• 14.04.2022, 10:34:58
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Spannende „Universum History“-Reise ins Paläolithikum und in die Welt der Forschung: „Venus von Willendorf – Die nackte Wahrheit“

Am 19. April um 21.05 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 19. April um 21.05 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Mit ihren knapp elf Zentimetern Größe und fast 30.000
Jahren am Buckel ist die Venus von Willendorf ein gefeierter Star –
erst recht, seit sie wegen ihrer Nacktheit von Facebook verbannt
wurde. Aufbewahrt und beforscht im Naturhistorischen Museum in Wien
gehört sie zu den ältesten bekannten Kunstwerken der Menschheit und
überrascht die Wissenschaft bis heute mit neuen Erkenntnissen. Und
vor allem ist sie nicht allein: 130 Frauenstatuetten wurden bisher
zwischen Frankreich und Russland gefunden. Was erzählen uns die über
Jahrtausende erhaltenen Steinfigurinen über das Leben der
prähistorischen Menschen? Was sagen ihre üppig geformten Körper, ihr
Kopfschmuck und ihre Nacktheit über die Rolle der Frauen in den
steinzeitlichen Gesellschaften aus? Eines steht fest:
Steinzeit-Klischees vom jagenden Mann und der sorgenden Frau am Feuer
müssen ein für alle Mal über Bord geworfen werden.

Die „Universum History“-Dokumentation „Venus von Willendorf – Die
nackte Wahrheit“ lädt das TV-Publikum am Dienstag, dem 19. April
2022, um 21.05 Uhr in ORF 2 zu einer packenden Reise ins
Paläolithikum und in die Welt der Forschung ein, die versucht, Stück
für Stück das Geheimnis der Venus von Willendorf zu lüften. Regie
führte Klaus T. Steindl, das Drehbuch stammt von Klaus T. Steindl und
Heinrich Mayer-Moroni. Die Koproduktion von epo-film, ORF, ZDF/ARTE,
ZDFinfo, ORF-Enterprise, gefördert von Fernsehfonds Austria, Land NÖ
und VAM, entstand in enger Kooperation mit dem Naturhistorischen
Museum. So wurde in Zusammenhang mit den Filmarbeiten ein 3D-Modell
der Venus generiert, das nun online verfügbar ist.

Die Frage nach der Herkunft des Gesteins, aus dem die Venus von
Willendorf geformt ist, wurde in einer aktuellen Studie der
Universität Wien und des Naturhistorischen Museums geklärt. Auch wenn
es nicht ganz sicher ist: Der Oolith stammt laut Analysen
wahrscheinlich aus Norditalien. Auch die Ukraine kommt theoretisch in
Frage. Die steinzeitlichen Gesellschaften waren also reisefreudig und
pflegten Kontakte über Tausende Kilometer. Auch die Deutung der
berühmten Venus von Willendorf als steinzeitliches
Fruchtbarkeitssymbol ist überholt – darin ist sich die Wissenschaft
einig. Fruchtbarkeit hatte bei nomadischen Gesellschaften keinen
hohen Stellenwert – es galt, mobil und flexibel zu bleiben. Doch
welche Interpretation der Venus und ihrer Schwestern erlaubt der
momentane Forschungsstand?

„Die Venus von Willendorf ist ein herausragendes Kunstwerk, das bei
Menschen weltweit große Emotionen hervorruft – sie wird heute teils
kultisch verehrt, ist Projektionsfläche verschiedener Bedürfnisse
moderner Menschen“, sagt Walpurga Antl-Weiser, Kuratorin der Venus
von Willendorf im Naturhistorischen Museum. Für die Wissenschaft ist
die rätselhafte, aus Kalkstein geformte Frauenfigur ein Schlüssel zur
Neuinterpretation der sozialen Organisation im Paläolithikum. Neue
Untersuchungsmethoden erlauben es, genauer hinzusehen und so der
Lebensrealität von damals ein Stück näher zu kommen. Viele
geschlechterspezifische Rollenzuschreibungen der Gegenwart werden mit
angeblichem Verhalten aus der Steinzeit begründet – allem voran die
Vorstellung, der natürliche Platz der Frau sei zu Hause bei den
Kindern, während sich der Mann draußen dem Kampf mit dem Großwild zu
stellen hat. Doch Untersuchungen von Muskelmarkern an erhaltenen
Oberarmknochen ergaben, dass junge Frauen ebenso mit Speeren
hantierten wie Männer – sprich, auf die Jagd gingen. Brigitte Röder,
Expertin für Prähistorische Genderforschung an der Uni Basel: „Viele
Vorstellungen von der Steinzeit stammen aus dem 19. Jahrhundert und
prägen heute noch Klischeevorstellungen von den Rollen der
Geschlechter. Unsere altsteinzeitlichen Vorfahren wären von diesen
Annahmen vermutlich eher befremdet oder belustigt, als dass sie sich
darin wiedererkennen würden!“

„Venus von Willendorf – die nackte Wahrheit“ räumt mit den
Klischee-Vorstellungen auf und beleuchtet völlig neue
Forschungsansätze. Die Expertinnen und Experten werfen einen
innovativen Blick auf die „Venus von Willendorf“ und interpretieren
die archäologischen Befunde aus ihrer Zeit neu. So stellt etwa die
französische Historikerin Claudine Cohen die These auf, die Venus
repräsentiere die weise, alte Frau – die Großmutter. Skelettfunde
belegen, dass viele Frauen das Klimakterium erreichten. Cohen: „Sie
wurden zu Großmüttern und hüteten nicht nur die Kleinkinder, wenn die
Frauen auf die Jagd gingen, sondern auch das Wissen um Heilkräuter
und Nahrung. Warum sollen ihnen zu Ehren nicht auch Figuren nach
ihrem Ebenbild geformt worden sein?“

In eindrucksvollen Spielszenen – gedreht am Schießplatz Felixdorf des
Österreichischen Bundesheers – wird die Geschichte der jungen Nomadin
Jama erzählt, die sich als versierte Jägerin beweisen muss. Im
heutigen Willendorf in der Wachau kommt es zur spektakulären Jagd auf
eine Rentierherde. In ihrer Jackentasche trägt Jama eine kleine, elf
Zentimeter große Frauenstatuette aus Kalkstein – sie dient ihr als
Talisman und begleitet sie auf ihrem Weg ins Leben als erwachsene
junge Frau.

Filmemacher Klaus T. Steindl zeichnet die Steinzeitgesellschaften mit
Akribie und Liebe zum Detail nach. In seinem Film begleitet er
führende Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus unterschiedlichen
Disziplinen auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Darunter auch die
„Hüterin“ der Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum Wien,
Walpurga Antl-Weiser, die ein heikles, aber spektakuläres Unterfangen
erlaubt: die Entnahme der Venus aus ihrer Vitrine, um sie einem
dreidimensionalen Scan zu unterziehen. Eine eindrucksvolle Reise in
die Vergangenheit, die neue Erkenntnisse und Sichtweisen auf das
Zusammenleben auch in der Gegenwart ermöglicht.

Nähere Informationen und Statements zur Produktion sind unter
presse.ORF.at abrufbar.

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