- 09.03.2022, 07:30:02
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- OTS0008
Tag der Diaetolog*innen am 9. März 2022
Ernährungstherapie durch gesetzlich geregelten Gesundheitsberuf – Steigender Bedarf
Fehlernährung gehört zu den größten Gesundheitsrisiken der Zeit. Sie ist an der Entstehung einer Reihe nicht übertragbarer Erkrankungen beteiligt und beeinflusst den Verlauf einer noch größeren Anzahl von Leiden. Diaetolog*innen als Angehörige eines gesetzlich geregelten Gesundheitsberufes sind befugt, neben Gesunden insbesondere auch kranke Menschen ernährungstherapeutisch zu behandeln. Das Spektrum ihrer Leistungen umfasst Beratung und ernährungstherapeutische Behandlung aller mit der Ernährung in Zusammenhang stehenden Probleme und Erkrankungen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dennoch sind der individuelle Nutzen und der gesamtgesellschaftliche Benefit ernährungstherapeutischer Interventionen durch Diaetolog*innen im Bewusstsein der Menschen noch nicht ausreichend verankert.
Jährlich findet daher am zweiten Mittwoch im März der internationale Tag der Diaetolog*innen statt, welcher heuer auf den 9. März 2022 fällt. Der Verband der Diaetologen Österreichs trägt dieses Jahr wieder mit einer Aktion in den sozialen Medien dazu bei, die Notwendigkeit der diaetologischen Tätigkeit in den verschiedensten Bereichen aufzuzeigen.
Covid-19: Ernährungstherapeutische Interventionen gefragt
Auch auf den Verlauf einer Sars-Cov2-Infektion und einer Covid-19-Erkrankung hat die Ernährung bedeutenden Einfluss. Eine Studie in fünf europäischen Ländern und den USA hat gezeigt, dass die Ernährungsweise offenbar direkt mit dem Verlauf zusammenhängt. Personen, die sich überwiegend pflanzlich ernährten, hatten wesentlich seltener unter einem schweren Verlauf zu leiden als Personen mit einer fleischlastigen Kost. (1) Abgesehen davon ist mittlerweile belegt, dass die in hohem Maß ernährungsabhängigen Erkrankungen Adipositas, Diabetes Typ 2, atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck das Risiko für einen schweren Verlauf einer Sars-Cov-2-Infektion deutlich erhöhen.
Weiters haben Untersuchungen gezeigt, dass Covid-19 Patient*innen, die im Spital behandelt werden müssen, ein hohes Risiko für Mangelernährung aufweisen. (2) Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet an Geruchs- und Geschmacksstörungen, die zu einer Mangelernährung beitragen können. Dazu kommen häufig Appetitlosigkeit, Schluckstörungen und gastrointestinale Probleme. Mangelernährung verschlechtert die Prognose deutlich und erfordert eine kompetente ernährungstherapeutische Behandlung durch klinisch tätige Diaetolog*innen.
Im Zug der Coronapandemie ist es überdies zu einem sprunghaften Anstieg schwerer Essstörungen vor allem bei Kindern und Jugendlichen gekommen. (3, 4, 5). Die Therapie von Essstörungen erfordert neben einer psychotherapeutischen Behandlung eine intensive und einfühlsame ernährungstherapeutische Begleitung durch speziell geschulte Diaetolog*innen.
Dem Themenkomplex „Ernährung & Psyche“ widmet sich auch der diesjährige Kongress des Verbandes der Diaetologen Österreichs von 24.-25. März, der pandemiebedingt online stattfindet. Ausgewiesene nationale und internationale Expert*innen widmen sich den verschiedensten Aspekten dieses umfangreichen Themas. Nähere Informationen unter www.diaetologen.at
Adipositastherapie – nicht ohne Diaetolog*innen
Adipositas stellt ein bekanntes Gesundheitsproblem dar, das sich im Zug der Pandemie noch einmal verschärft hat. Auch in Österreich sind immer mehr Kinder und Jugendliche davon betroffen. Adipositas erfordert eine langfristige, umfassende Behandlung auf mehreren Ebenen. Eine entsprechende Veränderung im Ernährungsverhalten kann nur durch die langfristige Begleitung und Schulung unter Einbeziehung des Umfeldes der Betroffenen erreicht werden. Speziell geschulte Diaetolog*innen begleiten bei ernährungstherapeutischen Maßnahmen, berücksichtigen individuelle Ernährungsbedürfnisse und Erkrankungen, unterstützen mit praktischen Tipps und bei der Umsetzung im Alltag.
In besonders gewichtigen Fällen und wenn konservative Therapieansätze zu keinem ausreichenden Erfolg führen, können operative Maßnahmen wie eine Magenverkleinerung in Betracht gezogen werden. Eine solche metabolische Operation erfordert unter anderem eine spezielle Beratung und Begleitung durch speziell geschulte Diaetolog*innen, denn die Betroffenen müssen konsequent auf die Zusammenstellung ihrer Ernährung achten. Generell sollte keine Adipositasoperation ohne qualifizierte diaetologische Beratung und Aufklärung durchgeführt werden. Eine präoperative diaetologische Begutachtung ist in allen Leitlinien zur Adipositaschirurgie verankert. In den meisten Bundesländern ist ein diaetologisches Gutachten durch zertifizierte diaetologische Gutachter*innen bereits Voraussetzung für die Bewilligung bzw. Durchführung eines derartigen Eingriffs.
Die ernährungstherapeutische Behandlung und Begleitung durch Diaetolog*innen ist eine wichtige Säule der Therapie zahlreicher weiterer Erkrankungen, von denen einige auf den ersten Blick nicht mit Ernährung in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören so verbreitete Leiden wie Krebs, Rheuma oder COPD. Selbstverständlich besitzen Diaetolog*innen die adäquate Ausbildung und praxisnahes Wissen, um Patienten mit Lebensmittelunverträglichkeiten, Reizdarm oder Essstörungen ernährungstherapeutisch zu behandeln. Weiters kommt die Expertise von Diaetolog*innen unter anderem Patient*innen mit Fettleber, Diabetes oder Nierenleiden zugute.
Literatur:
- Kim J, Rebholz CM, Hegde S et al. Plant-based diets, pescatarian diets and COVID-19 severety: a population-based case-control study in six countries. BMJ Nutr Prev Health 2021; 4: 257–266. https://doi.org/10.1136/bmjnph-2021-000272
- Rouget A, Vardon-Bounes F, Lorber P et al. Prevalence of malnutrition in coronavirus disease 19: the NUTRICOV study. Br J Nutr 2021; 126: 1296–1303. https://doi.org/10.1017/S0007114520005127
- Agostino H, Burstein B, Moubayed D et al. Trends in the Incidence of New-Onset Anorexia Nervosa and Atypical Anorexia Nervosa Among Youth During the COVID-10 Pandemic in Canada. JAMA Network Open 2021; 4: e2137395. https://www.ots.at/redirect/jamanetwork
- Springall G, Cheung M, Sawyer SM et al. Impact oft he coronavirus pandemic on anorexia nervosa and atypical anorexia nervosa presentations to an Australian tertiary paediatric hospital. J Paediatr Child Health 2022; 58: 491–496. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jpc.15755
- Pieh C, Plener P, Probst T et al.: Mental health in adolescents during COVID-19-related social distancing and homeschooling. SSRN Electronic Journal, Mar 2021.
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3795639
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