Zum Holocaust-Gedenktag am 21. Jänner um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: TV-Premiere der Kinodoku „Mauthausen – Zwei Leben“
Utl.: Zum Holocaust-Gedenktag am 21. Jänner um 22.35 Uhr in ORF 2;
danach: TV-Premiere der Kinodoku „Mauthausen – Zwei Leben“ =
Wien (OTS) - Tausende Fotos, die zutiefst verstören. Fotos, auf denen
die SS ihre grauenvollen Verbrechen im KZ Mauthausen festgehalten
hat. Einer Gruppe mutiger spanischer Häftlinge, allen voran Francisco
Boix, und einer Bürgerin von Mauthausen ist es zu verdanken, dass die
Bilder als Zeitdokumente und Beweismaterial erhalten geblieben sind.
Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
(Details zum umfangreichen ORF-Programmschwerpunkt unter
presse.ORF.at) zeigt „Universum History“ am Freitag, dem 21. Jänner
2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Neuproduktion „Widerstand im KZ – Der
Fotograf von Mauthausen“ von Barbara Necek (ORF-Bearbeitung: Andrea
Lehner). Um 23.20 Uhr folgt die TV-Premiere der vom ORF im Rahmen des
Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Kinodoku „Mauthausen – Zwei
Leben“ von Simon Wieland. Der Film schildert die Geschichte zweier
Menschen, die während des NS-Regimes Zeugen der grauenvollen Vorgänge
im Konzentrationslager Mauthausen wurden – jene des Polen Stanisław
Leszczyński als KZ-Häftling sowie jene des aus Mauthausen stammenden
Franz Hackl als Lehrling in der Schlosserei des Lagers. Zwei
Schicksale, die konträrer nicht hätten sein können – und die doch so
viele verstörende Gemeinsamkeiten haben.
„Widerstand im KZ – Der Fotograf von Mauthausen“
Der ehemalige Spanienkämpfer Francisco Boix ist erst 20 Jahre alt,
als er 1941 nach Mauthausen verschleppt wird. Der in Barcelona
geborene Katalane ist gelernter Fotograf. Die SS weist ihn deshalb
ihrem Erkennungsdienst zu. Dort bleibt er von schwerer körperlicher
Arbeit im Steinbruch verschont und erfährt vieles über das Martyrium
seiner Mithäftlinge und das zynische und barbarische System der
Nationalsozialisten. Damit die Täter nicht ungestraft davonkommen,
fasst er einen lebensgefährlichen Plan: so viele Negative wie möglich
hinauszuschmuggeln und in Sicherheit zu bringen. Um eines Tages, wie
er hofft, der Welt damit die abscheulichen Verbrechen der Nazis
beweisen zu können. In kleinen Päckchen tragen die Widerstandskämpfer
die Negative am Körper, verstecken sie in den Baracken, schleusen sie
aus dem Lager – insgesamt mehr als 20.000. Dass es den spanischen
Häftlingen gelungen ist, so viele Negativstreifen in Sicherheit zu
bringen, ist auch dem außerordentlichen Mut einer Bürgerin von
Mauthausen zu verdanken – Anna Pointner, die das Regime verabscheut.
Unter widrigsten Umständen, in einer Umgebung glühender
Nationalsozialisten und der SS gelingt es ihr, den Kontakt zu einer
Gruppe junger spanischer Zwangsarbeiter herzustellen, die an ihrem
Haus vorbeigehen. Sie vertrauen ihr Filmstreifen an, die sie in einer
Mauer hinter ihrem Wohnhaus versteckt. Damit bringt auch sie sich und
ihre Familie in Lebensgefahr. Francisco Boix wird im Jänner 1946 als
Zeuge zu den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen geladen. Dank
seiner Beweisfotos werden 58 der 61 Angeklagten verurteilt.
Von keinem anderen Konzentrationslager sind so viele Fotos erhalten
geblieben wie von Mauthausen. Unter der Leitung von
SS-Hauptscharführer Paul Ricken machte die SS viele Aufnahmen, die
das Lagerleben dokumentieren sollten. Sie geben einen Eindruck von
den schrecklichen Lebensbedingungen und der Schwerstarbeit, die die
Häftlinge im Steinbruch verrichten mussten. Zwei Bilder zeigen
Häftlinge, die in den Selbstmord getrieben wurden. Andere Bilder
beweisen, dass bekannte Nazi-Führer wie Albert Speer oder Ernst
Kaltenbrunner Mauthausen besucht hatten. Von den Zigtausenden
Negativen, die Francisco Boix und seine Landsleute gerettet haben,
ist bisher nur ein Bruchteil gefunden worden. Sie befinden sich in
Archiven in Barcelona, Paris und Wien. Fotos, die beweisen, wie die
SS ihre Morde als sogenannte „unnatürliche Todesfälle“ tarnte, Fotos
von Gaskammern, Hinrichtungszeremonien und erzwungenen Selbstmorden –
aber auch Porträts der Täter, offizielle Besuche hochrangiger
Nationalsozialisten und private Aufnahmen der SS-Schergen beim
Sonnenbad oder bei Feierlichkeiten. Die Fotos verstören nicht nur
wegen der Gräueltaten, die abgebildet sind, sondern auch wegen der
von Boix darauf notierten Details: Datum der Aufnahme, Namen der
Täter, Informationen zu Opfern, Zweck der Aufnahme. Als die SS kurz
vor der Befreiung in der Nacht auf den 3. Mai 1945 fluchtartig das KZ
verlässt, greift Francisco Boix zur Leica des Erkennungsdienstes und
fotografiert das Geschehen – das Chaos im Lager, in dem sich die
Häftlinge plötzlich frei bewegen können, seine spanischen Kameraden,
die mit ihren Häftlingsnummern vor der Kamera posieren, und die
Ankunft der US-amerikanischen Armee. Auf Basis von Boix’ Aufnahmen
stellen die US-Fotografen zwei Tage später die Befreiungsszenerie für
ihre eigenen Fotos nach. Die Bilder gehen um die Welt, entsprechen
aber nicht der Realität. Denn die spanischen Häftlinge haben eigens
dafür ein Banner angefertigt, auf dem sie die amerikanischen Soldaten
begrüßen.
Es ist eine erschütternde Geschichte von Widerstand und Mut, die
„Universum History“ anhand von bisher kaum bekannten
Originalaufnahmen des Mauthausen Prozesses, Archivfotos und
Interviews mit internationalen Historikerinnen und Historikern sowie
KZ-Überlebenden erzählt. Die Tatsache, dass Menschen das eigene Leben
riskiert haben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, hat dazu
beigetragen, dass die Täter einer gerechten Strafe zugeführt werden
konnten und die Opfer niemals vergessen werden.
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