Österreich baut Vorreiterrolle bei tier- und umweltfreundlicher Geflügelhaltung aus
Utl.: Österreich baut Vorreiterrolle bei tier- und
umweltfreundlicher Geflügelhaltung aus =
Wien (OTS) - Die weltweit gängige Praxis des Schredderns der
männlichen Geschwister der Legehennen wird in Österreich nicht mehr
angewendet und soll nun auch gesetzlich verboten werden. In einem
breiten Schulterschluss der österreichischen Geflügelwirtschaft mit
heimischen Zoos und Greifvogelorganisationen sowie den
Koalitionsparteien einigte man sich nach einem strukturierten
Konsultationsprozess kürzlich in einer Branchenvereinbarung auf ein
"Drei-Säulen-Modell" zum Ausstieg aus dem nutzlosen Töten von
männlichen Legeküken. Demnach dürfen ab 1.Jänner 2022 keine zuvor
lebensfähigen Küken mehr an Einrichtungen der Tierkörperverwertung
abgegeben werden. Nur nachweislich von österreichischen Zoos und
Greifvogelstationen tatsächlich benötigte Futterküken dürfen
qualitätsgesichert an diese Einrichtungen ausgeliefert werden.
Parallel dazu unterstützt die Branche die Aufzucht der männlichen
Legeküken in den Premium-Programmen der Legehennenhaltung und
beobachtet die technische Weiterentwicklung und Praxisreife von
möglichst früh nach Brutbeginn ansetzenden Methoden der Früherkennung
des Geschlechts im Brutei.
Konkreten Nutzen nachweisen
Die österreichische Geflügelwirtschaft verfügt mit der
QGV-Datenbank seit vielen Jahren über ein behördlich anerkanntes
Datenbanksystem, über das schon jetzt alle Tierhaltungsbetriebe wie
auch die heimischen Brütereien und Schlachtbetriebe umfänglich
eingebunden sind. Jeder einzelne Kükenschlupf ist in der Poultry
Health Data (PHD) der QGV genau dokumentiert. "Zukünftig werden auch
abnehmerseitig österreichische Zoos und Greifvogelstationen in das
System eingebunden. Tatsächlich benötigte Futterküken können damit
qualitätsgesichert über das System bestellt und abgerufen werden",
freut sich QGV-Obmann Gerhard Skreinig. Die Geflügelwirtschaft
investiert in entsprechende Kühlanlagen und organisiert mit Partnern
den Transport zu den Abnehmern. Die QGV übernimmt darüber hinaus in
einer freiwilligen Selbstverpflichtung auch die jährliche öffentliche
Berichtslegung zu den drei Handlungsoptionen im "Drei-Säulen-Modell".
Futterküken als unverzichtbare Nahrungsquelle
Zoos und Greifvogelstationen brauchen Versorgung mit Futter.
"Futterküken stellen eine unverzichtbare Nahrungsquelle für unsere
Zootiere, darunter zahlreiche gefährdete Arten, dar", so Andreas
Artmann, Präsident der Österreichischen Zoo Organisation (OZO). "Für
unsere Zoos ist es wichtig, dass hier eine Lösung gefunden wurde, die
eine qualitätskontrollierte Bereitstellung dieser Futterküken und ein
Töten unter CO2-Narkose sichert und sinnloses Schreddern verhindert",
so Artmann. Mit einem gänzlichen Stopp des Tötens von Küken in
Österreich hätten große Mengen an Futterküken aus dem europäischen
Ausland importiert werden müssen.
Aufzucht der männlichen Legeküken
Österreich war das erste Land weltweit, das im Rahmen einer
Branchenvereinbarung in der gesamten Bio-Eierproduktion die Aufzucht
der männlichen Legeküken umgesetzt hat. Auch in einzelnen
Premium-Programmen in der Freilandhaltung werden männliche Küken
aufgezogen. In der nun ausverhandelten Branchenvereinbarung ist
vorgesehen, dass die weitere Entwicklung dieser Handlungsoption den
strategischen Überlegungen der Marktpartner überlassen bleiben soll.
Entstehende Mehrkosten müssten jedenfalls umfänglich abgegolten
werden.
Früherkennung des Geschlechts im Brutei
Seit mehreren Jahren laufen weltweit die Forschungen nach einer
möglichst früh nach Brutbeginn ansetzenden Methode zur Früherkennung
des Geschlechts im Brutei. In Zentraleuropa sind seit Kurzem drei
Verfahren im Einsatz. Man unterscheidet zwischen hormonellen
Bestimmungsverfahren und spektroskopischen Verfahren. Ein Testgerät
eines spektroskopischen Verfahrens war in Österreich im Probebetrieb
und zeigt sich als theoretisch praxistaugliche Option. Das Geschlecht
des Kükens kann je nach Verfahren zwischen dem neunten und dem 13.
Tag der Bebrütung bestimmt werden. In der Branchenvereinbarung sieht
man es jedoch als zielführend an, einem Verfahren den Vorzug zu
geben, dass das Geschlecht möglichst vor dem Einsetzen des
Schmerzempfindens feststellt. Die Forschung wird in den nächsten
Jahren neue Erkenntnisse liefern, die eine Evaluierung notwendig
machen werden.
Vorreiterrolle weiter ausgebaut
"Mit der Branchenvereinbarung für den künftigen Umgang mit
männlichen Legeküken ist uns ein weiterer Meilenstein zur Sicherung
der heimischen Eierproduktion gelungen. Zusammen mit dem
österreichischen Mehrwertpaket an Zusatzleistungen, wie dem
AMA-Gütesiegel, der Fütterung von europäischem gentechnikfreiem Soja
oder aber dem gänzlichen Ausstieg aus der Käfighaltung sind wir
europaweit Vorreiter bei einer ethisch akzeptierten Geflügelhaltung",
freut sich EZG-Obmann Franz Kirchweger.
Bestmögliche Lösung für Tiere und Umwelt
Der Obmann der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen
Geflügelwirtschaft, Franz Karlhuber, sieht die vorliegende Einigung,
nach Abwägung aller Vor- und Nachteile der Handlungsoptionen, als
bestmögliche Lösung im Interesse der Tiere und der Umwelt. "Wir
freuen uns über die erzielte Einigung und zeigen damit einmal mehr,
dass wir in der Verantwortung für unsere Tiere bereit sind,
Veränderungen in Kauf zu nehmen. Die Einigung ist vor allem ein
Erfolg für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, die seit Jahren
beim Einkauf auf hochwertige Eier aus österreichischer
Legehennenhaltung vertrauen", erklärt Karlhuber. (Schluss)
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