Mayr: Sichere Rohstoffversorgung braucht heimische Produktion
EU muss Agrarpolitik an neue Herausforderungen anpassen
St. Pölten (OTS) - "Der Ukraine-Krieg macht deutlich, dass eine sichere Versorgung der Konsumenten mit Lebensmitteln sowie der vorgelagerten Wirtschaft mit agrarischen Rohstoffen ein hohes Gut ist. Die Landwirtschaft in Österreich ist krisensicher, die Versorgung ist derzeit gesichert. Am Weltmarkt werden aber Lücken sichtbar, die es zu schließen gilt", betont Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer (LK) NÖ.
"In Österreich ist die Versorgung durch die heimische Landwirtschaft gesichert, unsere bäuerlichen Betriebe mit ihren vielfältigen Produktionsarten und regionalen Kreisläufen sind Garanten für Krisenstabilität und Nachhaltigkeit", so Mayr. "Durch Verwerfungen auf den globalen Agrarmärkten als Folge des Ukraine-Krieges treten Lücken auf, die in unser aller Interesse geschlossen werden müssen. So sind Russland und die Ukraine wichtige Exportländer für Weizen - zwar nicht direkt nach Österreich und in die EU, massive Auswirkungen auf den europäischen Markt treten aber jedenfalls ein. Direkt betroffen werden Österreich und die EU auf dem Raps- und Sonnenblumenmarkt sein. Mehr als die Hälfte der weltweiten Sonnenblumenöl-Exporte stammen aus der Ukraine. Der Anteil der Raps-Importe aus der Ukraine in die EU liegt ebenfalls bei 50%", gibt der Vizepräsident zu bedenken.
Anpassungen im Green Deal dringend erforderlich
Umso wichtiger sei es, die heimische und EU-weite Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu stärken. Dies könne nur durch die Forcierung einer nachhaltigen und effizienten Land- und Forstwirtschaft in Österreich und in der EU erfolgen. "Hier ist insbesondere die EU gefordert, einige Rahmenbedingungen auf den Prüfstand zu stellen. Mit dem Green Deal wurden ambitionierte und teilweise auch vernünftige Ziele, wie etwa die Biodiversitätsförderung und die Reduzierung von Nährstoffverlusten, geschaffen. Der Green Deal beinhaltet aber auch Ziele, die eine Schwächung der europäischen Produktion sowie mehr Importabhängigkeit und Verteuerungen bei Lebensmitteln zur Folge haben werden. Das belegen mittlerweile zahlreiche renommierte Studien, wie etwa vom Joint Research Center. Im Lichte dieses Konfliktes sind daher einige Ziele des Green Deals dringend neu zu bewerten", betont Mayr.
Die vorgesehene Reduktion von Pflanzenschutzmitteln um 50% bis 2030 sei undifferenziert und eine wesentliche Bedrohung für die Produktionssicherheit. "Hohe Sorgsamkeit beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist natürlich ein Gebot der Stunde und wird - auch dank der Digitalisierung - weiter fortgesetzt. Ebenso garantieren die hohen Zulassungsstandards in der EU die Sicherheit der eingesetzten Wirkstoffe. Weiters zeigt die Pflanzenschutzmittel-Statistik, dass chemisch-synthetische Präparate einen Rückgang verzeichnen. Eine alternativlose Verringerung verfügbarerer Pflanzenschutzmittel hätte im Weiteren gerade auch aufgrund des Klimawandels und des dadurch vermehrten Auftretens neuer Schädlinge enorm negative Auswirkungen auf die heimische Versorgungssicherung", warnt der Vizepräsident.
"Die Flächenverluste bei Raps in Europa und auch in Österreich sind ein signifikantes Beispiel dafür. Um die Ölsaatenproduktion im Inland beziehungsweise in der EU und damit die Eigenversorgung zu erhöhen, ist es notwendig, die für die Produktion erforderlichen Betriebsmittel zuzulassen. Reden wir vom Raps, geht es um die entsprechenden Beizmittel", so Mayr. Es sei notwendig, Pflanzenschutz in seiner Gesamtheit auf wissenschaftlicher Basis weiterzuentwickeln.
Ebenso sei der Vorschlag der pauschalen Reduktion von Düngemitteln um mindestens 20% bis 2030 neu zu bewerten. Eine solche hätte negative Auswirkungen auf die Flächenproduktivität und steigere den Importbedarf sowie die Abhängigkeit von anderen, fernen Ländern und geht zudem zulasten des Klimaschutzes. "Für uns Bäuerinnen und Bauern ist es selbstverständlich, Düngemittel so effizient wie möglich einzusetzen. Das geschieht vor allem aus unserem bäuerlichen Selbstverständnis heraus. Zudem gibt es in Österreich strenge Vorgaben für den Düngemitteleinsatz. Weitere Verbesserungen gelingen uns auch durch die zunehmende Digitalisierung", erläutert Mayr. So nehme der Nährstoffeintrag über Mineraldünger seit vielen Jahren kontinuierlich ab. Der Einsatz von Stickstoffdünger etwa sei seit 2015 um rund 20% reduziert worden.
Bewässerungswirtschaft forcieren
"Ein weiterer Schwerpunkt muss auf einer entsprechenden Bewässerungswirtschaft liegen. Für uns Landwirte ist eine wassersparende Bewirtschaftung unserer Felder oberstes Gebot. Zusätzlich ist aber der vorausschauende Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur enorm wichtig, um Wasser für die landwirtschaftlichen Kulturen verfügbar zu machen", so Mayr. Denn nur wenn genügend Wasser zur Verfügung stehe, könne eine wettbewerbsfähige, multifunktionale und flächendeckende Land- und Forstwirtschaft in Österreich sichergestellt werden. (Schluss)
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