- 09.12.2021, 06:00:02
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Greenpeace-Berechnung: 1,4 Millionen Pakete aus Österreich mit neuwertiger Kleidung und Elektronik vernichtet
Online-Giganten müssen Warenvernichtung stoppen - Greenpeace fordert von der Bundesregierung Vernichtungsverbot für neuwertige Ware
Utl.: Online-Giganten müssen Warenvernichtung stoppen - Greenpeace
fordert von der Bundesregierung Vernichtungsverbot für
neuwertige Ware =
Wien (OTS) - Eine aktuelle Greenpeace-Recherche zeigt die drastischen
Ausmaße des Konsum-Wahns im Online-Handel: Insgesamt wurden im
Corona-Jahr 2020 rund 139 Millionen Pakete an PrivatkundInnen in
Österreich versendet - deutlich mehr als noch das Jahr davor. Die
großen Gewinner sind die internationalen Versandriesen Amazon,
Zalando und Co. Weil das Produkt nicht gefällt oder nicht passt,
wurde jedes dritte Paket wieder an die Händler zurückgeschickt - in
Summe rund 46 Millionen Rücksendungen. Das erschreckende dabei:
Allein im Bereich Kleidung und Elektronik wurden im vergangenen Jahr
laut Greenpeace-Einschätzung rund 1,4 Millionen Retourpakete aus
Österreich entsorgt. Das hat die Umweltschutzorganisation anhand von
Studien und Paketstatistiken errechnet. Der Grund für dieses Vorgehen
ist, dass es für die großen Online-Händler oft billiger kommt die
Neuware zu vernichten, als diese zu lagern, zu reparieren oder
weiterzugeben. Greenpeace fordert jetzt von der österreichischen
Bundesregierung ein Vernichtungsverbot für unverkaufte und
retournierte Ware.
“Amazon und Co. überschwemmen den Markt mit Billigware und animieren
zu Impulskäufen, die immer häufiger zurückgesendet werden. Wie die
Greenpeace-Berechnung jetzt zeigt, werden etwa 1,4 Millionen Pakete
aus Österreich voll mit neuer Kleidung und Elektrogeräten einfach so
vernichtet. Jedes Produkt, das mühsam produziert und dann unbenutzt
zerstört wird, ist eines zu viel”, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin
bei Greenpeace in Österreich. Durch die Corona-Pandemie hat das
Online-Shopping weiter an Fahrt aufgenommen. Im letzten Jahr wurde in
Österreich um 17 Prozent mehr Umsatz gemacht als noch 2019. Der
Umsatz, der in Österreich registrierten, internationalen
Online-Händler wie Amazon machte 2020 mehr als die Hälfte der
Gesamtumsätze im Online-Handel aus. Damit tragen sie auch die größte
Verantwortung im Umgang mit zurückgeschickter Ware.
Das Institut für Ökologie und Politik hat 2021 für das Europäische
Umweltbüro (EEB) eine Studie veröffentlicht und schätzt, dass bei
Textilien 10 bis 20 Prozent und bei Elektroartikel 4 bis 10 Prozent
der Rücksendungen entsorgt werden. Greenpeace hat auf Basis der
konservativen Angaben die Menge für Österreich berechnet: Im Jahr
2020 sind demzufolge 1,31 Millionen Pakete mit Textilien und rund
120.000 Pakete mit Elektroartikel vernichtet worden. “Das schmutzige
Geschäft mit zerstörten Retouren und Lagerbeständen muss gestoppt
werden. Um ein T-Shirt oder einen Fernseher herzustellen, werden
Unmengen an Ressourcen verbraucht und klimaschädliches CO2, etwa für
den Transport, in die Luft geblasen”, sagt Panhuber. Auf Anfrage von
Greenpeace zu konkreten Zahlen, hat Zalando nicht geantwortet, der
Versandhändler Unito berichtet, dass retournierte Ware “im
Promillebereich” vernichtet wird. Amazon verweist auf seinen
Unternehmensblog. Während Amazon dort behauptet nur in Ausnahmefällen
Waren zu vernichten, zeichnen die Recherchen von Greenpeace ein
anderes Bild. Mindestens eine LKW-Ladung nicht verkaufter
Versandartikel landet allein an einem einzigen Amazon-Standort in
Deutschland jede Woche im Müll. Nicht nur Retouren auch völlig
intakte Neuware von Amazon-Marketplace Anbietern, die nicht innerhalb
einer bestimmten Frist verkauft wurde, wird laut Videoaufnahmen
entsorgt.
Um die Vernichtung von neuwertiger Ware zu stoppen, gibt es in
Deutschland seit 2020 die sogenannte Obhutspflicht, die jedoch noch
nicht sanktionierbar umgesetzt ist. “Wir müssen auch in Österreich
Ressourcen schützen und dafür sorgen, dass nur das produziert wird,
was auch gebraucht wird. Dafür ist dringend ein gesetzlich
verankertes Vernichtungsverbot notwendig. Entscheidend ist dabei,
dass Verstöße auch sanktioniert werden”, sagt Panhuber. Zudem müssen
Initiativen und Berufsgruppen, die zum Ziel haben Produkte
wiederzuverwenden, mehr gefördert werden. Dazu gehören etwa
Repair-Cafés, Re-Use Betriebe, Reparaturwerkstätten, Schneider oder
Schuster.
Factsheet zu Retouren im Online-Handel finden Sie hier:
https://act.gp/3lxkkJB
Bildmaterial: https://act.gp/32JDipR
Fotomaterial steht unter Angabe der Credits für die redaktionelle
Nutzung kostenlos zur Verfügung
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