- 18.05.2022, 14:17:37
- /
- OTS0182
Energiepreise: AK begrüßt Vorschläge der EU-Kommission und fordert Umsetzung des „iberischen Modells“ (Gaspreisdeckel) in Österreich
Ein Gaspreisdeckel für Gaskraftwerke, die Strom erzeugen, würde den Strompreis rasch und deutlich senken und auch energiearme Haushalte und Neukund:innen entlasten.
Utl.: Ein Gaspreisdeckel für Gaskraftwerke, die Strom erzeugen,
würde den Strompreis rasch und deutlich senken und auch
energiearme Haushalte und Neukund:innen entlasten. =
Wien (OTS) - Die hohen Gaspreise schlagen sich 1:1 in den
Strompreisen wieder, obwohl 80% des heimischen Stroms aus Wasser-
Wind- Photovoltaik oder Biomasseanlagen kommt. Dementsprechend
gravierend sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuell sehr
hohen Gaspreise. Denn sie belasten nicht nur die Gaskund:innen
sondern eben auch die Stromkund:innen. Nach Ansicht der AK, muss
dieser Zusammenhang durchbrochen werden, um die
Stromverbraucher:innen nachhaltig zu entlasten. Es gilt daher auch in
Österreich rasch einen Gaspreisdeckel für Gaskraftwerke, die Strom
erzeugen, einzuführen, um den Strompreis zu senken. Das iberische
Modell kann hier als Vorbild dienen. Spanien und Portugal deckeln den
Gaspreis für Gaskraftwerke von derzeit über 100 Euro/MWh auf zunächst
40 Euro/MWh und später 50 Euro/MWh. Dies führt dazu, dass der
Strombörsepreis deutlich, von derzeit über 200 auf rund 100 Euro /MWh
sinkt. Nachdem nahezu alle Verträge der Energielieferanten eine
Weitergabe der Börsepreisentwicklung an die Endkund:innen vorsehen,
würden davon alle Stromverbraucher:innen profitieren.
Die Vorteile einer solchen Regelung sind klar:
- Strompreis sinkt für Alle: Alle Stromverbraucher:innen, von der
energieintensiven Industrie, über Gewerbekunden bis hin zu den
privaten Haushalten würden davon profitieren. Entsprechend positiv
wären die wirtschaftlichen Auswirkungen.
- Relativ geringer finanzieller Aufwand: Der Gaspreisdeckel müsste
nur für eine kleine Anzahl preisbestimmender Gaskraftwerken
eingeführt werden. Die Kosten dafür könnten durch eine Sondersteuer
finanziert werden, die jene Unternehmen betrifft, die weiterhin hohe
krisenbedingte Übergewinne erzielen.
- Strom ist wichtig für die Energiewende: Damit sich Investitionen in
Wärmepumpen, Elektroautos, oder die Erzeugung von grünem Wasserstoff
lohnen, muss Strom leistbar bleiben. Auch der elektrische
Schienenverkehr ist nur dann konkurrenzfähig, wenn sich die
Stromkosten in Grenzen halten.
- Anreize für Erneuerbaren Ausbau bleiben bestehen: Auch wenn sich
der Strompreis halbiert, lohnen sich Investitionen in Erneuerbare
Energie, wie Wind oder Photovoltaik, auch weiterhin – sogar ohne
Förderung.
Da die Strom- und Gaspreise derzeit aus dem Ruder laufen, braucht es
rasche und effektive Maßnahmen für Haushalte. In einem ersten Schritt
braucht es eine Deckelung der Strom- und Gaspreise für energiearme
Haushalte und für Abschluss neuer Energieverträge. Derzeit sind die
Preise für neue Strom- und Gasverträge bis zu sechsmal höher als für
bestehende Energieverträge. Das können sich viele nicht mehr leisten.
Das betrifft insbesondere junge Menschen mit geringem Einkommen oder
jene die etwa durch Tod oder Trennung ohnehin in einer schwierigen
Situation stecken. Aber auch einkommensschwache Haushalte, die
derzeit schon den größten Teil ihres Einkommens für Energie und
Wohnen ausgeben müssen.
Viele private Haushalte sind vom Gas abhängig. Sie können das
Heizungssystem häufig gar nicht selbst wechseln, weil sie in Miete
wohnen oder im Mehrparteienhaus auf die Zustimmung der Miteigentümer
angewiesen sind. Da die derzeit extrem hohen Gasbörsepreise
zeitverzögert weitergegeben werden, drohen den EndverbraucherInnen
weiterhin deutlich steigende Preise. Die bisher geplanten bzw.
teilumgesetzten Entlastungsmaßnahmen werden daher bei weitem nicht
ausreichen.
Weitere, deutliche Preiserhöhungen für die Konsument:innen sind
absehbar. Es muss daher jetzt gehandelt werden und ein Gas- und
Strompreisdeckel für energiearme Haushalte und Neukund:innen
eingeführt werden! Mittelfristig ist allerdings auch ein Ausstieg aus
fossiler Energie notwendig: Die Politik muss den privaten Haushalten
den Ausstieg aus Gas ermöglichen. Dazu braucht es, neben Förderungen,
endlich wieder ein Energieeffizienzgesetz und das Erneuerbaren
Wärmegesetz.
Hintergrund: Zusammenhang Gas- und Strompreis
Der Börsepreis für Erdgas liegt in diesem Jahr bisher mit rund Euro
100 je MWh viermal höher als im langjährigen Durschnitt. Das wirkt
sich auch auf den Strombörsepreis aus, der im Jahr 2023 mit über Euro
200 je MWh ebenfalls viermal so hoch ist als im langjährigen
Durchschnitt. Grund dafür ist, dass sehr häufig Gaskraftwerke
benötigt werden, um die Nachfrage nach Strom zu decken. Sie müssen
dann hochfahren, wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint oder
kurzfristige Schwankungen ausgleichen. Nach dem Merit-Order-Prinzip
bestimmt das teuerste Kraftwerk, das Strom erzeugt, den Preis für
alle Stromerzeugungstechnologien, die zu diesem Zeitpunkt
produzieren. Und so kommt es dazu, dass die, durch den russischen
Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten, Unsicherheiten am Gasmarkt
sich 1:1 auch auf den Strompreis durchschlagen. Dies führt wiederum
dazu, dass jene, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen,
massive Gewinne machen (Windfallprofits). Denn ihre Erzeugungskosten
haben sich nicht wesentlich erhöht. Aber auch Gas- und Ölhändler mit
langfristigen Bezugsverträgen profitieren von der aktuellen
Entwicklung, sie verkaufen Gas und Öl nahe am Börsenpreis, können
dies aber häufig deutlich günstiger beziehen.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AKW