- 14.03.2022, 10:14:27
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Zum 75. Geburtstag von André Heller: Der vielseitige Künstler zeigt in „kreuz und quer“ seinen Erfahrungsweg zur Spiritualität
In „Das Ende der Seele“ am 15. März um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Der Weg der Mystik“
Utl.: In „Das Ende der Seele“ am 15. März um 22.35 Uhr in ORF 2;
danach: „Der Weg der Mystik“ =
Wien (OTS) - Religion ist heute nicht mehr nur Sache von
Glaubensgemeinschaften. Es wachsen neue Formen des Religiösen, die
unter dem weiten Begriff der Spiritualität zusammengefasst werden
können. Was das Spirituelle ist, muss jede/r selbst erfahren und
auslegen. Um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, kann man nur
Individuen nach ihrem persönlichen Zugang fragen. Zum 75. Geburtstag
des Universalgenies André Heller (Details zum ORF-Programmschwerpunkt
unter presse.ORF.at) zeigt „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 15. März
2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 den Film „Das Ende der Seele“ von Lukas
Sturm und Valentin Badura. Gefilmt in Hellers Ateliers und Gärten in
Marokko zeigt der wortmächtige und fantasiereiche Künstler seinen
Erfahrungsweg zur Spiritualität.
Der Gedanke, dass der Mensch beseelt ist und auch Tiere und Pflanzen
eine Seele haben, ist so alt wie die Menschheit. Die alten Ägypter
hatten ein ausgefeiltes Konzept der Existenz von gleich drei
Seelenaspekten (Ka-Ba-Ach). Aristoteles definiert sie bescheidener –
als das „Prinzip der belebten Wesen“. Wer glaubt, nur das unmittelbar
Beobachtbare sei objektiv vorhanden, tritt dem Begriff meist mit
Skepsis gegenüber. Vorstellungen von einem unsterblichen Anteil im
Menschen sind in allen Kulturen seit jeher präsent – und bis heute
ein prägender Teil geblieben.
Löst sich die Vorstellung von Seele im Zeitalter der Digitalisierung
in Nullen und Einsern auf? Diese provokante These vertritt Natasha
Vita-More, die sich für die Sendung als 3D-Figur reproduzieren lässt.
Sie ist Anhängerin des Transhumanismus. Die Grenzen menschlicher
Existenz, so auch die Sterblichkeit, stellt sie infrage. Sie
schildert als mögliches Zukunftsszenario, dass die Identität der
menschlichen Person „ausgelesen“ und auf einem Datenträger geladen
werden kann, um sie sodann einem anderen Organismus einzupflanzen.
Vita-More ist der Überzeugung, dass dabei sogar die Seele erhalten
bleibt.
Die gegenteilige Position vertritt der österreichische Künstler,
Autor und Dichter André Heller. Seinen Garten in der Nähe von
Marrakesch, dem er nach dem lateinischen Wort für Seele den Namen
„Anima“ gegeben hat, sieht er als einen Hort des Seelenheils. Es ist
ein paradiesischer Garten voller beseelter Natur. Von einer
technisierten, schnelllebigen Welt findet sich hier keine Spur. Seele
ist für Heller nicht das künstlich Geschaffene, sondern die „Vielfalt
dieses Ausbildungsprogramms Erde“.
In der Pflege kommt die Nachbildung einer Robbe zum Einsatz, die
durch Robotik ganz ähnlich wie ein Lebewesen agiert. Von den
Patientinnen und Patienten wird diese Robbe auch tatsächlich wie ein
Lebewesen behandelt. Wird hier die Pflege von Menschen an Maschinen
ausgelagert? Die Pflegekräfte sind sich dieser Gefahr bewusst, die
Roboterrobbe „Hanni“ wird nur unter strenger Überwachung eingesetzt.
In Zukunft könnte der Alltag noch viel stärker von humanoiden
Robotern geprägt werden. Ihre Massenfertigung hat bereits begonnen.
Doch je nach Wunsch der Kundinnen und Kunden haucht ihnen der
Softwareentwickler Dimitrios Prodromou eine „Seele“ ein. Der paradoxe
Befund der Roboterpsychologin Martina Mara: Je menschenähnlicher ein
Roboter erscheint, desto befremdlicher.
Anthropologe Constantin von Barloewen vertritt die These, dass das
gegenwärtige Zeitalter von Technizismus geprägt sei und Technik
geradezu zum Gottesersatz erhoben wurde. Theologe und Mediziner
Matthias Beck ist überzeugt, dass auch Atheisten den Unterschied
zwischen einer Supermarktfiliale und einer Kirche spüren. Dass heute
weniger Menschen in die Kirche gingen, bedeute nicht, dass es kein
spirituelles Bedürfnis gebe. Es werde nur noch anders ausgelebt. Ob
Roboter eine Seele haben, wirft für Beck eine weitere Frage auf:
Verlieren wir im Angesicht der fortschreitenden Technik das
Bewusstsein dafür, wer wir sind?
Um 23.05 Uhr folgt Tobias Dörrs „kreuz und quer“-Dokumentation „Der
Weg der Mystik“.
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