsquartier-Projekts Mitglied der vierköpfigen Arbeitsgruppe, die ein erstes Nutzungskonzept entwickelt hat, das eine „Galerie Neuer Meister“ gegenüber dem Kunsthistorischen Museum im Museumsquartier vorsah.

Von Hermann Fillitz‘ zahlreichen Publikationen seien hier nur jene erwähnt, die mit dem Kunsthistorischen Museum in einem besonderen Zusammenhang stehen: Katalog der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer, 1954; Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, 1954; Die Österreichische Kaiserkrone und die Insignien des Kaisertums Österreich, 1959; Die Wiener Schatzkammer, 1964; Katalog der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe des Kunsthistorischen Museums I. Teil (Mittelalter), 1964 II. Teil, (Renaissance), 1966; Die Schatzkammer in Wien: Symbole abendländischen Kaisertums, 1986. 2010 erschienen Hermann Fillitz‘ ausgewählte Schriften zur Schatzkunst des Mittelalters unter dem Titel Thesaurus Mediaevalis, hrsg. von Franz Kirchweger und Werner Telesko.

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