175 Jahre ÖAW: Wie sieht die Zukunft für die Mitarbeiter_innen aus?
Kritische Überlegungen des Betriebsrats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Wien (OTS) - Dieser Tage feiert die ÖAW ihr 175-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum will der Betriebsrat der ÖAW dazu nützen, allen Mitarbeiter_innen für ihren Einsatz für die Akademie der Wissenschaften zu danken. Zugleich besteht aber leider auch Anlass, kritische Überlegungen zur Gegenwart und Zukunft der ÖAW anzustellen.
Zur 175-Jahr-Feier präsentiert die ÖAW der interessierten Öffentlichkeit ihre renovierten bzw. neu besiedelten Räumlichkeiten am Dr. Ignaz Seipel-Platz, am Campus Postgasse und in dem Gebäude der ehemaligen PSK. Die Lage dieser Gebäude wie auch ihre öffentlich zugänglichen Teile sind durchaus repräsentativ. Die Arbeitsplatzsituation zahlreicher Mitarbeiter_innen hat sich jedoch durch die Übersiedlungen und Umbauten verschlechtert: Die Büroräume sind so dicht belegt, dass konzentriertes Arbeiten erschwert wird. Auch gibt es zu wenig Platz für Bücher und anderes Arbeitsmaterial. Labore und Werkstätten verfügen über kein natürliches Licht. Bibliothek und Tiefspeicher sind nicht über einen durchgehenden Lift verbunden, Bücher und Archivalien können daher nur über Umwege in den Lesesaal gebracht werden. Für – auch in Zeiten der Digitalisierung – notwendige Zuwächse in Bibliothek und Archiv ist platzmäßig nicht vorgesorgt.
Es ist unklar, wie sich die ÖAW in diesen Räumlichkeiten weiter entwickeln kann, die bereits jetzt kaum ausreichend Platz für das derzeit beschäftigte Personal bieten. Dies erschwert die unbedingt notwendige und immer wieder geforderte Einwerbung von Drittmitteln und macht die Akademie für exzellente Forscher_innen weniger attraktiv.
Der Rückblick auf 175 Jahre Geschichte der ÖAW verbindet sich also aus Sicht des Betriebsrats mit einem skeptischen Blick in die Zukunft der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs.
„Die ÖAW hat den gesetzlichen Auftrag, die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern,“ sagt Monika Mokre, Vorsitzende des Betriebsrats der ÖAW. „Diese Aufgabe erfüllen die Mitarbeiter_innen mit ihrer täglichen Arbeit. Statt sich jedoch um möglichst gute Arbeitsbedingungen zu bemühen, investiert die Akademie in Festakte und repräsentative Fassaden.“
Die zeitliche Abstimmung der Übersiedlungen mit den 175-Jahr-Feierlichkeiten führte für viele Mitarbeiter_innen zu einer zusätzlichen enormen Arbeitsbelastung sowie auch dazu, dass in halbfertige Büros auf einer Baustelle übersiedelt werden musste. Dies stellt den bisherigen negativen Höhepunkt einer insgesamt unbefriedigenden Arbeitssituation an der ÖAW dar. In den Jahren der derzeitigen Präsidentschaft der ÖAW verließen insbesondere zahlreiche Mitarbeiter_innen im Bereich von Verwaltung und Infrastruktur die Akademie. Eine erhebliche Zahl von ihnen war in führenden Positionen tätig.
Für immer mehr Wissenschafter_innen an der ÖAW ist eine permanente Anstellung nicht vorgesehen. Sie arbeiten mit befristeten Dienstverträgen ohne Aussicht auf Verbleib an der Akademie. Daher sind diese jungen Kolleg_innen gezwungen, sich ständig um die Finanzierung ihres eigenen Arbeitsplatzes oder neue berufliche Positionen zu bemühen – in einem Lebensalter, in dem sie zugleich eine Familie gründen wollen. Es gelingt in einer solchen Situation kaum, Berufsleben und Familie zu vereinen, was sich insbesondere auf die Karrieren von Frauen negativ auswirkt.
Der Betriebsrat vertritt die Interessen der Mitarbeiter_innen und damit auch das Interesse der ÖAW in ihrer Gesamtheit, damit diese wie in den letzten 175 Jahren auch in Zukunft einen herausragenden Beitrag zur Wissenschaftslandschaft Österreichs zu leisten vermag. In diesem Sinne ist dieses Jubiläum für den Betriebsrat der ÖAW auch Anlass, das künftige Präsidium der Akademie aufzufordern, sich für gute Arbeitsbedingungen und Möglichkeiten einer stabilen Karriereplanung für den wissenschaftlichen Nachwuchs an der ÖAW zu engagieren.
Rückfragen & Kontakt:
PDin Drin Monika Mokre, Vorsitzende des Betriebsrats der ÖAW
+43 1 51581-3314
monika.mokre@oeaw.ac.at