- 03.03.2022, 10:00:04
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Greenpeace, Fridays For Future und WissenschafterInnen fordern “Sofortpaket Gas-Exit” und Maßnahmen gegen fossile Abhängigkeit
Nationaler Schulterschluss für Energiewende von Bundesregierung und Landesregierungen gefordert - zusätzliche Akut-Milliarde für Erneuerbare - Aus für neue Öl- und Gasheizungen jetzt
Utl.: Nationaler Schulterschluss für Energiewende von
Bundesregierung und Landesregierungen gefordert - zusätzliche
Akut-Milliarde für Erneuerbare - Aus für neue Öl- und
Gasheizungen jetzt =
Wien (OTS) - In Reaktion auf den Krieg in der Ukraine fordern die
Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Jasmin Duregger, der
Fridays-For-Future-Austria-Aktivist Michael Spiekermann, Ökonomin
Sigrid Stagl und Klima- und Energieforscher Daniel Huppmann am
Donnerstag im Rahmen eines Pressegesprächs ein Sofortpaket Gas-Exit
für einen beschleunigten Umbau auf erneuerbare Energien. Ziel ist es,
die Abhängigkeit Österreichs von fossilem Öl und Gas so rasch wie
möglich zu beenden und mit dem Umstieg auf grüne Energie nicht länger
kriegerische Konflikte mitzufinanzieren. Die ExpertInnen fordern
rasch wirksame Sofortmaßnahmen wie eine zusätzliche Akut-Milliarde
für Erneuerbare, den Stopp für neue Gasheizungen und den Umstieg auf
Erneuerbare Wärme im öffentlichen Sektor. Daneben müssen auch
langfristige Maßnahmen für Wärmewende, nachhaltige Mobilität und
Energieeffizienz sowie ein Investitionsstopp in fossile
Gasinfrastruktur umgesetzt werden. Sowohl Bundesregierung als auch
Landesregierungen müssten jetzt alle Hebel in Bewegung setzen. Das
Paket, rasch umgesetzt, kann die grüne Energieversorgung schon ab dem
Winter 2022/2023 maßgeblich stärken.
“Die Uhr bis zum nächsten Winter tickt. Wir müssen uns jetzt von der
fossilen Abhängigkeit befreien und uns so rasch wie möglich in eine
grüne und friedliche Energiezukunft katapultieren. Das Credo muss
heißen: Kein Cent mehr für Putin und seinen Krieg. Dafür brauchen wir
einen nationalen Schulterschluss mit einem Sofortpaket für den
Gas-Exit: Eine zusätzliche Akut-Milliarde für die Fördertöpfe von
schnell-installierbaren erneuerbaren Energien und thermischen
Sanierungen, aber auch ein sofortiger Stopp des Einbaus von
Gasheizungen im Neubau”, fordert Jasmin Duregger, Klima- und
Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Die ExpertInnen warnen zudem vor unüberlegten Investitionen in andere
Energieträger. Denn scheinbare Alternativen wie Flüssiggas können
Österreichs Bedarf nicht decken, sind teuer und würden nur zur
Verlagerung der Energieabhängigkeit hin zu anderen Drittstaaten
führen. Ein Ausbau der energetisch genutzten Biomasse kann ein Teil
der Lösung sein, allerdings müssen dabei Zielkonflikte berücksichtigt
werden: Die sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln, die Bewahrung der
Biodiversität und der Naturschutz müssen besonders beachtet werden.
Gleichzeitig muss aber auch die langfristige Energiewende noch
schneller in die Umsetzung kommen. Dazu Michael Spiekermann, Aktivist
bei Fridays For Future: “Der neue Bericht des Weltklimarats hat uns
diese Woche wieder vor Augen geführt, dass unser Planet in vielen
Regionen unbewohnbar werden wird, wenn wir Kipppunkte im Klimasystem
überschreiten. Das Handlungsfenster schließt sich und es gibt keinen
besseren Zeitpunkt als jetzt, um die Energiewende rasch
durchzuführen. Wichtig dafür ist ein sozialverträgliches
Phase-Out-Konzept mit klaren Deadlines für die 600.000 Ölheizungen
und 900.000 Gasheizungen, die sich noch in Österreichs Gebäuden
befinden. Die Landesregierungen und der Bund müssen jetzt im Rahmen
der Verhandlungen zum Erneuerbare-Wärme-Gesetz einen Plan für den
schnellen Ausstieg aus klimaschädlichen, fossilen Heizsystemen
verabschieden."
Univ. Prof. Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien
unterstützt den Vorstoß: “Es darf keine Frage sein ob, sondern wie
schnell wir uns von der fossilen Abhängigkeit befreien. Mit Blick auf
die vielen Krisen sind Sofortmaßnahmen ökologisch und ökonomisch
unerlässlich. Neben den kurzfristigen Maßnahmen für die Wärmewende
bei Haushalten und im öffentlichen Sektor müssen jetzt auch die
Weichen für ein Raus aus Öl und Gas in der Industrie gestellt werden.
Es ist Aufgabe der Politik, nun Unsicherheit rauszunehmen und den
raschen Weg aus den fossilen Energieträgern aufzuzeigen. Dabei ist es
wichtig, jetzt nicht in klimaschädliche Überbrückungstechnologien zu
investieren und die Pfadabhängigkeiten zu erhalten. Das kann nur
gelingen, wenn alle politischen Ebenen an einem Strang ziehen und die
nötigen Mittel und personellen Ressourcen bereitstellen.”
Auch Klima- und Energieforscher Daniel Huppmann vom
Forschungsinstitut IIASA plädiert für rasche Maßnahmen: “Kurzfristig
ist es möglich, sogar einen kompletten Stopp der Importe von fossilem
Erdgas aus Russland bis zum nächsten Winter abzufedern, sodass die
Versorgung der Haushalte garantiert ist, das Stromsystem stabil
läuft, und es nicht zu einem Schaden für Industrie und Wirtschaft
kommt. Gleichzeitig dürfen kurzfristige Maßnahmen nicht zu einem
„Lock-In“ in klimaschädlicher Infrastruktur führen. Der Weltklimarat
warnt davor, dass wir durch kurzsichtige, unüberlegte Maßnahmen
langfristig noch größere Schäden in Kauf nehmen. Deshalb dürfen wir
durch unsere Reaktion auf den Angriffskrieg in der Ukraine die
notwendige Energiewende in Österreich und Europa nicht verzögern.”
Laut Auswertung der Statistik Austria werden 22 Prozent des
Energieverbrauchs in Österreich mit Gas gedeckt. Das sind fast 90
Terawattstunden oder 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Etwa ein Drittel
davon wird umgewandelt, etwa zu Fernwärme oder Strom. Rund 60 Prozent
werden direkt als Wärmeenergie genutzt. Die größten Abnehmer sind in
der Industrie: Papierindustrie, die Chemie- und Petrochemieindustrie
und die Eisen- und Stahlerzeugung. Etwa 20 Prozent des Gases wird zum
Heizen in Haushalten genutzt. 23 Prozent der Heizungen in Österreich
sind Gasheizungen - der Anteil ist vor allem in Wien,
Niederösterreich und dem Burgenland hoch. Über 80 Prozent der
benötigten Menge an fossilem Gas wird aus Russland importiert, 10
Prozent stammt aus dem Inland.
Das Maßnahmenpaket finden Sie unter https://act.gp/Energiewende22.
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