ORF-„matinee“ zum Weltfrauentag: „Frauenbilder – Gegenbilder: Die Künstlerinnen der Wiener Moderne“, Porträt Yuja Wang
Außerdem: „Die Kulturwoche“
Wien (OTS) - Anlässlich des Internationalen Frauentags (Details zum ORF-Schwerpunkt unter presse.ORF.at) würdigt die „matinee“ am Sonntag, dem 6. März 2022, um 9.05 Uhr in ORF 2 zunächst mit einer Dokumentation „Frauenbilder – Gegenbilder: Die Künstlerinnen der Wiener Moderne“. Danach blickt das Filmporträt „Yuja Wang – Aus dem Leben einer Pianistin“ (9.50 Uhr) hinter die Fassade des Popstar-Images der chinesischen Künstlerin. Den von Clarissa Stadler präsentierten ORF-Kulturvormittag beschließt „Die Kulturwoche“ (10.40 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps.
„Frauenbilder – Gegenbilder: Die Künstlerinnen der Wiener Moderne“ (9.05 Uhr)
Wien um 1900: Kunst und Geistesleben entfalten sich geradezu explosionsartig. Kurz vor dem Untergang der Doppelmonarchie prunkt und protzt ihre Metropole mit revolutionärer Architektur und Musik, mit Neuentdeckungen in Wissenschaft und Philosophie. Die bis heute bedeutendsten Künstler der Wiener Moderne bilden das Dreigestirn Klimt-Kokoschka-Schiele. Und die Künstlerinnen jener Jahre? Sie leisten mutige Pionierarbeit, kämpfen darum, sich zu emanzipieren – und sind doch oft zum Scheitern verurteilt, weil Männer sie boykottieren und diskriminieren. Barbara Weissenbecks Dokumentation porträtiert die zu Unrecht Vergessenen und erzählt großteils sehr persönliche Geschichten des Kampfes um Anerkennung in einer männlich dominierten Kunstwelt. Der Film skizziert zugleich ein vielschichtiges und ambivalentes Bild der damaligen Gesellschaft.
Bis 1919 blieb Frauen in Wien der Zugang zur Kunstakademie verwehrt. Eine private Kunstausbildung konnten sich meist nur Töchter aus dem gehobenen Bürgertum oder aus Industriellenfamilien leisten, andere wichen an die Damenakademie nach München aus. Eben dort unterrichtete ab 1899 für einige Jahre die Wienerin Tina Blau. Sie gehört zu den wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit, die bis heute von der Kunstgeschichte erwähnt werden. In Wien, unweit der Prater-Rotunde, richtete sie sich ein Atelier ein, zog aber bevorzugt mit ihrem Malerwagen durch die Auen und malte unter freiem Himmel. Ihr monumentales Bild „Frühling im Prater“ wurde im liberalen Paris prämiert.
Heute erfährt das Werk der Broncia Koller-Pinell eine gewisse Renaissance, zu ihren Lebzeiten wurde es von männlichen Kritikern als dilettantisch und beliebig abgetan. Dennoch erkämpfte sich die Industriellentochter einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung, nahm schon mit Mitte 20 an internationalen Kunstausstellungen teil. Ab den 1930er Jahren hatte sie unter dem sich ständig verschärfenden Antisemitismus zu leiden und starb 1934.
Auf das Bild der Muse Gustav Klimts wird Emilie Flöge zumeist reduziert. Dabei war sie nicht nur eine äußerst erfolgreiche Unternehmerin – in ihrem Haute-Couture-Salon beschäftigte sie bis zu 80 Schneiderinnen –, sie war auch eine hochtalentierte Textilkünstlerin mit revolutionären Entwürfen.
In der Dokumentation werden auch die Malerin Olga Wisinger-Florian, die Bildhauerin Teresa Feodorowna-Ries oder die Keramikkünstlerin Vally Wieselthier vor den Vorhang geholt, deren Neuentdeckung hoch an der Zeit wäre.
„Yuja Wang – Aus dem Leben einer Pianistin“ (9.50 Uhr)
Schrille Auftritte, sexy Outfits – Yuja Wang zieht die Blicke auf sich. Die Dokumentation von Anaïs und Olivier Spiro zeigt das rastlose Leben der chinesischen Künstlerin, die zu den weltbesten Pianistinnen zählt, ganz nah. Es sind Momente ihres Erfolgs, aber auch dessen Kehrseite. Yuja Wang erregt musikalisch Aufsehen und spielt an der Seite der besten Dirigenten. Sie ist verblüffend virtuos, provozierend anders, knapp geschürzt wie ein Popstar, der sich in die Klassik-Szene verirrt hat. Es ist kein Zufall, denn sie bewundert Rihanna. Wang zeigt sich sowohl umschwärmt und gestresst, als auch einsam und ausgepowert nach den vielen Ovationen, sie ist inspiriert und doch voller Zweifel.