Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2022 (Bank Lending Survey)
Utl.: Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das
Kreditgeschäft vom April 2022 (Bank Lending Survey) =
Wien (OTS) - Die bereits seit vier Quartalen steigende Nachfrage nach
Unternehmenskrediten soll sich gemäß den Erwartungen der befragten
Banken im zweiten Quartal 2022 noch beschleunigen. Die Auswirkungen
des Kriegs in der Ukraine sind ein wesentlicher Grund dafür, wie die
aktuelle Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das
Kreditgeschäft zeigt. Die vierteljährliche Umfrage, in der führende
Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden, wurde in der ersten
Märzhälfte 2022 durchgeführt.
Weiterhin steigende Nachfrage nach Unternehmenskrediten
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten steigt bereits seit dem
zweiten Quartal 2021. Im vierten Quartal 2021 und im ersten Quartal
2022 zeigte sich diese Entwicklung besonders bei kurzfristigen
Krediten. Für das zweite Quartal 2022 wird ein weiteres Anziehen der
Kreditnachfrage erwartet.
Als Hauptgrund für den gestiegenen (kurzfristigen) Liquiditätsbedarf
der Unternehmen in den letzten beiden Quartalen wird die Finanzierung
von Lagerhaltung und Betriebsmitteln genannt. Die (langfristige)
Finanzierung von Anlageinvestitionen spielte eine geringere Rolle für
den Anstieg der Kreditnachfrage.
Hinsichtlich ihres Kreditvergabeverhaltens signalisieren die Banken
auf breiter Basis Verschärfungen der Vergaberichtlinien für
Unternehmenskredite im zweiten Quartal 2022, im ersten Quartal 2022
blieben diese weitgehend unverändert. Die Margen (Zinsaufschläge auf
Referenzzinsen) für Unternehmenskredite wurden im ersten Quartal 2022
hingegen aufgrund der Risikosituation leicht erhöht.
Der Krieg in der Ukraine beeinflusst die Entwicklungen im
Kreditgeschäft
Die Banken wurden auch zu den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine
auf das Kreditgeschäft befragt. Aufgrund der Unsicherheit der
Situation erwarten sie eine vorsichtigere Investitionstätigkeit der
Unternehmen bzw. eine Verschiebung von Investitionsprojekten und
dementsprechend dämpfende Effekte auf die Nachfrage nach
langfristigen Krediten zur Investitionsfinanzierung. Die Nachfrage
nach kurzfristigen Krediten zur Finanzierung von Betriebsmitteln und
Lagerhaltung soll jedoch verstärkt steigen. Die Auswirkungen des
Kriegs intensivieren bereits bestehende Entwicklungen im Zusammenhang
mit Lieferkettenproblemen sowie dem Preisauftrieb bei Rohstoffen und
Energie. Insbesondere die Lieferkettenprobleme veranlassen
Unternehmen, vorsorglich ihre Lagerbestände aufzubauen.
Angebotsseitig führt der Krieg zu genaueren Risikoanalysen durch die
Banken, die eine verschärfte Angebotspolitik für Unternehmen bzw.
Branchen, die von den Auswirkungen des Kriegs betroffen sind, zur
Folge haben können. Teilweise ist es bereits im März zu
diesbezüglichen Verschärfungen gekommen. Über die
gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen des Kriegs könnte sich eine
generelle Verschärfung der Angebotspolitik der Banken ergeben.
Den Angaben der Banken ist auch Positives zu entnehmen. Die aktuellen
Schocks treffen eine Volkswirtschaft mit grundsätzlich großem
Wachstumspotenzial, und es sind genügend Mittel für die Kreditvergabe
vorhanden. Wenn die Unternehmen die entsprechenden Voraussetzungen
erfüllen, kann die Kreditwirtschaft einen erhöhten Liquiditätsbedarf
bedienen – sowohl für kurzfristige Betriebsmittel- als auch für
langfristige Investitionsfinanzierungen.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische
Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen
Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über
das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über
das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von
Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik
betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 150 führende
Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht
Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in
Statistiken – Daten & Analysen Q2/2022 und vorab auf der OeNB-Website
veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten
zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage:
www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft
Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website
publiziert:
www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/
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