- 24.01.2022, 13:33:17
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HTU-Wien kritisiert Konzept der TU für Digitalisierung scharf
Buzzword-Universität mit gefährlich veralteten Ideen im Studienrecht
Der auf der Homepage des Wissenschaftministeriums veröffentlichte Plan zur Gründung einer TU für Digitalisierung strotzt geradezu vor Begriffen die einer Startup-Convention entrissen scheinen. Im Studienangebot findet sich kein Konzept außer zufällige Buzzwords wie „Sustainability“ oder „Systems“ mit einem Bindestrich oder einem Plus mit dem Wort „Digital“ zu verbinden.
Manche Ideen für die Buzzword-University scheinen den Zukunftsvisionen der 1950er entrissen. Das Ministerium führt als eine Zukunftsoption, im Sinne der Nachhaltigkeit, an die Campus-Standorte mit selbst fliegenden Taxis aneinander anzubinden. Ihre wohl während ihrer Taxiflüge entwickelten Ideen sollen Studierende in internationale Fernsehshows präsentieren.
Für eine Analyse der Nachhaltigkeit der Zurücklegung von Ultrakurzstrecken in einem Einzelpersonenfluggerät empfiehlt die HTU-Wien den Autor_innen des vorliegenden Konzepts ein Physik- oder Ingenieursstudium an einer bestehenden TU.
Das Konzept für das Studienrecht ist eine Zeitreise in die frühen 2000er und setzt sich zum Ziel möglichst gar nicht erst zu existieren. Das Ministerium sucht nach einer Gelegenheit all jene Ideen, die selbst für die katastrophale letzte Universitätsgesetz-Novelle zu schlecht waren, auszuprobieren und durch die Hintertür deren generelle Einführung vorzubereiten.
Das aktuelle Studienrecht im UG2002 ist bereits schlank, noch weniger Regeln bedeuten den Wegfall jeder Rechtssicherheit für die Studierenden.
Die Idee das Studienrecht ins Privatrecht zu überführen ist in etwa so sinnvoll wie Organmandate der Polizei zu privaten Verträgen zwischen Individuen zu erklären.
“Privatrecht im Studienrecht bedeutet, dass eine Institution mit Millionenbudget behandelt wird, als wäre sie in keiner Machtposition gegenüber Studierenden, über deren Karrierewege sie entscheiden kann.” - so Ronja Lenger vom Vorsitzteam der HTU.
Organisatorisch orientiert sich die neue Universität ebenfalls an längst überholten Idee öffentliche Organisationen wie Unternehmen zu strukturieren und macht eine GmbH zum Rektorat. Im gleichen Streich mit dem die administrative Leitung einer Firma übertragen wird, wird sämtliche inneruniversitäre Demokratie und Mitbestimmung unter dem Vorwand schlanker moderner Strukturen abgeschafft. Der Kollektivvertrag für Universitätspersonal soll ausgehebelt werden.
“Diese komplette organisatorische Verstümmelung des Konzepts Universität ist im gesamten Hochschulsektor einzigartig und führt die universitäre Selbstverwaltung ad Absurdum.” so Simon Los aus dem Vorsitz der HTU
Einer Universität die sich TU nennt obwohl sie keine technisch-naturwissenschaftlichen Studien anbietet, darf man unterstellen diesen Namen nur zu führen, um ihre ansonsten voraussichtlich irrelevanten Titel für Politik und Wirtschaft zu vergülden.
Die POP-UP TU für Digitalisierung reiht sich irgendwo zwischen “Kaufhaus Österreich” und dem Licht am Ende des Tunnels in die absurdesten Ankündigungen und Projekte dieser Regierung ein.
Buzzwords sind wie Seepocken, sie passen nicht in jede Dissertation und schon gar nicht in ein Universitätskonzept.Die HTU-Wien fordert das Ministerium auf bestehende Universitäten auszufinanzieren anstatt sich in sinnlosen Marketingprojekten zu verlieren.
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Simon Los
Hochschüler_innenschaft an der TU Wien
+43 1 58801 49507
vorsitz@htu.at
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